Bischofswerda:Dutzende Fremdenfeinde pöbeln gegen ankommende Flüchtlinge

Rechtsextreme demonstrieren in Bischofswerda

Erst der Demonstrationszug, dann die Belagerung des Flüchtlingsheims: Fremdenfeindliche Demonstranten am Freitagabend in Bischofswerda.

(Foto: dpa)
  • Im sächsischen Bischofswerda pöbeln Fremdenfeinde den zweiten Abend in Folge vor einer Notunterkunft für Flüchtlinge.
  • Die Polizei muss die ankommenden Busse mit Flüchtlingen schützen.

Fremdenfeinde pöbeln gegen ankommende Flüchtlinge

Nur unter Polizeischutz sind Flüchtlinge im sächsischen Bischofswerda in ihre Notunterkunft gelangt. Rechtsextreme Krawallmacher belagerten am Freitagabend die Zufahrt zu dem Asylbewerberheim, skandierten ausländerfeindliche Parolen und warfen eine Flasche gegen einen Bus mit Flüchtlingen, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte.

Eine Gruppe von mehr als 50 Menschen habe sich am Freitagabend vor der Halle versammelt, sagte der Sprecher. Eine rechte Initiative hatte kurzfristig einen Protestmarsch durch die benachbarten Straßen angemeldet. Zuvor hatte es Aufrufe in sozialen Netzwerken gegeben. Nach einem kurzen Marsch stoppten die Teilnehmer vor dem Heim. Einige von ihnen versperrten vorübergehend den Zufahrtsbereich zu dem Heimgelände. Sie kamen aber der Aufforderung nach, den Bereich zu räumen.

MDR Sachsen zufolge bewertete ein Polizeisprecher die Lage als ingesamt ruhig. Aber immer dann, wenn ein Bus mit Flüchtlingen die Einfahrt passiert habe, sei die Stimmung "aggressiv" geworden. Insgesamt kamen am Freitag fünf Busse mit Flüchtlingen an.

Die pöbelnden Fremdenfeinde harrten bis in den späten Abend vor dem Heim aus. Nach Angaben der Polizei wurde die Gruppe vorrübergehend kleiner, zuletzt seien jedoch 80 bis 100 Menschen vor der Unterkunft gewesen. Erst gegen Mitternacht normalisierte sich die Lage wieder: Die Rechtsextremen und Dutzende Gaffer verschwanden in der Dunkelheit. Verletzt wurde niemand.

Festnahmen gab es nicht. Zwei 18 und 34 Jahre alte Männer zeigten nach Polizeiangaben den Hitlergruß. Gegen sie werde nun ermittelt. Ansonsten sollen die "verbalen Entgleisungen" der Demonstrationsteilnehmer strafrechtlich nicht relevant gewesen sein, etwa als Volksverhetzung, wie die Polizei sagte. Nach Informationen des MDR wurden auch Hilfskräfte von DRK und THW ausgebuht und beschimpft.

Bereits am Freitag Pöbeleien vor der Flüchtlingsunterkunft

Die Polizei musste damit bereits den zweiten Abend in Folge mit einem großen Aufgebot die Lage vor der Unterkunft beruhigen. Bereits die Ankunft der ersten Flüchtlinge in der Nacht zum Freitag war von ausländerfeindlichen Pöbeleien von etwa 50 bis 70 Menschen begleitet worden. Rund 30 Menschen versuchten, die Zufahrt zur Halle zu versperren, waren von den Beamten allerdings abgedrängt worden.

In Sachsen war es bereits im August zu massiven Ausschreitungen gegen Flüchtlinge gekommen. Rechtsextreme Krawalle vor der Notunterkunft in Heidenau lösten eine Welle der Solidarisierung mit Flüchtlingen aus. Auch Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel besuchten daraufhin das dortige Asylbewerberheim.

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