Flüchtlingskrise:Polen will nur symbolische Zahl an Flüchtlingen aufnehmen

  • Polens Ministerpräsidentin wirbt in einer TV-Ansprache für die Aufnahme von Flüchtlingen in ihrem Land.
  • Gleichzeitig kündigt sie an, nur eine symbolische Zahl von Schutzsuchenden in Polen unterbringen zu wollen.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt, die Zukunft der Union nicht aufs Spiel zu setzen.

"Wir können nicht so tun, als wären wir nicht betroffen"

Polen will Ministerpräsidentin Ewa Kopacz zufolge nur wenige der nach Europa strömenden Flüchtlinge aufnehmen. Es werde nur eine symbolische Zahl sein, ein kleiner Teil, sagte Kopacz am Sonntagabend im staatlichen Fernsehen. "Es werden auf jeden Fall weit weniger als die 80 000 Flüchtlinge aus Tschetschenien, die Polen in den 1990er Jahren aufgenommen hat." Gleichzeitig warb Kopacz dafür, sich in der Flüchtlingsfrage solidarisch zu zeigen. "Wir können nicht so tun, als wären wir nicht betroffen", sagte sie der Online-Nachrichtenseite gazeta.pl zufolge.

Vor dem EU-Sondergipfel am Mittwoch bekräftigte sie zudem, dass ihre Regierung nur Schutzsuchende und keine Wirtschaftsflüchtlinge akzeptieren werde. Anfang des Monats hatte Kopacz erklärt, dass Polen mehr als die angekündigten 2000 Flüchtlinge aufnehmen könnte, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Polen öffne sich gegenüber Familien mit Kindern, die um ihr Leben fürchten müssten.

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Merkel mahnt zur Einigung

Bundeskanzlerin Angela Merkel ermahnte die EU-Partner, die Zukunft der Union nicht aufs Spiel zu setzen. Sie hoffe, dass bei den Treffen der EU-Innenminister am Dienstag sowie der Staats- und Regierungschefs am Mittwoch Einigungen erzielt würden, "die den Menschen zeigen: Europa nimmt sich dieser Verantwortung gemeinsam an", sagte Merkel am Sonntag vor den Delegierten des Bundeskongresses der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Leipzig. Die Ergebnisse der Treffen würden "viel aussagen über die Zukunftsfähigkeit dieses Europas".

Die Flüchtlingskrise sei "nicht nur eine deutsche Herausforderung, sondern europäische Herausforderung", sagte Merkel. "Wir sind eine Europäische Union, die die gleichen Werte vertritt, die eine gemeinsame Asylpolitik hat, die sich für offene Grenzen zwischen den Mitgliedstaaten eingesetzt hat", fügte sie hinzu. Dies bedeute aber auch, "dass Europa jetzt gemeinsam handeln muss und gemeinsam Verantwortung tragen muss". "Deutschland allein kann diese Aufgabe nicht schultern", sagte Merkel. Sie dankte zugleich ehrenamtlichen Helfern sowie den Kommunen und Ländern für ihren Einsatz.

Am Mittwoch beraten die EU-Staats- und Regierungschefs auf einem Sondergipfel über Auswege aus der Krise und eine Verteilung der Flüchtlinge. Am Wochenende bahnten sich wieder Zehntausende Schutzsuchende den Weg über den Balkan nach Österreich. Viele von ihnen kommen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Die steigenden Zahlen in der Alpenrepublik könnten dazu führen, dass auch wieder mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, wo die Zahl der Neuankömmlinge zuletzt sank.

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