Flüchtlinge in Langenpreising:Stocksauer auf die Nachbarn

Wartenberg wettert gegen Langenpreisinger Flüchtlingspläne

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg/Langenpreising

Die Wartenberger sind wieder einmal richtig sauer auf ihre Langenpreisinger Nachbarn - und zwar gleich so sauer, dass es in der Sitzung des Marktgemeinderats am Dienstagabend Wortmeldungen gab, die Verwaltungsgemeinschaft aufzukündigen. Der Zorn entzündete sich an der Tatsache, dass am Verkehrskreisel direkt vor der Wartenberger Flur 100 Flüchtlinge untergebracht werden - mehr als doppelt so viele Personen also, wie Langenpreising nach dem Verteilerschlüssel des Landratsamtes aufnehmen müsste. Bei der Fläche handelt sich um das Grundstück, auf dem Investor Alois Angermaier schon einmal eine Edeka-Filiale hatte ansiedeln wollen. Bekanntlich wurde der damalige Streit zugunsten der Marktgemeinde vor Gericht entschieden.

Christian Pröbst von der CSU schäumte, die Langenpreisinger versuchten, "auf unseren Schultern" ihr Flüchtlingsproblem zu lösen: Selbst könne man die verlangte Quote sogar übererfüllen, die Flüchtlinge aber würden sich wegen der Lage des Grundstücks nur nach Wartenberg orientieren. Zwei Supermärkte des Marktes sind nur circa 300 Meter entfernt, der Weg bis in die Ortsmitte Langenpreisings beträgt dagegen ein Vielfaches. Auch Bürgermeister Manfred Ranft (FWG) kritisierte die Standortwahl und sagte, es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben. "Da sind ganz erheblich wirtschaftliche Interessen im Spiel", vermutete Ranft.

In diesen Kanon wollte SPD-Mann Michael Gruber nicht einstimmen. Die Verwaltungsgemeinschaft sei langfristig angelegt und dürfe "nicht abhängig von Bauchschmerzen und Verirrungen" sein. Und eine Aufkündigung der Gemeinschaft werde auch für die Wartenberger teuer. Gruber sagte, er halte überhaupt nichts von Kampfbeschlüssen und bat die Kollegen darum, die "Vernunft walten zu lassen" und langfristig zu denken.

Langenpreisings Bürgermeister Peter Deimel (FWG) lehnte eine Stellungnahme mit Verweis auf die Nichtöffentlichkeit der Sitzung ab. Wie es zu der Offerte kam, will auch Grundstückseigner Angermaier der SZ nicht sagen, ansonsten gibt er Auskunft: Am Kreisel soll es aus "humanitären Gesichtspunkten" keine Unterkunft aus Containern, sondern feste Bauten mit Holzrahmenkonstruktionen geben. Geplant sind zwei Gebäude mit Innenhof, je sechs Personen sollen eine Einheit belegen. Entstehen sollen ein Spiel- und Bolzplatz und ein eigenes Schulungszentrum. Zur Staatsstraße hin ist ein Lärmschutzwall geplant.

Ursprünglich hatte Angermaier eine Anlage für die Unterbringung von 200 Personen bauen wollen, der Langenpreisinger Gemeinderat hat in seiner Sitzung vor drei Wochen diese Zahl auf 100 gesenkt. Ansonsten sei man "sehr aufgeschlossen" gewesen, sagte Angermaier. Jetzt soll in der nächsten Woche in der Gemeinderatssitzung der Bauantrag gestellt werden. Der Baubeginn ist für November geplant, mit einer Fertigstellung rechnet der Investor, wenn alles gut läuft, für Juni 2016. Die Nutzung für Asylbewerber soll auf zehn Jahre begrenzt werden.

Für die Vorwürfe aus Wartenberg hatte Alois Angermaier nur einen Satz übrig: "Man sollte den Flüchtlingen helfen und nicht die Gemeindegrenzen aufrechnen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: