Lewandowski-Doppelpack beim 3:0:Fast wie Gerd Müller

Zehn Tore in sieben Spielen - und sein 100. Treffer in der Bundesliga: Beim 3:0 in Mainz stellt Bayern-Stürmer Robert Lewandowski schon wieder Rekorde auf.

Von Tobias Schächter, Mainz

Und dann zog Robert Lewandowski ganz schnell sein Trikot nach oben und hielt es so lange mit beiden Händen in die Höhe, dass auch der letzte Zuschauer im Stadion, sämtliche Fotografen und überhaupt alle Menschen an den Fernseh- und sonstigen Empfangsgeräten diese Zahl auf seinem Unterhemd lesen konnten: "100" stand da.

51 Minuten waren in der Arena des FSV Mainz 05 gespielt, und dieses von Lewandowski erzielte 1:0 war nicht nur der Schlüssel zum am Ende deutlichen 3:0-Erfolg des FC Bayern. Es war auch das 100. Bundesligator des Mittelstürmers. Es passt in diese atemberaubende Woche des Robert Lewandowski, dass natürlich auch dies einen Rekord bedeutete. Nachdem er sich vergangenen Dienstag mit fünf Treffern binnen neun Minuten beim 5:1 gegen den VfL Wolfsburg womöglich unauslöschlich in den Annalen der Bundesliga verewigt hatte, setzte dieser fast schon unverschämt komplette Stürmer in Mainz seine Rekordparade wie selbstverständlich fort.

Noch nie hat ein ausländischer Spieler so wenige Spiele gebraucht, um die 100 Tore in der Bundesliga voll zu machen: 168. Nur elf Minuten nach dem 1:0 erzielte Lewandowski auch noch das 2:0 - und stellte so einen Rekord von Gerd Müller ein: Zehn Tore in sieben Ligaspielen hatte zuvor nur der "Bomber der Nation" geschafft, der allerdings zwei Mal.

Eigentlich hat die Fifa Unterhemd-Botschaften verboten

So spektakulär Lewandowski auf dem Platz derzeit ein unlösbares Rätsel für Innenverteidiger abgibt, so sachlich und banal kommentiert er hinterher seine Leistungen. "Ich bin sehr zufrieden, auch wenn es heute schwierig war. Ich muss immer Gas geben, immer daran glauben", sagte er. Das mit dem T-Shirt sei seine Idee gewesen, erklärte er noch. Und klar rechnete er damit, dass es bereits im Mainz-Spiel so weit sein würde mit dem 100. Tor. "Man muss immer daran glauben, dass dieses Tor kommt." Wobei Philipp Lahm interessierte, ob er schon beim Spiel gegen Wolfsburg, dem Spiel mit dem Fünferpack, an die 100-Tore-Marke geglaubt hatte. "Es wäre spannend gewesen, zu sehen, ob er es schon am Dienstag drunter hatte."

Am Samstag jedenfalls hatte er seine Inszenierung nach dem Rekordtreffer regelkonform durchgezogen: Er lupfte das Trikot nicht über den Kopf, so dass Schiedsrichter Bastian Dankert keine gelbe Karte zücken konnte. Wobei ja die Ansage des DFB an die Referees vor der Saison war, dass laut eines Fifa-Beschlusses keine Botschaften auf Unterhemden erlaubt seien. Aber was sind schon Fifa-Beschlüsse wert in diesen Tagen?

Auf die Frage, ob er Lewandowski nach seinen Erfolgen nun einen Blumenstrauß schenken oder aber ihn noch härter anpacken werde, sagte Bayern-Trainer Pep Guardiola launig, er lasse den Torjäger am Abend ganz lässig mit seiner Frau aufs Oktoberfest gehen. Der siebte Sieg im siebten Ligaspiel hob auch bei dem pedantischen Katalanen die Laune.

In der ersten Halbzeit haben die Bayern oft Probleme

Kaum zu glauben, aber mit dem dritten Treffer in Mainz hatte Lewandowski nichts zu tun. Das 3:0 von Kingsley Coman (68.) bereitete Douglas Costa vor, der damit schon zehn Torvorlagen auf seinem Konto stehen hat.

"Lewi ist in der Krise. Er hat nur zwei Tore gemacht", kommentierte Sportdirektor Matthias Sammer lächelnd. Bei aller Freude über die Torrekorde des Mittelstürmers ging aber auch nicht unter, dass die Bayern eine Halbzeit lang Probleme hatten, Torchancen herauszuspielen gegen die mutig nach vorne verteidigenden Mainzer. Ein Phänomen, das sich schon durch die ganze Saison zieht. Die Tordifferenz des Tabellenführers in den ersten Halbzeiten beträgt zusammengerechnet 4:3. In der zweiten Hälfte: 19:0.

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Die Bayern spielen die Gegner wie in Mainz so lange müde, bis die Beine der Kontrahenten schwerer und die Räume größer werden. Wenn eine Mannschaft so kompakt stehe wie Mainz, dann müsse man die auch mal müde spielen, erklärte denn auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm. Und der Mainzer Mittelfeldspieler Danny Latza gab zu: "Gegen diese Weltklassespieler rennst du manchmal minutenlang hinterher, ohne den Ball zu kriegen." Irgendwann macht das halt schlapp, und wenn dann noch ein Tor fällt, sind diese Bayern einfach nicht zu stoppen. Lewandowski sowieso nicht.

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