Fürstenfeldbruck:Personalgewinnung

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In einem Jahr wird die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Fürstenfeldbruck eröffnen. Vorab laden die Verantwortlichen schon einmal potenzielle Mitarbeiter zur Besichtigung. Die Resonanz ist groß

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Das Interesse überrascht die Gastgeber selbst. Mehr als hundert potenzielle künftige Mitarbeiter sind am Donnerstagnachmittag zur Vorstellung der im Bau befindlichen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an die Stadelbergerstraße gekommen. Im nördlichen Teil des Häusler-Parks gelegen, nur wenige Gehminuten von der Kreisklinik entfernt und in Zukunft deren Ergänzung für Patienten mit seelischen Beschwerden, wird die zu den Kliniken des Bezirks Oberbayern (KBO) gehörende Einrichtung voraussichtlich im Oktober 2016 ihren Betrieb aufnehmen.

"Es ist unser Wunsch, die Psychiatrie aus dem Versteckten herauszuholen, mitten in die Gesellschaft", erläutert Gabriele Schleuning in dem noch nicht ganz fertiggestellten Gebäude. Die Fenster sind schon eingesetzt, aber die Kabel verlaufen noch ohne Abdeckung an den Decken, und der Boden ist noch reiner Estrich. Die Chefärztin des Teilbereichs Klinik Süd-West der KBO erläutert ihren potenziellen Mitarbeitern in einem kurzen Vortrag das Konzept der neuen Einrichtung. Bereits 2007 öffnete in der kommunal organisierten Kreisklinik eine psychiatrische Abteilung mit Ambulanz, Krisenbehandlung und Tagesklinik; seit diesem Jahr gibt es dort auch "Hometreatment", also Behandlungen zu Hause. "Das ist ein prima Angebot", derzeit werde es von zwölf Patienten wahrgenommen. Die Abteilung wird nächstes Jahr in die neuen Räume umziehen. "Das Angebot werden wir im nächsten Jahr, wenn die Klinik eröffnet, dann noch ausbauen", sagt die Chefärztin.

Zwischenbilanz: Vor knapp einem Jahr war Richtfest, im Oktober 2016 soll die neue Psychiatrie in Fürstenfeldbruck öffnen. (Foto: Günther Reger)

Wie sie weiter ausführt, werden die anderen drei Abteilungen allgemeinpsychiatrische sowie gerontopsychiatrische Erkrankungen, Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen behandeln. Wie die Schwerpunkte im Einzelnen gesetzt werden, werde sich am Bedarf der Patienten orientieren. Ferner wird 2016 in Dachau direkt neben der städtischen Klinik auf 550 Quadratmetern eine Außenstelle der neuen Einrichtung eröffnet. In Fürstenfeldbruck werden Schleuning zufolge in den vier Stationen 88 Betten zur Verfügung stehen. Pro Jahr rechne man mit etwa 1200 stationären Patienten. Deutlich mehr, nämlich etwa das Vierfache, soll es aber an ambulanten Behandlungen geben. Der Bedarf sei auf jeden Fall gegeben, unterstreicht die Chefärztin.

Wobei es den Verantwortlichen nicht nur darum geht, ein engmaschigeres Versorgungsnetz für seelische Beschwerden zu installieren. Vielmehr erhofft man sich dadurch, dass sich die neue Psychiatrie in unmittelbarer Nähe befindet - und nicht mehr in der Nussbaumstraße in München oder gar in Haar - psychische Erkrankungen in der Gesellschaft ein Stück weit ihren Schrecken verlieren. Dass die Menschen schlichtweg ein entspannteres Verhältnis dazu bekommen, ähnlich wie in den USA, wo es völlig normal ist, einen Therapeuten aufzusuchen.

Positiv überrascht: Chefärztin Gabriele Schleuning freuen die vielen Interessenten. (Foto: Günther Reger)

"Wir wissen heute, dass jeder dritte Mensch einmal in seinem Leben in psychiatrische Behandlung kommt", deshalb sei es an der Zeit, gegen die Stigmatisierung solcher Beschwerden zu kämpfen. Die schnelle Erreichbarkeit der neuen Klinik für die Landkreisbewohner ist für die Chefärztin außerdem ein Stück Niedrigschwelligkeit: Betroffene, so hoffen sie und ihre Kollegen, werden sich schneller an die Klinik wenden, als wenn sie nach München oder noch weiter fahren müssten. Zu diesem Aspekt zählt auch die ständige Erreichbarkeit der Krisenambulanz. Damit wollen die Verantwortlichen aber nicht nur ein gesellschaftliches Umdenken erreichen. Mit der Psyche ist es ähnlich wie mit dem Körper. Je früher eine Beschwerde behandelt werde, desto besser gelinge die Therapie, erklärt Schleuning.

Die Einladung am Donnerstag richtete sich nur an potenzielles Personal, von der Stationshilfe über Ärzte, Psychologen, bis zu Sozialpädagogen und Therapeuten. Im therapeutischen Bereich werden der Chefärztin zufolge in Fürstenfeldbruck und Dachau etwa 150 Mitarbeiter eingestellt werden. Dass der Einladung über den KBO-Verteiler und durch Anzeigen in den lokalen Zeitungen so viele Interessierte folgen würden, damit hatte sie nicht gerechnet. "Wir waren ganz positiv überrascht", einige hätten sich sogar schon mit konkreten Stellenwünschen gemeldet. Schleuning erwähnt die Begegnung mit einer Frau, die sie sich als künftige Chefsekretärin vorstellen könnte. Die Leitungen der vier Stationen sind schon besetzt, aber ansonsten suchen die KBO bis Oktober 2016 noch mehr engagierte Mitarbeiter.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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