Hörfunktipps:Aufgekratzt

Pubertierende Sonderlinge, gespaltene Persönlichkeiten, der Irrwitz in einer PR-Agentur und Wahnideen unter afrikanischer Sonne: Der Fokus im Radio liegt dieser Tage auf dem Verschrobenen und Verrückten.

Von Stefan Fischer

Nicht mit mir: Steffen Moratz hat Per Pettersons Roman als Hörspiel inszeniert - die Freundschaft zweier jugendlicher Sonderlinge, erzählt aus (trügerischer) Erinnerung heraus (DKultur, Sonntag, 18.30 Uhr). Mit diversen Ausprägungen der eigenen Persönlichkeit spielt auch die Audio-Absurdität Kabinett Alter Ego (WDR 3, Montag, 23.05 Uhr). Was mit Menschen passiert, wenn alle Eindeutigkeit verloren geht, spielt Felicia Zeller durch im Hörspiel Die Welt von vorne wie von hinten (Bayern 2, Sonntag, 15 Uhr). Von Entwurzelung handelt auch Hermann Bohlens Groteske Lebensabend in Übersee: Rentner werden nach Polen oder gleich in den Südwesten Chinas verfrachtet, damit sie ihr Leben finanzieren können (DKultur, Mittwoch, 21.30 Uhr). In umgekehrte Richtung, auf eine bessere Zukunft, richtet sich der Blick von Choco Bé, einer Figur der Autorin Laura Tirandaz (SR 2, Sonntag, 17.04 Uhr). Die Spätfolgen des Kolonialismus spielen weit massiver noch eine Rolle in Edgar Lipkis Feedback Nigger Radio Reservation (WDR 3, Samstag, 15.05 Uhr). Sanft exaltiert ist, was sich Vor dem Fest zuträgt in der Adaption von Saša Stanišićs Roman (Kulturradio RBB, Sonntag, 14.04 Uhr).

Von Gleichschaltung und Résistance im französischen Literaturbetrieb während der deutschen Besatzung erzählt Christoph Vormweg in Die "Liste Otto" (WDR 3, Samstag, 12.05 Uhr). Olga Kapustina nimmt die Jugend Weißrusslands in den Blick: Generation Lukaschenko (DLF, Dienstag, 19.15 Uhr). Der Zündfunk Generator taucht ins politische Kino Joshua Oppenheimers ein (Bayern 2, Sonntag, 22.05 Uhr). Der Electronica-Produzent Matthew Herbert hat Radio-Sendungen aus Ost und West vom letzten Tag der deutsch-deutschen Teilung zur Grundlage der Komposition The Unknown gemacht, interpretiert vom Rias-Kammerchor und Rundfunkchor Berlin (DKultur und DLF, Nacht zu Freitag, 0.05 Uhr).

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