Griechenland:Klarer Wahlsieg für Syriza - schnelle Regierungsbildung zeichnet sich ab

Alexis Tsipras

Syriza-Chef Alexis Tsipras und Anel-Chef Panos Kammenos am Sonntag in Athen

(Foto: AP)
  • In Athen deutet sich eine Erneuerung der Koalition aus Syriza und der rechtspopulistischen Anel an. Alexis Tsipras könnte bereits am Montag wieder als Premier vereidigt werden.
  • Nach Auszählung fast aller Stimmen erreicht Syriza fast 35,5 Prozent der Wählerstimmen. Die konservative Nea Dimokratia erreicht demnach etwa 28 Prozent.
  • Die Wahlbeteiligung war mit etwa 56 Prozent deutlich geringer als bei der Wahl im Januar und beim Referendum im Juli.

Koalition in Sicht

Nach dem klaren Sieg der Linkspartei Syriza bei der Parlamentswahl in Griechenland soll ihr Chef Alexis Tsipras schon am Montagabend vereidigt werden. Das berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT1) unter Berufung auf Syriza-Kreise. Das neue Kabinett soll demnach schon am Dienstag vereidigt werden. Über die Zusammensetzung der Ministerriege gab es zunächst keine Informationen.

Am Vorabend hatten Tsipras und Panos Kammenos von den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (Anel) angekündigt, erneut eine gemeinsame Regierung bilden zu wollen. Beide Parteichefs traten am späten Sonntagabend gemeinsam auf und feierten den Wahlsieg. Syriza und Anel hatten bereits zwischen Januar und August eine Koalition gebildet.

Griechenland: SZ-Grafik; Quelle: Griechisches Innenministerium

SZ-Grafik; Quelle: Griechisches Innenministerium

Das überraschend gute Wahlergebnis reicht nicht, um Syriza eine absolute Mehrheit im Parlament zu sichern - trotz des Bonus von 50 Sitzen im 300-köpfigen Parlament, den die stärkste Partei laut griechischem Wahlrecht erhält. Alexis Tsipras ist daher auf einen Koalitionspartner angewiesen. Das Mandat zur Sondierung bekommt gemäß der griechischen Verfassung für drei Tage zunächst der Chef der stärksten Partei. Scheitert dieser Versuch, erhalten die zweit- und die drittstärkste Partei noch eine Chance.

Syriza gewinnt, Neofaschisten auf Platz drei

Tsipras stimmte die griechischen Bürger am Sonntagabend auf harte Zeiten ein. "Vor uns öffnet sich ein Weg von Arbeit und Kampf", schrieb der Syriza-Chef auf Twitter. Der Chef der konservativen Nea Dimokratia (ND), Evangelos Meimarakis, räumte seine Niederlage bei der Parlamentswahl in Griechenland ein. "Ich gratuliere Herrn Tsipras und fordere ihn auf, seine Regierung zu bilden", sagte er am Sonntagabend im griechischen Fernsehen.

Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt die Syriza-Partei von Tsipras bei den Parlamentswahlen klar in Führung; die konservative ND landet auf dem zweiten Platz. Das ergeben die offiziellen Auszählungen. Letzte Umfragen hatten noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten vorhergesagt (hier eine Übersicht der Konkurrenten von Alexis Tsipras). Drittstärkste Kraft wurde die neofaschistische Goldene Morgenröte mit sieben Prozent, sie hat damit leicht zugelegt.

Geringe Wahlbeteiligung

Fast zehn Millionen Griechen waren aufgerufen, an diesem Sonntag ein neues Parlament zu wählen. Doch viele von ihnen zogen es vor, der Abstimmung fernzubleiben.

Wähler berichteten von ungewohnt leeren Wahllokalen. Das Wahllokal sei "gespenstisch ruhig" gewesen, "fast wie in einem postapokalytischen Film", schreibt The Greek Analyst auf Twitter.

Die Beteiligung war mit etwa 56 Prozent diesmal deutlich geringer als bei der Wahl im Januar und dem von der Regierung veranstalteten Euro-Referendum im Juli - und so niedrig wie nie zuvor bei einer griechischen Parlamentswahl.

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