Leverkusen - Augsburg:Lenos Slapstick

563324185

Kaum zu glauben: Leverkusens Torwart Leno nach seinem Patzer, der Augsburg einen Punkt bringt.

(Foto: Roberto Pfeil/AFP)

"Als Torwart hast du da die Arschkarte": Mit freundlicher Hilfe des Leverkusener Torhüters erreicht der FC Augsburg ein mehr als schmeichelhaftes 1:1.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Die Krise des FC Augsburg ist auch eine seiner torlosen Stürmer. Der Abwehrmann Paul Verhaegh ist mit drei Bundesliga-Treffern bester Torschütze. Am Sonntagabend beobachtete er bei seinen Mannschaftskameraden im Gastspiel bei Bayer Leverkusen erneut Lade- hemmungen. Dass es bei klar überlegenen Gastgebern trotzdem zu einem schmeichelhaften 1:1 (1:1) langte, verdankten sie auch ihren phasenweise verwirrten Gastgebern. Zunächst hatte Torwart Bernd Leno eine harmlose Rückgabe seines Abwehrspielers Jonathan Tah ins eigene Tor hoppeln lassen, später verschoss Hakan Calhanoglu auch noch einen - allerdings fragwürdigen - Handelfmeter. Das Unentschieden belässt die Augsburger auf dem drittletzten Tabellenplatz. Dort müssen sie es in der Länderspielpause jetzt mindestens zwei weitere Wochen aushalten.

"Das passiert bestimmt jedem Torwart einmal, aber Augsburg macht aus nichts ein Tor - das ist doppelt bitter. Als Torwart hast du da die Arschkarte", meinte der Pechvogel später zerknirscht. Von seinem Trainer bekam Leno jedoch volle Rückendeckung: "Das passiert einmal in einer Laufbahn, da kommt viel Pech zusammen. Man kann ihm keinen Vorwurf machen", sagte Roger Schmidt, der noch eine schlechte Nachricht hinnehmen musste, die auch Bundestrainer Joachim Löw interessieren dürfte: Karim Bellarabi verletzte sich an der Schulter. Sein Einsatz in den EM-Qualifikationsspielen am 8. Oktober in Irland und drei Tage später in Leipzig gegen Georgien ist fraglich.

"Das war ein wichtiger Punkt. Dass wir das notwendige Glück hatten, ist mir wurscht", sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl, der mit vier neuen Spielern in der Startelf die Befindlichkeit positiv beeinflussen wollte. Ragnar Klavan und Konstantinos Stafylidis ersetzten in der Abwehrkette Jeong-Ho Hong und Markus Feulner, Dominik Kohr und Alexander Esswein kamen im Mittelfeld für Dong Won Ji und Tim Matavz. Ja-Cheo Koo und Esswein spielten außen, Raul Bobadilla rückte in die Spitze.

Für einen schwäbischen Patienten machten es die Augsburger anfänglich wieder gar nicht so schlecht. Halil Altintop gab den ersten Torschuss des Spiels ab. Schon gegen Hoffenheim und Belgrad hatten sie es mit 26 und 28 Torschüssen gut gemacht - aber trotzdem jeweils 1:3 verloren. Ein solches Missverhältnis wollten sie diesmal verhindern, aber dass sie dazu die Hilfe der Leverkusener benötigten, war in der zwölften Minute schon eine besonders kuriose Situation. Einen unbedrängten, harmlosen und nicht einmal scharf geschossenen Rückpass des Innenverteidigers Tah über etwa zehn Meter wollte Torwart Leno ganz gelassen von dannen schießen, allerdings sprang der Ball just in jenem Augenblick wegen einer Unebenheit im Rasen etwas höher ab und flutschte über Lenos Fuß hinweg ins eigene Tor. Es sah aus wie Slapstick.

Der Freistoß-Scharfschütze Calhanoglu trifft nur die Mauer

Eher perplex als euphorisiert nahmen die Augsburger danach den Spielbetrieb wieder auf und freuten sich über eine nun verbesserte Konterspielkonstellation. Die Leverkusener ihrerseits, personell exakt so wie beim 1:2 in Barcelona ins Spiel gegangen, ließen es an Präzision missen. Aus dem Spiel heraus gelangen ihnen kaum Torchancen, und selbst ein 20-Meter-Freistoß des gefürchteten Scharfschützen Calhanoglu prallte nach einer halben Stunde gegen die Augsburger Spielermauer.

Es schien wie verhext, als Javier Hernandez sechs Minuten vor der Pause einen 16-Meter-Schuss auch noch an den Pfosten setzte, allerdings bereinigte Karim Bellarabi die Situation mit seinem Nachschuss zum 1:1 ins Tor. Die beiden Treffer konnten über die maue Spielqualität allerdings kaum hinwegtäuschen.

Leverkusens Lars Bender machte den Augsburgern mit einem Pfostenschuss in der 50. Minute wenig Hoffnung auf eine entspannte zweite Hälfte. Torwart Marvin Hitz war noch mit den Fingern am Ball. Die Schwaben gerieten immer heftiger unter Druck, die Gastgeber gaben Torschüsse im Minutentakt ab. Das ersehnte Konterspiel konnten die Augsburger nicht aufziehen, weil sie den nun schnelleren und präziseren Leverkusenern kaum gewachsen waren und nur noch selten aus der eigenen Spielhälfte hinaus kamen.

Das Unvermeidliche schien in der 70. Minute einzutreten und war gleichwohl ärgerlich, weil Jan-Ingwer Callsen-Bracker nur deshalb einen Handelfmeter verursachte, weil Calhanoglu ihn irregulär weggeschoben hatte. Dass Calhanoglu den Elfmeter über das Tor jagte, erschien da nur fair. Als wieder Calhanoglu in der 73. Minute einen gefährlicheren Freistoß aufs Tor jagte, rette Hitz den Punkt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: