Versicherungen:Wer haftet?

Konzerne schließen Versicherungen ab für den Fall, dass ihre Vorstände oder Aussichtsräte fahrlässig große Schäden verursachen. Bei Volkswagen beträgt die vereinbarte Versicherungssumme eine halbe Milliarde Euro.

Von Friederike Krieger

Der VW-Skandal beunruhigt die Versicherungswirtschaft. Er könnte zu einem Großschaden für die Managerhaftpflichtversicherer werden, im Branchenjargon Directors' and Officers' Liability Insurance, kurz D&O. "Das wäre ein schwerer Schlag", sagt Branchenkenner Michael Hendricks, Chef des Düsseldorfer Spezialmaklers Hendricks & Co.

D&O-Versicherungen zahlen, wenn Manager ihre Pflichten verletzen und dem Unternehmen dadurch ein Schaden entsteht. Fast alle großen Konzerne haben solche Policen für Vorstände und Aufsichtsräte abgeschlossen, die ansonsten mit ihrem Privatvermögen haften. In Branchenkreisen heißt es, VW habe eine Police bei einem Konsortium unter Führung des Versicherers Zurich abgeschlossen. Die Versicherungssumme beträgt nach Branchenschätzungen bei einem Unternehmen von der Größe von VW rund 500 Millionen Euro. Zumindest ein Versicherer habe bereits Reserven gebildet, heißt es. VW und Zurich wollten sich dazu nicht äußern.

Bei Vorsatz der Manager leisten D&O-Versicherer in der Regel nicht. Doch wenn die Vorsatz-Tat auf unterer Ebene im Konzern stattfand und dem Vorstand oder Aufsichtsrat eine Verletzung ihrer Aufsichtspflicht nachgewiesen werden kann, sieht es anders aus: "Das kann schon ein Fall für die D&O-Versicherung sein", sagt Hendricks. "Maßgeblich ist, ob Vorstand oder Aufsichtsrat den Schaden hätten verhindern können, wenn sie besser aufgepasst hätten." Wenn die D&O-Versicherung in voller Höhe - also mit der Versicherungssumme von 500 Millionen Euro - zum Tragen käme, würde das dem Markt einen empfindlichen Schlag versetzen. Die gesamten Prämien in Deutschland betragen nach Schätzung von Hendricks rund 700 Millionen Euro im Jahr.

Allerdings enden Ansprüche von Unternehmen bei solchen Summen meist mit einem Vergleich. Siemens einigte sich 2009 mit einem Konsortium unter Führung der Allianz auf die Zahlung von 100 Millionen Euro wegen Ansprüchen gegen Ex-Vorstände aus dem Bestechungsskandal, unter ihnen Ex-Konzernchef Heinrich von Pierer. Siemens hatte eine Versicherungssumme von 250 Millionen Euro. Zum Versichererkonsortium gehörte auch die Zurich.

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