Großbritannien:Polizei zeigt zur Abschreckung Video von tödlichem Autounfall

  • Zwei junge Männer aus Südengland sind unter Drogeneinfluss tödlich verunglückt.
  • Ihre Familien veröffentlichen ein Video der Unfallfahrt. Sie hoffen, dass es anderen eine Lehre ist.

Es ist der 11. April 2015, Samstagnacht in Sussex, Südengland. Zwei junge Männer, 20 und 21 Jahre alt, sind unterwegs. Sie nehmen Drogen, später steigen sie ins Auto. Der 20-Jährige, der sich ans Steuer setzt, hat noch nicht einmal einen Führerschein, das Auto gehört seinem Freund. Mehrere Stunden lang fahren die beiden berauscht durch die Gegend, beschleunigen auf bis zu 145 km/h, bis sie in den frühen Morgenstunden mit überhöhter Geschwindigkeit in die Mauer einer Kirche krachen. Beide sind sofort tot.

Einige Tage nach der gerichtlichen Untersuchung des Unfalls ist nun ein Handyvideo dieser Fahrt veröffentlicht worden. Die Familien der beiden Männer haben sich zu dem Schritt entschlossen, weil sie hoffen, es könnte anderen Fahrern als Warnung dienen. Der Clip stammt vom Mobiltelefon des 21-jährigen Beifahrers, das am Morgen nach dem Unfall unter einem Baum entdeckt wurde. Es wurde im Wageninneren aufgenommen. Darauf ist der Fahrer zu sehen, man hört, wie der Beifahrer und Besitzer des Wagens, seinem Freund Anweisungen gibt: "Weiter, weiter, jetzt ein bisschen abbremsen, weiter, weiter" Der Tacho zeigt 90 Meilen pro Stunde - etwa 145 km/h.

"Wir ziehen unsere Kinder groß, bringen ihnen bei, Richtig und Falsch zu unterscheiden. Wir leiten sie und hoffen, sie hören auf uns, aber sobald sie erwachsen sind, hoffen wir, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen", sagte die Mutter eines Unfallopfers laut einem Bericht des örtlichen Nachrichtenportals Kent Online. "Wenn all das hier eine einzige Person davon abhält, den gleichen Fehler zu begehen, ist etwas Gutes damit getan, das Video zu zeigen."

Der Bruder des zweiten Verunglückten bekräftigte die Entscheidung: "Material wie dieses hier sollte eigentlich nie gefilmt und schon gar nicht angesehen werden müssen. Trotz des Schmerzes, den die Verbreitung des Videos über die Medien uns bereitet, hofft und betet unsere Familie, dass es zumindest eine Person da draußen anspricht."

Die Polizei der Grafschaft Sussex teilte das Video in ihrem Twitter-Account. (Achtung: Obwohl es keine drastischen Szenen enthält, kann es verstörend wirken.)

Ein Polizeisprecher sagte dazu: "Man kann den Mut beider Familien, die mit uns bei der Veröffentlichung dieses Videos zusammengearbeitet haben, nur loben." Traurigerweise hätten seine Beamten "allzu regelmäßig" mit den Folgen tödlicher Unfälle zu tun. "Der Verlust zweier junger Leben unter diesen Umständen ist gleichsam schrecklich und frustrierend."

Ob solche für die meisten Menschen schockierenden Videos tatsächlich den gewünschten Effekt erzielen, ist unter Experten allerdings umstritten. "Einerseits ist ein solches Video abschreckend, aber eher für den 'Otto-Normal-Verbraucher'", sagt Verkehrspsychologe Fritz Becker, der auch mit jugendlichen Rasern arbeitet. "Andererseits gibt es viele jugendliche Raser, die sich von einem solchen Video kaum beeinflussen lassen. Die sagen eher: Die Jungs waren ja wirklich bescheuert. Nicht, weil sie gerast sind, sondern weil sie zuvor Drogen genommen haben." Auf die Wahrnehmung oder Risikoeinschätzung solcher Autofahrer hätten solche Videos demnach eher keine Auswirkung.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir das entsprechende Video eingebettet. Dieses Video haben wir wieder entfernt, da wir nach Abwägung die Einbindung auf unserer Seite nicht mehr als gerechtfertigt ansahen.

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