Olching:Fassade ist Stadträten nicht grün

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Leuchtender Farbfleck im weiß-grauen Umfeld: das viel diskutierte grüne Haus am Nöscherplatz in Olching. (Foto: Günther Reger)

Der Besitzer des farbenfrohen Hauses am Nöscherplatz muss die Außenwand neu anstreichen - in Weiß- und Grautönen

Von Anna Landefeld-Haamann, Olching

Es war eines der am heißesten diskutierten Themen des Sommers. Sowohl in den sozialen Netzwerken als auch in den Fraktionen erregte das "grüne Haus" am Nöscherplatz die Gemüter. Doch all die Debatten haben dem Hausbesitzer Anton Oswald nichts genützt. Am Dienstagabend hat der Bauausschuss, in Anwesenheit von 15 interessierten Zuhörern, eine Entscheidung getroffen: Oswald muss seine Fassade auf eigene Kosten neu anstreichen - und zwar in Weiß- und Grautönen, wie es der Bebauungsplan vorsieht. "Wir sind gewiss keine Paragrafenreiter, aber der aktuelle Anstrich widerspricht den Vorschriften einfach zu massiv", sagte Zweiter Bürgermeister Robert Meier (CSU). Ein gewisser Gestaltungsspielraum bleibt dem Hausbesitzer aber dennoch, wenn er der Stadt demnächst eine neue Farbauswahl zur Begutachtung vorlegen muss. So könne sich diese durchaus vorstellen, einen Grau- oder Weißton mit dezentem Grün- oder Rosastich zu tolerieren, sagte Meier.

Dabei sei die Fassadenfarbe keine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern es gehe vor allem darum, dass sich jeder an die rechtlichen Spielregeln des Bebauungsplanes zu halten habe, sagte Alfred Münch (SPD), Referent für Stadtentwicklung. In diesem hat der Stadtrat vor rund anderthalb Jahren das weiß-graue Farbkonzept festgelegt. Davon sind sieben Häuser betroffen, darunter auch Oswalds Objekt. Man habe sich damals bewusst auf dieses Konzept geeinigt, um zu verhindern, dass die rote Backstein-Kirche Sankt Peter und Paul optisch in der Umgebung verschwindet. "Kirche und Nöscherplatz sind als ganzheitliches Ensemble zu begreifen. Die bauliche Harmonie muss gewahrt werden", sagte Münch. Im Falle des grünen Hauses dürfe die Stadt keine Ausnahme machen, da sonst der gesamte Bebauungsplan für den Platz hinfällig werde. An anderen Orten in Olching sei er aber durchaus offen für farbenfrohe Spielereien beispielsweise sogar im Stile eines Hundertwasser-Hauses.

Dass Oswald zwar um die Änderungen im Bebauungsplan wusste, aber ausgerechnet die Vorschriften zum Farbkonzept nicht gelesen habe, stieß fraktionsübergreifend auf Unverständnis. "Jeder Bürger hat die Möglichkeit und vor allem auch die Pflicht, sich über aktuelle Entwicklungen in der Stadtpolitik zu informieren." Besonders dann, wenn man seine Fassade in einer so auffälligen Farbe streichen wolle, sagte Münch.

Ob so der Streit um die Fassadenfarbe hätte verhindert werden können? Bauamtsleiter Markus Brunnhuber wies den Ausschuss darauf hin, dass nirgendwo im Bebauungsplan festgelegt sei, was "Weiß-" und "Grautöne" eigentlich genau bedeuteten. So gibt es keine Farbmuster, die festlegen, wie hoch der jeweilige Weiß- oder Grauanteil überhaupt sein muss. "Alles ist genau geregelt, von den Baumaterialien der Fassaden, den Formen der Dächer und Ziegel bis hin zu den Fenstern." Bei einem scheinbar banalen, aber ortsgestalterisch wichtigen Punkt wie der Fassadenfarbe fehlten solche konkreten Vorschriften hingegen. Aus diesem Grund sprachen sich einige wenige Mitglieder des Bauausschusses dafür aus, Hausbesitzer Oswald entgegenzukommen und die grüne Fassade zu dulden, bis diese neu gestrichen werden müsste.

"Wir müssen solche Streitigkeiten in Zukunft unbedingt vermeiden", sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke. Nicht jeder einzelne Fassadenanstrich könne im Bauausschuss so ausführlich diskutiert werden. So forderte Jaschke, dass die Verwaltung zeitnah eine Gestaltungssatzung für den gesamten Innenbereich der Stadt entwickeln muss. Denn entgegen den Behauptungen der CSU-Fraktion existiere eine solche Satzung noch nicht, sagte die Grünen-Sprecherin. In dieser Satzung müssten dann auch Farbtöne genau festgelegt sein. Vorstellbar seien für sie dabei nicht nur Weiß und Grau, sondern auch bunte, aber natürlich wirkende Farben.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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