Dietramszell:Schwimmer statt Flüchtlinge im Hallenbad

Dietramszell: Im leeren Becken des Ascholdinger Hallenbads hätten rund 35 Flüchtlinge unterkommen sollen. Doch diese Notlösung ist jetzt vom Tisch.

Im leeren Becken des Ascholdinger Hallenbads hätten rund 35 Flüchtlinge unterkommen sollen. Doch diese Notlösung ist jetzt vom Tisch.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Gemeinde hat genügend Plätze in Wohnungen und in einem Schulhaus gefunden, um alle Flüchtlinge vorerst unterzubringen. Nun wird das Becken wieder gefüllt.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die Wogen waren hochgeschlagen, nun ist die Erleichterung groß: Das Hallenbad Ascholding ist als Unterbringung für Flüchtlinge vom Tisch. Das Wasser wird seit Mittwoch wieder eingelassen, bereits kommende Woche könnte der Schwimmbetrieb wieder starten.

In einem einstimmigen Beschluss hatte der Gemeinderat am Dienstag in nicht-öffentlicher Sitzung entschieden, das seit den Sommerferien trocken gelegte Hallenbad wieder zu öffnen. Flüchtlinge sollen stattdessen in gemeindlichen oder privaten Unterkünften untergebracht werden. Das Hallenbad, in dem bis zu 35 Flüchtlinge hätten Platz finden können, war von Anfang an von allen Beteiligten nur als schlechte Notlösung eingestuft worden.

Nun sind offenbar genügend andere Objekte gefunden. Am Dienstag hatte sie das Landratsamt in Augenschein genommen und für geeignet befunden. Demnach können im Schulhaus in Linden und in einigen privaten Wohnungen insgesamt 90 Plätze bereitgestellt werden, sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD). Das Penzkofer-Grundstück nahe des Hallenbads sei weiterhin eine Option für eine Unterkunft. "Es wurde aber noch nicht geprüft."

Nicht eingerechnet ist das Pfarrheim in Dietramszell, weil das nur für ein halbes Jahr vermietet werden soll. "Und für einen so kurzen Zeitraum lohnt es sich nach Aussage des Landratsamts nicht, das als Quartier zu ertüchtigen", sagt die Bürgermeisterin. Vom Tisch ist laut Gröbmaier auch die Schulturnhalle. Die Gemeinde könne die Quote auch ohne diese Objekte erfüllen - mit den bereits belegten 24 Plätzen und den neu gemeldeten.

Noch nicht alle Wohnungen seien bis zum Jahresende bezugsfertig. Wann die Menschen tatsächlich kommen, sei ungewiss. Rund vier Prozent aller Flüchtlinge im Landkreis soll Dietramszell aufnehmen, bis zum Jahresende entspricht das nach derzeitigem Stand etwa 75 Menschen. Fest steht bereits, dass im Schulhaus in Linden zwei Familien einquartiert werden sollen. Gröbmaier findet das ideal, weil die Kinder dann den benachbarten Kindergarten, der noch Plätze frei habe, besuchen könnten.

Nicht zufrieden ist die Bürgermeisterin allerdings damit, dass die Unterkünfte nicht gleichmäßig auf das Gemeindegebiet verteilt sind. "Das macht mir schon Sorgen", sagt sie. Aber in der derzeitigen Situation dürfe man nicht wählerisch sein. "Das Landratsamt ist auf alles angewiesen." In welchen Ortsteilen sich die Flüchtlingsunterkünfte konzentrieren, wollte Gröbmaier nicht sagen, bis die Mietverträge unterschrieben sind. Bürger sollten auch weiterhin freie Wohnungen melden. Wenn Flüchtlinge kommen, werde es in den Ortsteilen Infoveranstaltungen geben.

Bei der DLRG ist man heilfroh, dass das Ascholdinger Hallenbad demnächst für Ausbildung und Schwimmunterricht wieder zur Verfügung steht. Josef Maier sagt, er gehe davon aus, dass am Montag mit dem Training begonnen werden könne. "Danke an die Gemeinde", lobt Maier. Auch wenn deren Einsicht etwas spät gekommen sei. Bademeister Christian Siegert hat am Mittwochnachmittag die Einlaufdüsen geöffnet. Es dauert rund 43 Stunden, bis das Becken mit 370 000 Litern Wasser gefüllt ist - zur Unterstützung pumpt die Freiwillige Feuerwehr mit. Wasser rein, Heizung auf, die das rund 13 Grad kalte Wasser alle sechs Stunden um ein Grad erwärmt. Dass die DLRG am Montag wieder trainieren kann, hält Siegert für realistisch. "Wir sind eigentlich startklar."

Ebenfalls ab kommender Woche könnten Flüchtlinge in die Turnhalle in Sachsenkam einziehen, sagt Landrat Josef Niedermaier (FW). Um die Belegung auf wenige Wochen zu beschränken, tagen bereits am Freitag die Gemeinderäte von Greiling, Reichersbeuern und Sachsenkam um 19.30 Uhr in der Grundschule Reichersbeuern. Der Landrat will "Am Kranzer" eine Unterkunft für 300 Flüchtlinge einrichten lassen. Statt einer Traglufthalle sollen Häuschen für jeweils sechs Personen aufgestellt werden. Dann könnten die Flüchtlinge aus der Turnhalle dorthinumziehen. Die Kosten liegen auf zwei Jahre gerechnet bei 2,6 Millionen Euro.

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