Letzter "Tatort" von Falke und Lorenz:Die Leute denken wirklich so

Tatort "Verbrannt"; Werner Wölbern

Was weiß Dienststellenleiter Werl (Werner Wölbern) über den Tod eines Asylbewerbers auf seinem Revier?

(Foto: NDR/Alexander Fischerkoesen)

Im letzten gemeinsamen "Tatort" bekommen es die Kommissare Falke und Lorenz mit dem Fall Oury Jalloh zu tun. Der Asylbewerber verbrannte in der Obhut deutscher Polizisten.

Von Holger Gertz

Das ist der letzte Tatort mit dem norddeutschen Ermittlerpaar Falke/Lorenz, Petra Schmidt-Schaller steigt aus. So richtig in die Pötte gekommen - wie man in Norddeutschland sagt - sind die Episoden mit den Fahndern von der Bundespolizei bisher nicht, die Plots waren zu raumgreifend angelegt. Schleuserkriminalität, Überwachungsapparate, Killer-Drohnen. Schwer, den Durchblick zu behalten, erst recht für Wotan Wilke Möhring als Falke, der ja vom Typ her kein Stratege ist, sondern eher Instinktmensch.

"Verbrannt" von Thomas Stuber (Buch Stefan Kolditz, grandiose Kamera: Alexander Fischerkoesen) ist stringenter erzählt und schon deshalb die beste Episode dieses Teams.

Falke wird von Schuld beschwert: Bei einem Einsatz schlägt er einen Asylbewerber zusammen, der Mann wird von der örtlichen Polizei in Gewahrsam genommen. Sie finden zwar keine Drogen bei ihm, sondern nur Fußballsammelbilder, die er tauschen wollte, aber er wird in der Zelle ans Bett gekettet, wo er in der Nacht verbrennt. Ein fixierter Mensch, der sich selbst die Matratze anzündet? Der Fall ist angelehnt an die Geschichte von Oury Jalloh, der vor zehn Jahren in der Obhut deutscher Polizisten verbrannt ist. Bis heute ist ungeklärt, wie das geschehen konnte.

Falke und Lorenz versuchen herauszufinden, wer was getan - und wer was nicht getan hat. Die entsprechend durchleuchteten Polizisten bilden sogleich ein Schweigekartell und halten dicht, sie veranstalten ein Grillfest, dabei hängt ihnen der Geruch von verkohltem Menschenfleisch noch in der Nase. Sie spielen "Black magic woman" auf dieser Party, und die Fanmeilenhymne "Auf uns": "Hier geht jeder für jeden durchs Feuer."

Erschreckend aktuell

Ein Film über Abschottung, in jeder Form. Die Menschen und Kassiererinnen und Polizisten in der Kleinstadt reden dauernd davon, dass die Kanaken sich vom Fürsorgegeld vollsaufen; dass die Leute nicht mehr Multikulti brauchen, sondern mehr Sicherheit; dass die Brötchen beim Bäcker nicht schmecken, seit ein Türke den Laden übernommen hat. Da hätte man den Filmemachern vor Monaten noch hinreiben können: so klischeehaft, tatorttypisch hingedengelt. Inzwischen kriegt man ja jeden Tag mit: gibt echt genug, die so denken.

ARD, Sonntag, 20.15

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