Zeitschrift "Retro":Von den Schönen und Leichen

Zeitschrift Retro

Das Magazin Retro ist eine Verlängerung der Rubrik "Weißt du noch" aus Das Neue Blatt. Die Zeitschrift kostet 1,50 Euro und erscheint in einer Startauflage von 100 000 Exemplaren.

(Foto: Bauer Verlag)

Romy Schneider, Lady Di oder Grace Kelly: Das neue Magazin "Retro" berichtet vor allem über Stars, die sich nicht mehr wehren können.

Von Katharina Riehl

Der Prominente von heute reagiert ja manchmal ein wenig gereizt, wenn ihm die Klatschpresse eine Liebe, eine Trennung, eine Schwangerschaft andichtet, von der er entweder selbst nichts weiß oder die er lieber für sich behalten hätte. Und wenn dem Prominenten das nicht zu blöd ist, dann nimmt er sich vielleicht sogar einen Anwalt, der ein kleines Abmahnbriefchen an die Redaktion mit all diesen wunderbaren Exklusivinformationen verschickt.

Das ist natürlich alles furchtbar mühsam, sowohl die Recherche im vermeintlichen Intimleben des europäischen Hochadels und des (inter-)nationalen Jetsets als auch die ewigen Auseinandersetzungen mit dem deutschen Presserecht. Der Bauer-Verlag, äußerst erfolgreich im Zeitschriftensegment für Promiberichterstattung, setzt daher nun auf ein überzeugendes neues Konzept: Das Magazin Retro, das von diesem Mittwoch an viermal im Jahr erscheinen soll, berichtet vor allem über Prominente, die sich nicht mehr wehren können. "Unsere Stars gestern und heute", so der Untertitel der Zeitschrift, sind zum großen Teil schon lange tot.

Der redaktionelle Reiz eines solchen Hefts ist leicht erkennbar, die Recherche zu Liebesdramen wird deutlich einfacher, wenn man diese alle bei Wikipedia nachlesen kann. Die Titelgeschichte der ersten Ausgabe von Retro widmet sich Romy Schneider und Alain Delon und fragt "Woran ihre Liebe wirklich zerbrach". Später im Heft folgen Geschichten über folgende Allzeitklassiker des Boulevardjournalismus: Marilyn Monroe "sah sich schon als First Lady", Prinzessin Dianas "Tod traf uns tief und brachte uns zum Weinen", Ingrid Bergman "war eine starke Frau". Regenbogenpresse im Präteritum.

Nur von gestern will Retro natürlich nicht sein, zumindest in Richtung Gegenwart verweist ein Text über Grace Kelly und deren Schatten auf das Leben ihrer Schwiegertochter Charlene. "Sie musste darum kämpfen, als eigene Persönlichkeit akzeptiert zu werden." Auch das: schon wieder Vergangenheit

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