Sachsen-Anhalt:Tatverdächtiger nach Brandanschlag von Tröglitz gefasst

Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz

Das Feuer vereitelte den Plan, in dem Gebäude in Tröglitz Flüchtlinge unterzubringen.

(Foto: Jan Woitas/dpa)
  • Ein halbes Jahr nach dem Brandanschlag auf eine gerade sanierte Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen.
  • Der Brandanschlag in dem Ort in Sachsen-Anhalt hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Polizei nimmt Verdächtigen fest

Sechs Monate nach dem Brandanschlag auf eine bezugsfertige Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz in Sachsen-Anhalt hat die Polizei einen Verdächtigen gefasst. Die Staatsanwaltschaft Halle habe Haftbefehl gegen den Mann beantragt, sagte die zuständige Oberstaatsanwältin. Die Behördensprecherin bestätigte Informationen des Senders MDR Info. Weitere Details wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht nennen.

"Ich bin erleichtert, dass der Rechtsstaat funktioniert", erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Brandanschlag sorgte bundesweit für Aufsehen

Das für 40 Asylbewerber als Unterkunft vorgesehene Mehrfamilienhaus war Anfang April in dem Ort im Burgenlandkreis angezündet worden. Dabei brannte der gesamte Dachstuhl aus. Es ist seitdem unbewohnbar.

Die Polizei ging bereits kurz nach der Tat von einem politisch motivierten Hintergrund aus und setzte die 16-köpfige Ermittlergruppe "Kanister" ein. Die Sicherheitsbehörden lobten für Hinweise auf den oder die Täter eine Belohnung von 20 000 Euro aus.

Der Anschlag hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. In Tröglitz hatte es zuvor Proteste von Rechtsextremen gegen die Unterbringung von Flüchtlingen gegeben. Zudem machte der 2700 Einwohner zählende Ort Schlagzeilen, weil der ehrenamtliche Ortsbürgermeister Markus Nierth wegen Anfeindungen durch Rechtsextremisten im März von seinem Amt zurückgetreten war.

Auch andere Asylbewerberheime brennen

In den letzten Tagen und Wochen brennen immer wieder Flüchtlingsunterkünfte. So brach am Donnerstagmorgen in einer geplanten Asylbewerberunterkunft im sächsischen Grimma Feuer aus. Nach Angaben der Polizei war es gelegt worden. Brandexperten könnten einen technischen Defekt als Ursache ausschließen, teilte das Operative Abwehrzentrum (OAZ) in Leipzig mit. Hinweise auf den Täter gebe es noch nicht.

Am Mittwoch verübten Unbekannte in Sellin in Mecklenburg-Vorpommern einen Anschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft. In Xanten in Nordrhein-Westfalen warfen Unbekannte in der Nacht zum Sonntag einen Molotowcocktail auf eine ehemalige Schule, in der Flüchtlinge untergebracht werden sollten.

Ende August war im Brandenburgischen Nauen eine Sporthalle niedergebrannt, in der ebenfalls Asylbewerber untergebracht werden sollten. Diese Woche untersuchte die Polizei in diesem Zusammenhang mehrere Wohnungen und vernahm Tatverdächtige. Festgenommen wurde jedoch bislang niemand.

In manchen Fällen ist auch unklar, ob die Heime absichtlich angezündet wurden. Im Falle einer Flüchtlingsunterkunft in Weil am Rhein in Baden-Württemberg geht die Polizei geht nach derzeitigem Stand von Brandstiftung aus, wie ein Sprecher sagte. Denkbar sei auch, dass ein Bewohner das Feuer aus Versehen ausgelöst hat.

Beim Brand einer Asylbewerberunterkunft im bayerischen Ingolstadt am Donnerstag sehen die Ermittler bislang keine Hinweise auf Brandstiftung. Es gebe keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung, sagte ein Polizeisprecher.

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