96-Torwart Zieler:Heimlicher Spielmacher

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24 Stunden nachdem er aus dem DFB-Kader gestrichen wurde, zeigt Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler seine beste Saisonleistung.

Von Stefan Rommel, Hannover

Ron-Robert Zieler machte vor den fragenden Journalisten jene Figur, die er jenseits des Rasens am besten beherrscht: Bescheiden und zurückhaltend erklärte er sein Spiel und das seiner Mannschaft, das im kleinen Nordderby gegen Werder Bremen tatsächlich im ersten Saisonsieg gipfelte. Zuvor hatte Zieler das getan, was er auf dem Rasen am besten kann. Besonders in den Schlusssequenzen der allenfalls spannenden, aber in großen Phasen nicht Bundesliga-würdigen Partie rettete er Hannover gleich mehrfach mit starken Paraden das 1:0.

Der 26-Jährige war schon in den Wochen davor eine der wenigen Konstanten im Hannoveraner Spiel gewesen, immer souverän und gelassen in den gewiss nicht seltenen schwierigen Momenten der Mannschaft in dieser noch jungen Saison.

Gegen Werder zeigte Zieler seine bisher beste Saisonleistung - keine 24 Stunden nachdem er von Bundestrainer Joachim Löw aus dem Kader für die EM-Qualifikationsspiele gegen Irland und Georgien gestrichen wurde. Für Zieler kein Problem. "Ich hatte mit Andy Köpke schon am Donnerstagabend zehn Minuten lang gesprochen. Es ist alles in Ordnung. Er hat es so begründet, dass man den einen oder anderen Torhüter auch noch kennenlernen wolle", sagte Zieler.

Mehr Ballaktionen als die meisten Mitspieler

Im konkreten Fall nimmt Bernd Leno den Platz als dritter Torhüter ein. Eine Tendenz für die Zukunft will Hannovers Keeper aber deshalb nicht erkennen. "Der Bundestrainer weiß, was er an mir hat. Ich bin seit vier Jahren beständig dabei und habe in den Länderspielen stets gezeigt, dass auf mich Verlass ist." Gegen Bremen spielte er fast wie zum Trotz wie von Köpke und Löw stets gefordert: In den Zweikampfsituationen und im Luftkampf blieb er entschlossen und ohne Fehler, und neben seinem Kerngeschäft glänzte er auch als eine Art verkappter Spieleröffner: 50 Ballaktionen hatte Zieler am Ende der 90 Minuten, die drittmeisten der gesamten Hannoveraner Mannschaft.

Wie ein Libero alter Prägung verteilte er seine langen Schläge zumeist präzise auf die Außenbahnen - in Ermangelung eines geordneten Spielaufbaus durch das Mittelfeld eine schlüssige Lösungsmöglichkeit aus 96-Sicht. Allerdings auch kein Dauerzustand, wie Zieler selbst findet. "Spielerisch müssen wir bestimmt noch zulegen", sagte er. Immerhin ist es für Hannover 96 beruhigend, einen wie ihn im Tor stehen zu haben. Der Kampf um den Klassenerhalt hat ja gerade erst begonnen.

© SZ vom 04.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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