Am Dienstag treffen die Betten ein:Fliegerhorst nimmt 5000 Flüchtlinge auf

Um die Unterkünfte errichten zu können, muss ein eigener Bereich vom militärisch genutzten Teil des Areals abgetrennt werden. Landrat Bayerstorfer und Oberbürgermeister Gotz wurden erst am Wochenende informiert

Von Sebastian Fischer und Florian Tempel, Erding

Auf dem Gelände des Fliegerhorsts Erding wird ein Auffangzentrum für zunächst 1000 Flüchtlinge eingerichtet, das schrittweise auf eine Kapazität von 5000 erweitert wird. Dies teilte das Landratsamt Erding am Montag mit. Nach der Gäubodenkaserne in Feldkirchen bei Straubing ist der Erdinger Fliegerhorst als zweiter Standort in Bayern als sogenannte Wartezone für neu ankommende Flüchtlinge ausgewählt worden. Träger der Notunterkunft wird das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Bei der Einrichtung der Massenunterkünfte in Hallen und Zelten helfen Bundeswehr, das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Die Asylsuchenden sollen in Erding jeweils ein bis drei Tage bleiben, bevor sie nach einer Registrierung durch Beamte der Bundespolizei in Erstaufnahmeeinrichtungen in ganz Deutschland verteilt werden. Für welchen Zeitraum das Fliegerhorstgelände als Auffangzentrum beansprucht wird, ist noch offen. Von mehreren Monaten ist die Rede.

Die Entscheidung sei am Samstag getroffen worden, "in Abstimmung und im Einvernehmen mit der bayerischen Staatsregierung", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) beklagte, dass "die Lokalpolitik und das Landratsamt nur unzureichend über die Planungen informiert wurden und in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden waren". Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) erfuhr erst nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub am Sonntag davon.

Am Dienstag treffen die Betten ein: Auf dem Gelände des Fliegerhorstes werden bald neu ankommende Flüchtlinge in Hallen und Zelten untergebracht.

Auf dem Gelände des Fliegerhorstes werden bald neu ankommende Flüchtlinge in Hallen und Zelten untergebracht.

(Foto: Renate Schmidt)

Den Aufbau verantwortet ein Projektstab des THW, der seit gestern vor Ort ist und sein Büro in den Gebäuden der Bundeswehr eingerichtet hat. Einer THW-Sprecherin zufolge ist der Stab seit Sonntag auf dem Gelände und besteht aus 16 Personen. Am Montag fanden Begehungen des Geländes statt sowie Besprechungen mit Vertretern der Politik und Fliegerhorst-Kommandeur Markus Alder. Ein Mitglied des für den Landkreis zuständigen THW-Ortsverbands Markt Schwaben ist als lokaler Ansprechpartner im Projektstab dabei. Der Kreisverband des Roten Kreuz ist bislang noch nicht eingebunden worden, was Geschäftsführerin Gisela van der Heijden irritiert zur Kenntnis nahm.

Die konkrete Einrichtung von Hallen und der Aufbau von Zelten hat noch nicht begonnen. Bis zur Fertigstellung wird es der Sprecherin zufolge erfahrungsgemäß einige Tage dauern - womöglich über das kommende Wochenende hinaus. Laut Alder sind mehr als zwanzig Lagerhallen und Materialdepots freigeräumt worden. Sein Stellvertreter Stefan Schmid-Schickhardt ergänzte: "Wir stellen einen Teil unserer Liegenschaften bereit. Aber wir können nicht morgen ausziehen." Außerdem muss ein eigener Zugang geschaffen werden, um die Busse mit ankommenden Flüchtlingen um das militärisch genutzte Gelände herumzuleiten. Einen Nebeneingang zum Fliegerhorst gibt es unter anderem in der Rotkreuzstraße. Das sei "eine schwierige Frage", sagte Alder. Am Dienstag sollen erste Materiallieferungen, unter anderem Betten und Baustoffe, in Erding eintreffen.

Am Dienstag treffen die Betten ein: Landrat Bayerstorfer klagte, dass die Lokalpolitik und das Landratsamt vorab nicht eingebunden wurden.

Landrat Bayerstorfer klagte, dass die Lokalpolitik und das Landratsamt vorab nicht eingebunden wurden.

(Foto: Renate Schmidt)

Vor einer Woche hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Spitzentreffen mit den Ministerpräsidenten in Berlin zugesagt, dass der Bund mehrere Verteilerzentren mit bis zu 40 000 Plätzen schaffen werde, um die Länder bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu unterstützen. Das Bundesinnenministerium fragte zeitgleich beim Roten Kreuz und dem THW um Mithilfe an. Zudem stehen nach Angaben der Bundeswehr seit einer Woche bundesweit 4000 Soldaten und zivile Mitarbeiter "in kurzer Rufbereitschaft als 'Helfende Hände' bereit". Laut Carsten Spiering, Sprecher der Bundeswehr in Bayern, werden Soldaten aus ganz Deutschland zur Registrierung der Flüchtlinge abkommandiert.

Um auf dem Areal des Fliegerhorsts Notunterkünfte einzurichten, muss aus Sicherheitsgründen ein Bereich vom militärisch genutzten Teil abgeschirmt werden. Ein Zaun soll die Bereiche, deren Umfang noch nicht endgültig geklärt ist, trennen. In diesem Bereich sollen auch Zelte aufgebaut werden. "Die Menschen sollen sich frei bewegen können", sagte Spiering. Er schloss aus, dass die militärische Nutzung des Geländes eingeschränkt werde. Auf dem Fliegerhorstgelände werden vor allem Flugzeuge der Luftwaffe gewartet und instandgesetzt.

DRK-Sprecher Dieter Schütz sagte, dass es aktuell kaum noch Feldbetten in Deutschland gebe. In den nächsten Tagen liefere deshalb das Rote Kreuz aus den USA und Kanada 15 000 Feldbetten per Luftfracht in die Bundesrepublik. Zudem seien auch Rotkreuz-Helfer aus Kanada und Norwegen in Deutschland, um in den Flüchtlingszentren mitzuhelfen.

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