Initiative des Gröbenzeller Ex-Bürgermeisters:Stiftung soll Flüchtlingswohnungen bauen

Bruck: Eike Goetz zum 70. Geburtstag

Altbürgermeister Eicke Götz will in das Projekt seine Arbeitskraft und auch Geld einbringen.

(Foto: Johannes Simon)

Auf einem Kirchengrundstück in Gröbenzell könnten Quartiere errichtet und günstig an Flüchtlinge und sozial Schwache vermietet werden. Finanzieren sollen das Projekt Kirchen, die Gemeinde und Bürger

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis bereitet nicht nur Politikern, sondern auch Bürgern Kopfzerbrechen. So macht sich auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Bürgermeister von Gröbenzell, Eicke Götz (CSU), große Sorgen. Im Gegensatz zu anderen belässt es der Gröbenzeller jedoch nicht dabei, sich darüber aufzuregen, "dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft fast hilflos auf die Migrationsströme schauen und sich gegenseitig die Verantwortung für Hilfsmaßnahmen zuschieben". Der ehemalige Politiker stellt sich seiner Verantwortung und möchte Landrat Thomas Karmasin (CSU) und die Bürgermeister im Landkreis bei ihren Bemühungen um die Unterbringung der Asylsuchenden unterstützen. Deshalb hat Götz in seinem Wohnort ein Bündnis von Bürgern, Kirchen und Gemeinde zum Bau von kostengünstigen Mietwohnungen für Flüchtlinge und sozial schwache Gröbenzeller initiiert.

Götz, der in seiner Zeit als Vorsitzender des Kirchenbauvereins für die Sanierung der katholischen Pfarrkirche eine Summe von 1,31 Millionen Euro aufbrachte, regt an, auf einem Grundstück der katholischen Kirchenstiftung "Sankt Johann Baptist" ein Mehrfamilienwohnhaus zu errichten. Den Baugrund soll die Kirche unentgeltlich zur Verfügung stellen und in eine noch zu gründende gemeinnützige Stiftung einbringen. Am Stammkapital dieser Stiftung sollten sich spendenwillige Bürger, die Gemeinde Gröbenzell, die evangelische und die katholische Kirche in Gröbenzell, aber auch andere Glaubensgemeinschaften beteiligen. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und die Katholische Kirchenstiftung sind bereit, an der Gründung einer solchen gemeinnützigen Stiftung mitzuwirken.

Ein etwa 700 Quadratmeter großes, unbebautes Grundstück der Kirche in Gröbenzell mit einem Wert von rund 700 000 Euro hat Initiator Götz für das Vorhaben bereits im Auge. Auf dem Kirchengrund wachsen zurzeit Apfelbäume. "Meines Erachtens ist dieser Zustand in Zeiten allgemeinen Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum moralisch nicht länger akzeptabel", stellt der Katholik Götz fest. So könnten die Bäume auf dem Baugrundstück beispielsweise durch neun Wohnungen auf drei Vollgeschossen mit insgesamt 690 Quadratmetern Wohnfläche ersetzt werden.

Der frühere Berufspolitiker hat sich ebenfalls schon Gedanken dazu gemacht, wie die Baukosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro aufzubringen sind. Sein Vorschlag: Das Grundstück könnte mit einer Hypothek von 500 000 Euro beliehen werden, der Kirchenbauverein könnte ein zweitrangiges Darlehen in Höhe von 200 000 Euro mit einem Zinssatz von einem Prozent und einer Tilgungsrate von zwei Prozent gewähren. Würde sich die Gemeinde mit einer Summe von ebenfalls 700 000 Euro beteiligen, stünden bereits 1,4 Millionen Euro für das Bauvorhaben zur Verfügung. Die restlichen 300 000 Euro könnten andere Glaubensgemeinschaften und Bürger beitragen. Der Altbürgermeister ist dazu bereit, neben seiner Arbeitskraft selbst einen "maßgeblichen Anteil am Stiftungskapital einzubringen". Und er ist davon überzeugt, dass auch andere Spender seinem Beispiel folgen werden, da solche Spenden steuerlich abzusetzen sind. Götz spricht von einer "exemplarischen Solidarlösung", die auch in anderen Orten Schule machen könnte. Bei einem bezuschussungsfähigen sozialen Mietzins von 7,50 Euro je Quadratmeter rechnet Götz mit Jahreseinnahmen von 62 500 Euro. Damit ließe sich die Immobilie später erhalten und unterhalten.

Der Altbürgermeister hat seinen schriftlichen Vorschlag der Gemeindeverwaltung, der katholischen Kirchenstiftung und dem evangelisch lutherischen Pfarramt von Gröbenzell mit dem Hinweis zur Prüfung vorgelegt, für Änderungs- und Verbesserungsvorschläge dankbar zu sein. Erste Reaktionen zeigen, dass die Angesprochenen zumindest aufgeschlossen sind. Auf SZ-Anfrage erklärte Hermann Höcherl, Kirchenpfleger von Sankt Johann Baptist, die Kirchenverwaltung sehe das Ansinnen "grundsätzlich positiv". Das Thema stehe auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung Ende Oktober. Vor einer Entscheidung seien die Rahmenbedingungen zu klären und es sei zu prüfen, welches Grundstück gegebenenfalls geeignet ist. Höcherl wies in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit hin, Unterkünfte mit erschwinglichen Mieten zu bauen. Der evangelische Pfarrer Stefan Pickart verweist auf ein gemeinsames Gespräch mit dem katholischen Pfarrer Gregor König und Bürgermeister Martin Schäfer. Dabei sei vereinbart worden, dass die katholische Pfarrgemeinde zunächst in ihren Gremien den Vorschlag prüft und der Bürgermeister parallel dazu den Bebauungsplan. Man habe sich darauf geeinigt, sich erst nach Klärung dieser Punkte eingehend mit dem Vorschlag zu befassen. Schäfer verweist darauf, im Wohnungsbau seien Versäumnisse von Jahrzehnten aufzuarbeiten. Er bezeichnet es grundsätzlich als positiv, gemeinsam das Wohnungsproblem anzugehen. Das für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Landratsamt hat Götz nicht angeschrieben. Dort gehen regelmäßig Angebote von Firmen zur Unterbringung von Asylbewerbern ein, die allerdings werbenden Charakter haben. Eine Privatinitiative wie die von Götz sei ein Novum, so eine Sprecherin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: