BVB in der Bundesliga:14 Tage Prüfung

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Dortmunds Matthias Ginter (links) feiert mit Joo-Ho Park. (Foto: AP)
  • Zehn Pflichtspielsiege in Folge: Borussia Dortmund geht selbstbewusst ins Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.
  • Die Partie ist für den BVB auch eine Probe vor dem Spitzenspiel in zwei Wochen gegen den FC Bayern.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Dass am Samstag im 480 Kilometer fernen München das Oktoberfest begonnen hat, interessiert die Fußballer von Borussia Dortmund schon deshalb nicht, weil ihnen ihr Trainer und Ernährungsberater Thomas Tuchel Schmankerl wie Hendl, Ochsenfetzensemmel und vergorenen Getreidesud aus Literkrügen gar nicht erlaubt.

Die Wiesn ist in den Dortmunder Köpfen noch nicht gegenwärtig. Obwohl: vielleicht doch ein ganz kleines bisschen. Denn in zwei Wochen, wenn die Wiesn zu Ende geht, an jenem Sonntag, dem 4. Oktober, da gastieren die Borussen bei den Bayern. Bis dorthin müssen sie beweisen, dass dieses Duell eines Spitzenspiels dann auch wirklich würdig ist.

Die zwei Wochen mit fünf Pflichtspielen, die den Weg gen München gewissermaßen markieren, beginnen für die Dortmunder an diesem Sonntag mit einer Heimpartie gegen Bayer Leverkusen. Das ist gewissermaßen die Vorprobe. Dortmund, mit zehn Pflichtspielsiegen in Serie in die Saison gestartet, hat unter dem neuen Trainer Tuchel bisher alles gewonnen: fünf Europapokal- und vier Bundesligaspiele sowie eine Pokalpartie. Mit 15 Treffern in vier Bundesliga-Spielen ist der BVB das gegenwärtige Nonplusultra in der Liga, und man darf gespannt sein, wie diese Mannschaft sich kurzfristig entwickelt: zunächst gegen Leverkusen - und dann in zwei Wochen beim FC Bayern.

Sie vergleichen sich mit dem FC Bayern

Die Heimpartie gegen Leverkusen hat einen sentimentalen Beiklang für die Schwarz-Gelben aus Westfalen, weil das erste Spiel der vergangenen Spielzeit den Anfang vom Ende der Ära des Trainers Jürgen Klopp in Dortmund markierte. 9,6 Sekunden war das Spiel damals alt, als Leverkusens Karim Bellarabi die 1:0-Führung für Bayer erzielte. Von diesem Schock, wenn man so will, erholte sich der BVB erst in der Rückrunde, aber Klopp erholte sich nie so richtig und kündigte frühzeitig seinen Abschied an. Sein Nachfolger heißt Tuchel und ist bislang so erfolgreich, wie ein neuer Trainer es nur sein kann.

Nun also kommt wieder Leverkusen, und die Dortmunder wollen die Schwächen aus dem Vorjahr endgültig vergessen. Sie wähnen sich nach ihrem Last-Minute-2:1 gegen die Russen aus Krasnodar am Donnerstagabend in der Europa League schon auf bestem Wege, die Münchner Mentalität zu kopieren.

Denn das vermeintlich glückliche Triumphieren mit späten Siegtoren nach durchwachsenen Auftritten sei bekanntlich, so sagt der Abwehrmann Mats Hummels, eine Bayern-Stärke: "Sie wissen bis zum Ende, dass sie immer noch gewinnen können." So weit hat ihr Selbstvertrauen die Dortmunder in der noch jungen Saison bereits getragen. Sie vergleichen sich mit dem FC Bayern.

Bis in zwei Wochen dieser Vergleich direkt und unmittelbar ansteht, bietet die aktuelle Partie gegen Leverkusen beiden Klubs die Gelegenheit, ihre Aufwärtsform zu stärken und in der Belegschaft den Kampfgeist für die kommenden 14 Tage auszutesten. In den Europapokalspielen unter der Woche hatte sich nämlich ergeben, dass die Zugänge Ansprüche auf mehr Einsätze auch in der Liga anmelden.

Der Slowene Kevin Kampl und der Mexikaner Javier Hernandez, genannt Chicharito, haben Bayer Leverkusen beim 4:1-Sieg gegen das weißrussische Borisov mit Toren sehr unterstützt, während der Dortmunder Siegtreffer in der Nachspielzeit zum 2:1 gegen Krasnodar vom Südkoreaner Joo-Ho Park erzielt wurde, der erst kürzlich aus Mainz hinzustieß.

Eine aufregende Personalie namens Castro

Den Trainern Roger Schmidt und Thomas Tuchel kamen derlei individuelle Leistungsexplosionen ganz gelegen, um ihr glückliches Händchen bei der kurzfristigen Spielerakquise zu demonstrieren. Mindestens die beiden Leverkusener könnten im Bundesligaduell an diesem Sonntag dann auch zur Startformation zählen, weil auf der Kampl-Position womöglich Lars Bender ausfällt und weil Hernandez Stefan Kießling zu verdrängen droht. Weil es für Kießling aber das 350. Bundesligaspiel ist, könnte Trainer Schmidt auch beide zugleich aufbieten.

In Dortmund gibt es momentan vor allem eine aufregende Personalie, die gegen Bayer noch einmal in den Blickpunkt rückt. Gonzalo Castro, im Sommer für geschätzte zwölf Millionen Euro aus Leverkusen gekommen, hat sich bislang nicht durchsetzen können. Ein Auftritt gegen seine vormaligen Kollegen vom Rhein könnte Castros Blockade lösen. Dem BVB würde dies zusätzliche Möglichkeiten eröffnen - gerade im Hinblick auf jenes Spiel, mit dem in zwei Wochen in München das Oktoberfest beschlossen wird. Aber daran denken die Dortmunder jetzt sicher erst mal nur im Hinterkopf.

© SZ vom 20.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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