Landratsamt:Neue Kollegen dringend gesucht

Wegen der vielen Arbeit im Bereich Asyl braucht das Landratsamt dringend mehr Mitarbeiter. Im kommenden Jahr sollen daher bis zu 30 neue Stellen geschaffen werden

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Landratsamt plant eine nie gekannte Einstellungsoffensive. Wie im Sozialausschuss des Kreistags bekannt gemacht wurde, sollen in der Behörde im kommenden Jahr bis zu 30 neue Mitarbeiter anfangen, das wäre ein Personalzuwachs von etwa zehn Prozent. Grund sind die gestiegenen und wohl auch weiter steigenden Anforderungen im Asylbereich.

"Es hat noch nie eine solche Änderung des Stellenplans im Landratsamt innerhalb eines Jahres gegeben", sagte Kämmerin Brigitte Keller vor dem Ausschuss. Im Bereich Soziales und Familie, wo die Unterstützung für Asylbewerber angesiedelt ist, sollen bis 2017 insgesamt 14 neue Stellen entstehen. Weitere 16 neue Mitarbeiter werden im gleichen Zeitraum für den Bereich Jugendhilfe gesucht, der sich verstärkt um die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kümmern muss, etwa 100 leben derzeit im Landkreis. Insgesamt müssen aktuell 951 Asylbewerber versorgt werden, bis Jahresende könnten es bis zu 1700 werden, wie Marion Wolinski von der Abteilung Soziales und Bildung nun im Ausschuss erklärte.

Im Landratsamt Ebersberg sind derzeit 2,5 Stellen der Asylsozialberatung zugeordnet, bei der Caritas, die sich zusammen mit dem Landkreis um diese Leistung kümmert, gibt es eine weitere Vollzeitstelle. Damit ergibt sich derzeit ein Betreuungsschlüssel von eins zu 270, erklärte Wolinski, als gewünscht gilt ein Verhältnis von eins zu 150. Etwas verbessern soll sich die Situation bereits im November, dann wird eine weitere Mitarbeiterin im Landratsamt die Asylsozialarbeit unterstützen.

Zehn weitere Kollegen, die im Bereich Betreuung, Verwaltung und auch Gebäudeunterhalt tätig sind, will die Behörde im Laufe des kommenden Jahres einstellen. Hauptsächlich werden sie sich um Fragen kümmern, die mit der Unterbringung zu tun haben: Darum also, wie man neue Unterkünfte bereitstellt, und wie diese verwaltet werden. Auch zwei neue Hausmeisterstellen soll es geben. Weitere drei neue Stellen werden im Jobcenter gebraucht, eine davon soll speziell für Integrationsfragen zuständig sein. Außerdem werden noch drei zusätzliche Stellen im Ausländeramt gebraucht. Den wohl größten Stellenzuwachs wird es aber bei der Jugendhilfe geben, wenn auch nicht auf einmal. Hier ist geplant, zwischen Ende 2015 und Beginn des Jahres 2017 insgesamt 16 Sozialpädagogen einzustellen.

Die dadurch entstehenden Kosten für den Landkreis sind nicht unerheblich. Wenn alle Stellen besetzt sind, kostet dies etwa 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Auf den Kreishaushalt werden davon allerdings wohl nur 586 000 Euro entfallen, die dann pro Jahr im Bereich Soziales und Familie entstehen. Die auf 630 000 Euro geschätzten jährlichen Zusatzkosten im Bereich Jugendhilfe werden dagegen vom Freistaat übernommen.

Wann diese Kosten aber genau anfallen, ist noch völlig unklar. Zwar rechnet man im Landratsamt damit, dass die neuen Kollegen voraussichtlich Anfang 2017 alle eingestellt sein werden - sicher ist dies jedoch nicht. Denn, wie Wolinski in der Sitzung auch betonte, "wir brauchen dringend mehr Personal, aber es ist schwierig Leute zu finden". Gerade bei den Sozialpädagogen - und diese werden für die meisten der anstehenden Aufgaben benötigt - sei es besonders problematisch. Oft meldeten sich zu wenig Bewerber, oder Kandidaten zögen ihre Bewerbung wieder zurück, weil sie anderswo ein besseres Angebot bekommen hätten. Was im übrigen nicht unbedingt mit besserer Bezahlung zu tun habe, sagte Wolinski auf Nachfrage von Johann Schwaiger (CSU). "Alle zahlen nach Tarif, aber wer in München studiert hat, bleibt eben lieber auch zum Arbeiten in München." Renate Will (FDP) wollte wissen, ob man vielleicht auch fachfremde Bewerber einstellen könne. Dies sei nur in Ausnahmefällen möglich, erklärte Wolinski, denn zum einen bewürben sich auf die ausgeschriebenen Sozialarbeiterstellen eben meist nur Sozialpädagogen, und zum anderen seien diese für die meisten Aufgaben auch nötig. "Das Problem ist die Betreuung der unbegleiteten Minderjährigen", ergänzte Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales und Bildung. Bei der normalen Asylsozialarbeit könne man zur Not auch beispielsweise Ethnologen einstellen und diese mit einem Aufbaukurs fit machen, "aber bei Minderjährigen braucht es einen Sozialpädagogen."

Ein Beschluss über den Stellenplan fällte der Ausschuss nicht, dies muss der Kreis- und Strategieausschuss Anfang November tun. Dass dies geschieht, steht aber wohl außer Frage, denn, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sagte: "Man muss die Mitarbeiter schützen und unterstützen."

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