Energie:Stühlerücken bei RWE

Der Energiekonzern RWE steckt in der Krise und baut nun seinen Aufsichtsrat um: Die Vertreter von Kommunen und Gewerkschaften verlassen das Gremium.

Im Aufsichtsrat von RWE werden die Karten neu gemischt: Weitere langjährige Mitglieder scheiden im Frühjahr aus dem Kontrollgremium aus. Der Verband der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA) bestätigte, dass ihr Geschäftsführer Roger Graef nicht weiter macht. Auch Verdi-Vertreter Hans Peter Lafos sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch, er werde bei der Hauptversammlung 2016 nicht mehr antreten. Dieser Schritt sei bereits länger geplant, sagte der 61-Jährige. Er wolle mit 63 in den Ruhestand gehen und könne daher nicht noch mehrere Jahre im Amt bleiben. Die Gewerkschaft werde wohl eine Nachfolgerin zur Wahl stellen, auch um die Frauenquote zu erfüllen. Der 72-Jährige Graef gehört seit 2011 dem Gremium an, Lafos zwei Jahre länger. Die Wirtschaftswoche hatte vorab berichtet, dass neben Lafos und Graef auch der ehemalige Landrat Frithjof Kühn ausscheidet. Von dem 71-Jährigen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

RWE lehnte einen Kommentar ab. Den Konzern treffen die Abgänge mitten in einer der größten Krisen der 117-jährigen Unternehmensgeschichte. RWE kämpft wegen der stark gefallenen Strompreise mit Gewinneinbrüchen und müht sich, das Geschäft an die Energiewende anzupassen. Kürzlich hatten Medienberichte, wonach die Mittel der Betreiber von Atomkraftwerken insgesamt um 30 Milliarden Euro zu gering seien, die Aktienkurse auch von RWE auf Talfahrt geschickt.

Bereits bekannt ist der Abgang von Daimler-Boss Dieter Zetsche und des ehemaligen ThyssenKrupp-Chefs Ekkehard Schulz. Auch Aufsichtsratchef Manfred Schneider hört auf. Als geeigneten Kandidaten für seine Nachfolge hatte das Kontrollgremium kürzlich den früheren SAP-Finanzchef Werner Brandt genannt. Kommunale Aktionäre machen sich auch für den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Werner Müller stark.

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