Eishockey:Inspiration in Örnsköldsvik

Dornbirn 30 08 2015 Messestadion Dornbirn AUT EBEL Testspiel Dornbirner EC vs SC Riessersee i

Sechs Siege in acht Spielen: Riessersees Aufwärtstrend hat viel mit dem neuen Coach Tim Regan zu tun.

(Foto: Eibner/Imago)

Tim Regan führt als neuer Trainer den Zweitligisten SC Riessersee mit Bedacht - und mit beachtlichem Erfolg. Gekommen ist der Amerikaner zu dem Job nur aufgrund der Turbulenzen in der vergangenen Spielzeit.

Von Matthias Schmid

Im schwedischen Städtchen Örnsköldsvik hat sich in diesem Sommer die Zukunft des SC Riessersee entschieden. Fünf Tage verbrachte Tim Regan am Bottnischen Meerbusen an der Westküste des Landes bei einem Freund, um beim Eishockey-Erstligisten Modo Hockey zu erleben, wie ein Cheftrainer arbeitet und welche Aufgaben auf ihn zu kommen. "Als ich nach Garmisch zurückkam, war ich hoch motiviert und voller Ideen", erzählt Regan. Er habe gleich versucht, alles auf die Bedürfnisse des Zweitligisten Riessersee auszurichten. "Von da an war mir klar, dass ich den Job annehmen werde, weil ich so für ihn gebrannt habe", sagt der Amerikaner.

Ohne den Ausflug nach Skandinavien hätte er das Angebot von SCR-Geschäftsführer Ralph Bader für den Cheftrainerposten nach zehn Jahren als Spieler nicht angenommen und den Klub so womöglich um diesen erstaunlichen Saisonstart mit sechs Siegen in acht Spielen gebracht, "weil der normale Weg nach dem Karriereende erst einmal über eine Co-Trainer-Stelle geht", wie Regan findet. Normal ist beim zehnmaligen deutschen Meister aber ohnehin nichts, nachdem in der vergangenen Saison von einem Tag auf den anderen der damalige Cheftrainer Toni Krinner gekündigt und sich anschließend eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Klub geliefert hat, die bis dahin beispiellos im deutschen Profi-Eishockey war. Es ging viel um gekränkte Eitelkeiten. Regan, 41, war damals noch Kapitän und gibt zu, dass die Vorkommnisse die Spieler beschäftigten, weil sie es nicht gewohnt waren, "dass ein Trainer geht, wenn der sportliche Erfolg da ist", wie er es ausdrückt.

Der ehemalige Stürmer hat es aber nun mit mutigem Eishockey geschafft, dass in Garmisch-Partenkirchen Ruhe eingekehrt ist, es wird wieder über Sport und nicht über Paragrafen im Arbeitsrecht gesprochen. Sechs Spiele gewann Riessersee nacheinander, bis am vergangenen Sonntag Kassel die Serie mit einem 5:2 beendete. "Wir haben einen Bombenstart hingelegt", sagt Bader über den dritten Rang im Klassement. Doch so ganz traut er dem Neubeginn mit zwölf neuen Spielern und neuem Trainer noch nicht. "Erst wenn wir mal in einem Tal sind und fünf, sechs Spiele in Serie verlieren, wird man sehen, was der Trainer tut", sagt der Geschäftsführer.

Tim Regan ist selbstbewusst, aber auch realistisch genug, den Erfolg und die Schulterklopfer richtig einschätzen zu können. Er kennt die limitierenden Faktoren. "Wir haben nicht viel Geld und eine Arbeitermannschaft, die auch mal mehrere Spiele verlieren wird", sagt er. Aber am Charakter besonders der ausländischen Spieler zweifelt er nicht. "Sie alle wissen, dass wir eine große Tradition haben, und sie wollen mithelfen, diese zu pflegen." Am Saisonende sollte daher schon ein Platz unter den besten Acht herauskommen. "Wir wollen in jedem Fall die Meister-Playoffs erreichen", sagt Regan, "niemand hat bei uns den Abstieg im Kopf."

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