Asylbewerber-Unterkünfte:2500 Plätze für Flüchtlinge fehlen

Notfallplan Asyl, Flüchtlinge Asylbewerber

Das Landratsamt legt eine Prognose vor: Bis 2016 könnten 2500 Plätze für Flüchtlinge im Kreis fehlen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Landratsamt legt im Kreis-Bauausschuss eine Prognose bis 2016 vor. Weil die meisten Unterkünfte einen langen Planungsvorlauf brauchen, ruft die Behörde nach Kommunen und privaten Bauherren

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Das Landratsamt rechnet damit, dass bis zum Ende des Jahres 2016 etwa 2500 Unterbringungsplätze für Flüchtlinge im Kreis fehlen. Als Grundlage für seine Aufstellung hat Hauptamtsleiter René Beysel die prognostizierten Asylbewerberzahlen für den Freistaat und die geplanten Gemeinschafts- und andere Flüchtlingsunterkünfte berücksichtigt. Sein Appell in der Sitzung des Kreis-Bauausschusses am Montag: Vor allem die 21 Städte und Gemeinden wie auch private Bauherrn müssten viel mehr im Bereich Wohnungsbeschaffung leisten.

Beysel orientierte sich an den aktuellen, aber noch inoffiziellen Zahlen: So rechnet er, dass in diesem Jahr eine Million Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden müssen, im kommenden Jahr zwei Millionen. Auch hat er verschiedenste Formen an Unterbringungsmöglichkeiten zusammengestellt. Als ein Beispiel nannte er die Gemeinschaftsunterkünfte, wie sie Bad Tölz plant oder auf dem Areal des Alten Forstamts in Wolfratshausen hätten errichtet werden sollen: Ihre Planung dauere drei Monate, von der Genehmigung bis zur Errichtung verstreichen sechs bis zwölf Monate. Genutzt werden könnten solche Unterkünfte mehr als zehn Jahre. Die Baukosten je 100 untergebrachten Personen belaufen sich auf 2,5 bis 3,5 Millionen Euro. Dies hänge stark vom Standort ab. Eine weitere Möglichkeit seien Container. Planung und Bauzeit seien verhältnismäßig kurz, dafür aber auch die Nutzungsdauer. Nach fünf bis zehn Jahren seien die Container "am Ende", so Beysel. Neue Module kosteten zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro, gebrauchte 500 000 bis eine Million. Angebote für letztere würden fast täglich im Landratsamt ankommen.

Eine Alternative zur dezentralen Unterbringung seien "Mobilehomes". Auch hier sind Planung (ein bis zwei Monate) und Bauzeit (bis zu einem halben Jahr) kurz. Bewohnt werden könnten sie maximal fünf Jahre. Mobilehomes sind kostengünstig: von 400 000 bis 600 000 Euro (neu) und gebraucht von 300 000 bis 400 000 Euro. Das Problem ist laut Beysel der große Flächenbedarf und der hohe Erschließungsaufwand, zumal die Anschlüsse für Wasser im Winter schwierig eisfrei zu halten seien. Letztlich seien Mobilehomes nur Notlösungen. Dennoch lasse die Kreisbehörde eine solche Unterbringung mit 50 Plätzen durchplanen: "Den Charme macht hier die Verfügbarkeit aus."

Noch in dieser Woche wird die Turnhalle am Ickinger Gymnasium belegt. Hallen seien nur als Notlösung für maximal sechs Monate zu sehen, sagte der Hauptamtsleiter. 100 000 Euro sind pro Turnhalle veranschlagt. Die Folgekosten für Renovierungen nach der Asyl-Nutzung könne keiner abschätzen. Derzeit seien 640 Plätze in Planung, was 16 Hallen entspreche. Zusätzlich müssten 300 Plätze für Flüchtlinge vorgehalten werden, sollte der Notfallplan des Freistaats in Kraft treten.

Als letzte Variante stellte Beysel dem Gremium Leichtbau- und Traglufthallen vor. Erstere seien vor allem im Winter nicht unbedingt sicher, ferner nur drei bis sechs Monate zu nutzen. Eine Traglufthalle koste je nach Ausstattung etwa 30 000 Euro im Monat. Auch hier wisse man nicht, was passiere, wenn es viel Schnee gibt. Zudem gebe es Lieferprobleme für Zusatzmodule wie Sanitär- oder Küchencontainer. Trotz der Nachteile berücksichtigte Beysel eine Traglufthalle in seiner Gesamtkalkulation und kommt so Ende 2016 auf 2493 Unterbringungsplätze zu wenig. "Da bin ich schon ein bisserl erschrocken", sagte er.

Nachdenklich machte die Präsentation auch die Kreisräte. "Da wird erst klar, was das alles im Einzelnen bedeutet", sagte Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne).

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