Nürnberg Ice Tigers:Rummel erwünscht

Dany Heatley

Dany Heatley, ehemaliger NHL-Torschütze, Olympiasieger, Weltmeister, flitzt jetzt für Nürnberg über das Eis.

(Foto: Jacob Kupferman/dpa)

Marketing-Gag oder mehr? Mit der NHL-Legende Dany Heatley geht es für Nürnberg weiter nach oben: Die Franken haben ihre vergangenen fünf Partien in der DEL gewonnen.

Von Christian Bernhard, Nürnberg

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Schiedsrichter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) vor Dany Heatley in Ehrfurcht erstarren. Heatley, einst einer der größten Namen im weltweiten Eishockey-Zirkus, ist seit einer Woche einer von rund 350 Spielern, die über DEL-Eis laufen. Und trotzdem halfen sie am Freitagabend ungewollt mit, dass der Angreifer der Nürnberg Ice Tigers auch in seiner zweiten DEL-Partie traf. Im Spiel gegen die Düsseldorfer EG prallte die Scheibe von einem Schiedsrichter vor das Tor, dort stand Heatley und erzielte das 1:0 für die Franken. Der Treffer reichte den Nürnbergern zum Sieg, da sie keines zuließen. 3:0 hieß es am Ende, es war der fünfte Nürnberger Sieg in Serie. Damit sind die Ice Tigers hinter dem neuen Tabellenführer Eisbären Berlin und den Straubing Tigers Dritter.

Das Gesprächsthema aber ist und bleibt Heatley. Die Frage, die sich die ganze Liga gestellt hatte, als Nürnberg Mitte September den spektakulären Coup bekanntgab, geistert immer noch durch den Raum: Ist seine Verpflichtung ein Marketing-Gag oder ergibt sie auch sportlich Sinn? Heatley, sagte Ice-Tigers-Sportdirektor Martin Jiranek, "ist nicht nur für die Ice Tigers ein Gewinn, sondern für die gesamte DEL". Dazu passt, dass Nürnbergs Yasin Ehliz, immerhin deutscher Nationalspieler, darauf hinwies, mit Heatley "bislang nur auf der Playstation" gespielt zu haben. Von Straubing bis Hamburg wurde über den Kanadier diskutiert, ob des großen Rummels fragte die Düsseldorfer EG auf ihrem Twitter-Account vor der Partie gegen die Ice Tigers: "Kann dieser Heatley eigentlich auch übers Wasser gehen?" Das wird er nicht müssen, um Eishockey-Deutschland zu überzeugen - 100 Prozent Einsatz dürften schon ausreichen. "Ich hoffe, dass er Vollgas spielt, sonst wäre es eine Enttäuschung für die Liga und für alle Eishockey-Fans", sagte Düsseldorfs Trainer Christof Kreutzer.

Krönung der Transferaktivitäten

Anfang der 2000er Jahre war Heatley ohne Zweifel einer der besten Spieler der Welt, für die Ottawa Senators erzielte er in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten 50 Tore und mehr als 100 Scorerpunkte. 2010 wurde er mit Kanada Olympiasieger, insgesamt verdiente er in seiner NHL-Karriere um die 62 Millionen Dollar. Vergangene Saison bestritt er aber nur noch sechs NHL-Spiele, blieb dabei punktlos und wurde dann in die American Hockey League (AHL) abgeschoben. Seine Knie bereiteten ihm in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme. Der Wechsel nach Nürnberg ist auch einer zurück zu seinen Wurzeln. Heatley wurde in Freiburg geboren, erst im Alter von drei Jahren kam er nach Kanada. Den deutschen Pass hat er immer noch, ein paar Worte deutsch kann er auch - und sein Bruder Mark spielt in Garmisch-Partenkirchen beim SC Riessersee in Liga zwei.

Heatley ist die Krönung der bisherigen Nürnberger Transferaktivitäten, die bereits davor aufhorchen ließen. Colin Fraser kam mit der Referenz von zwei Stanley-Cup-Titeln nach Franken, Verteidiger Kurtis Foster, der vergangene Saison mit Mannheim Meister wurde, und David Steckel haben jeweils über 400 NHL-Spiele bestritten. Das Trio ist nur ein Teil der Neuen, die sich zu Kapitän Patrick Reimer, Steven Reinprecht und Ehliz gesellten, welche in den letzten Jahren eine, wenn nicht die beste Angriffsreihe der DEL bildeten. Reimer führt auch im Moment mit zehn Punkten die Scorerliste der Liga an.

Es scheint also vieles möglich zu sein für die Ice Tigers in dieser Spielzeit. Auch der Titel? Heatleys Antwort darauf verrät, dass er viele Jahre auf der großen Eishockeybühne unterwegs war und weiß, wie er sich auszudrücken hat. "Wir haben ein sehr gutes Team", sagt er, die Chance, die Playoffs zu erreichen, sei ebenfalls sehr gut. "Und sobald wir dort sind, werden wir hoffentlich viele Spiele gewinnen." Mehr ist dem Medienprofi (noch) nicht zu entlocken.

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