Dachau :Schneller nach München

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40 Kommunen wollen gemeinsam planen, wie die Verkehrssituation im Norden verbessert werden kann

Von Wolfgang Eitler, Dachau/München

Die Münchner Straße in Karlsfeld ist das Nadelöhr für alle, die mit dem Auto aus dem Landkreis nach München pendeln. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) war beeindruckt von dem Ergebnis der mehrstündigen Verkehrskonferenz der drei Landkreise Dachau, Freising und München gemeinsam mit der Landeshauptstadt. Kollege Harald Dirlenbach (SPD) aus Vierkirchen ist überzeugt, dass die Weichen für eine Zusammenarbeit zwischen den 40 Kommunen am vergangenen Freitag im Großen Sitzungssaal des Dachauer Landratsamts gestellt wurden. Und Landrat Stefan Löwl, der als offizieller Pate der Konferenz für die Organisation verantwortlich zeichnete, freute sich vor allem über das ernsthafte Engagement der Landeshauptstadt München. Denn neben den Verkehrsexperten der Stadtratsfraktionen von CSU, SPD und Grünen war auch Stadtbaudirektor Stephan Reiß-Schmidt gekommen. Und mit ihnen allen die Zusicherung, die Löwl besonders hervorhob: "Die Stadt will auf Augenhöhe planen. Diese politische Aussage ist mir besonders wichtig."

In einer einstimmig verabschiedeten "Dachauer Erklärung" verdeutlichten alle die Absicht zur interkommunalen Zusammenarbeit. Die ist nach den aktuellen Statistiken und Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung bis 2050 dringend nötig. Denn, wie Löwl auf einem Pressegespräch nach der Konferenz ausführte, sind die Verkehrsprobleme mittlerweile so groß, dass ein Landkreis allein, eine Kommune allein, keines lösen kann. Deshalb plädierten der Münchner Stadtdirektor Reiß-Schmidt und der Dachauer Kreisbaumeister Georg Meier für eine "Plattform, auf der künftig sämtliche Pläne und Ideen vorgestellt und harmonisiert werden". Ein solches Gremium gibt es noch nicht. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum soll Vorschläge entwickeln, wie die 40 Kommunen des Münchner Nordens zusammenarbeiten und auch die nötigen Kompromisse finden können. Reiß-Schmidt wünscht sich zusätzlich "einen politischen Lenkungskreis", damit die Ergebnisse "nicht total unverbindlich" bleiben.

Bis April 2016, also einen Monat vor der nächsten zentralen Wohnungsbaukonferenz, soll geklärt sein, wie diese Zusammenarbeit definitiv gestaltet wird. Parallel dazu sollen einige konkrete Projekte soweit vorangetrieben werden, dass sie entscheidungsreif sind. Dazu zählen Dachaus Landrat Löwl und Münchens Stadtdirektor Reiß-Schmidt beispielsweise einen verbindlichen Plan für ein Radschnellwegenetz im Münchner Norden. Der Anteil der Radfahrer liegt bei durchschnittlich 20 Prozent aller Verkehrsteilnehmer. Tendenz massiv steigend.

Ein Thema dürfte sich als entscheidend für die Verkehrsführung der Zukunft erweisen. Wie Stadtdirektor Reiß-Schmidt auf dem Pressegespräch mitteilte, möchte die Landeshauptstadt München bereits im nächsten Jahr die Weichen für einen S-Bahn-Nordring stellen, der über Olching und Allach weit in den Münchner Norden führen soll. Die Trasse besteht bereits; allerdings wird sie ausschließlich für den Güterverkehr genutzt.

Anfang des Jahres 2016 will München eine Studie in Auftrag geben, mit dem Ziel, entlang dieser Strecke eine neue S-Bahn aufzubauen. Damit konkretisieren sich Pläne, die schon seit geraumer Zeit immer wieder diskutiert werden. Ein Nordring würde Tausenden von Pendlern den zeitraubenden Weg über die Innenstadt zu den großen Unternehmen und Konzernen im Münchner Norden ersparen.

Nach Auskunft des Stadtdirektors ist bereits ein Konsortium geplant, das sich dieses Projekts federführend annimmt. Die Idee des S-Bahn-Nordrings wird seit Jahren diskutiert, dank BMW allerdings nun mit viel mehr Nachdruck. Das Forschungs- und Innovationszentrum des Automobilkonzerns (FIZ) soll bis 2050 mit zusätzlich 15 000 Arbeitsplätzen ausgebaut werden. Das Nahverkehrssystem in der bestehenden Form könnte ein solchen Andrang kaum bewältigen, der Nordring verspricht Abhilfe.

Zugleich wäre er ein zeitlich befristeter Ersatz für eine zweite Stammstrecke, wie der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) als sogenannter Pate der Verkehrskonferenz am vergangenen Freitag in seinem Landratsamt darlegte. Denn alle Statistiken und wirtschaftlichen Prognosen weisen seiner Ansicht nach daraufhin, dass der Norden die zentrale Region für den gesamten Münchner Raum bleibt. Die Prognose über die Anzahl zusätzlicher Arbeitsplätze bis zum Jahr 2025 ist bereits vergangenes Jahr mit 110 000 neuen Stellen eingetroffen. Löwl sagte: "Der Norden ist der größte Wachstumsraum." Dort sind 260 000 Menschen beschäftigt; im Süden sind es 60 000.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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