Urteil in Freiburg:Dreijährigen erschlagen - Haft für Alessios Stiefvater

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  • Weil er seinen dreijährigen Stiefsohn Alessio erschlagen hat, muss ein Landwirt aus Freiburg sechs Jahre und zwei Monate ins Gefängnis.
  • Der Angeklagte sagte, er bereue die Tat. Er habe im Affekt und aus Überforderung gehandelt.

Von Josef Kelnberger, Freiburg

Schuldig der Körperverletzung mit Todesfolge

Nach dem qualvollen Tod des dreijährigen Alessio im Schwarzwald ist der Stiefvater des Jungen zu sechs Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht Freiburg sprach den 33 Jahre alten Landwirt der Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung schuldig.

Der Mann nahm das Urteil ohne erkennbare Regung auf. Seinen Blick hielt er während der Verhandlung gesenkt, die Hände hatte er unter dem Tisch gefaltet. Den Hinweis der Richterin, dass sie ihm wünsche, dass "er seinen Weg finde", nahm der Mann kommentarlos und ohne Blickkontakt auf.

Im Gerichtssaal waren nach der Urteilsverkündung von einigen Zuschauern, die T-Shirts mit der Aufschrift "Keine Gnade für Kindermörder" trugen, Buhrufe zu hören.

Der Staatsanwalt hatte in seinem Plädoyer acht Jahre und drei Monate Gefängnis gefordert. Die Verteidigerin hatte sich für vier Jahre Haft ausgesprochen.

Angeklagter gesteht Schläge

Der Mann hatte zum Prozessauftakt Mitte September zugegeben, Alessio geschlagen zu haben. Er habe dem nackt auf dem Boden liegenden Dreijährigen zwei- bis dreimal mit der Faust in den Bauch geschlagen, sagte der 33-Jährige.

Der Dreijährige starb kurze Zeit später an den Folgen der heftigen Schläge. Die Tat hatte sich Mitte Januar auf dem Bauernhof der Familie in Lenzkirch bei Freiburg ereignet.

Der Angeklagte hatte gesagt, er bereue die Tat. Er habe im Affekt und aus Überforderung gehandelt.

Die Biografie von Alessios Eltern ist von Gewalt durchzogen. Als Kind war der Stiefvater von seiner Mutter misshandelt und mit einem Messer bedroht worden. Die 25-jährige leibliche Mutter Alessios war als Jugendliche sexuell missbraucht worden und dadurch stark traumatisiert.

Kritik am Jugendamt

In der Kritik in dem Fall steht das zuständige Jugendamt. Es soll Warnungen ignoriert und Alessio nicht ausreichend geschützt haben. Bereits im Sommer 2013 soll es Hinweise gegeben haben, dass Alessio körperlich misshandelt wird. Bewiesen seien jedoch nur drei Ohrfeigen, hieß es im Prozess. Die Anklage hatte vermutet, dass das Kind über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren durchgängig körperlich misshandelt worden sei. Das Jugendamt entschied jedoch, den Jungen in der Familie zu lassen.

Getöteter Alessio
:Wenn das Jugendamt die Gefahr nicht sieht

In Baden-Württemberg steht ein Landwirt vor Gericht, weil er seinen dreijährigen Stiefsohn zu Tode geprügelt haben soll. Trotz Betreuung durch das Jugendamt.

Von Josef Kelnberger

Mit Material der Agenturen

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