Jeddah:Britischem Rentner drohen 350 Peitschenhiebe in Saudi-Arabien

  • Ein britischer Rentner ist in Saudi-Arabien zu einem Jahr Haft und 350 Peitschenhieben verurteilt worden. Der Grund: Besitz von Alkohol.
  • Der Familie war Hoffnung gemacht worden, dass die Peitschenhiebe wegen des Gesundheitszustands des Mannes ausgesetzt würden - nun fürchten seine Kinder, die saudische Justiz habe anders entschieden.
  • Sie setzen sich bei höchster Stelle für die Freilassung des Mannes ein.

Weil er Flaschen mit selbstgekeltertem Wein in seinem Wagen hatte, sitzt ein 74 Jahre alter britischer Rentner seit mehr als einem Jahr in saudi-arabischer Haft. Nun droht Karl Andree der zweite Teil seiner Strafe: 350 Peitschenhiebe. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass 350 Hiebe ihn umbringen", sagen die Kinder des Mannes. Sie haben sich über britische Medien an die Öffentlichkeit gewandt - mit einer Bitte an ihren Premier.

"Wir flehen David Cameron an, sich persönlich einzuschalten und unseren Vater nach Hause zu bringen", heißt es im Statement der Familie. Andree, der 25 Jahre lang in der saudischen Ölindustrie gearbeitet hatte, habe bereits drei Krebserkrankungen hinter sich, leide an Asthma und brauche dringend medizinische Hilfe, berichten die drei erwachsenen Kinder des Rentners. Andrees Frau musste vor einigen Jahren wegen ihrer Alzheimer-Erkrankung nach Großbritannien zurückkehren, wo sie in einem Seniorenheim lebt.

In Saudi-Arabien ist Alkohol illegal, die strengen Gesetze des Landes sehen für den widerrechtlichen Besitz harte Strafen vor. Im August 2014 wurde Andree in seinem Wagen aufgehalten, verhaftet und in der Folge zu einem Jahr Gefängnis und Auspeitschen verurteilt. Das Jahr ist um, doch Andree sitzt noch immer in Haft und fürchtet den Vollzug der zweiten Strafe. Seine Tochter Kirsten Piroth sagte der BBC, die Familie sei in dem Glauben gelassen worden, dass die verhängten Peitschenhiebe nicht vollzogen würden. Das "scheine nun jedoch in Frage zu stehen".

Aus dem britischen Außenministerium heißt es den Medienberichten zufolge: "Unser Botschaftspersonal unterstützt Herrn Andree weiterhin - dazu gehören regelmäßige Besuche zur Abklärung seines Gesundheitheitszustands und regelmäßiger Kontakt mit seinem Anwalt und seiner Familie." Man sei in diplomatischem Kontakt mit der saudischen Regierung "und arbeiten aktiv daran, ihn so bald wie möglich freizubekommen".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: