Postbank:Scheiden ist mühsam

People enter a building of Deutsche Postbank AG in Berlin

Profitabel, aber margenschwach: Die Postbank muss ihr Geschäft auf eine neue Grundlage stellen.

(Foto: Johannes Eisele/Reuters)

Eine neue Vorstandsfrau hilft der Postbank bei der Trennung von der Deutschen Bank.

Von Stepham Radomsky und Meike Schreiber, Frankfurt/München

Eine solche Trennung ist aufwendig, mitunter schmerzhaft. All die Arbeit und Verantwortung die sich die Partner bisher teilen konnten, hat nun jeder wieder für sich allein. Und ob hinterher beide wenigstens sagen, "Es war besser so", ist unsicher. Das ist auch bei Postbank und Deutscher Bank nicht anders.

Das Auflösen des gemeinsamen Hausstands ist für den größten Bankenkonzern im Land allerdings ungleich komplizierter, als in einer x-beliebigen gescheiterten Ehe. Ausziehen muss in diesem Fall, um im Bild zu bleiben, die Postbank, und mit ihr gehen etwa 14 Millionen Kunden, knapp 18 500 Postbanker sowie potenziell weitere 5500 Mitarbeiter der Deutschen Bank, die nur Aufgaben für die Postbank erfüllen. Das erfordert eine enorme logistische Leistung hinter den Kulissen: Computersysteme müssen neu aufgesetzt und die internen Abläufe auf das Leben allein umgestellt werden, um weiter arbeitsfähig zu sein und alle gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Alles im laufenden Betrieb.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat sich die Postbank dafür nun Verstärkung gesucht: Insidern zufolge soll eine neue Vorstandsfrau vor allem den Zahlungsverkehr, im internen Jargon "Operations" genannt, weiter auf Vordermann bringen. Dafür gewonnen hat das Bonner Institut die 50-jährige IT-Expertin Zvezdana Seeger, die zum 1. Dezember ihre Stelle antreten soll. Zunächst wird Seeger Generalbevollmächtigte mit Sitz im Vorstand, später, wenn die Genehmigung der Bankenaufsicht vorliegt, auch ordentliches Vorstandsmitglied. Bislang lag die Verantwortung für diese Themen bei Vorstand Ralph Müller, der aber anderes übernehmen soll. Die Zahl der Postbank-Vorstände steigt damit von sieben auf acht, zwei davon sind Frauen. Die Postbank wollte sich nicht dazu äußern.

Seeger soll die Abwicklung der Bankgeschäfte in der Postbank wieder auf eigene Füße stellen. Bisher laufen die über eine gemeinsame Plattform mit der Deutschen Bank. Es hat nach der Übernahme der Postbank lange gebraucht, bis sich beide Partner die Arbeit wirklich teilten. Die Integration war langwierig und verschlang Milliarden. Nun will die Deutsche Bank die Postbank loswerden, schon im kommenden Jahr soll der Anteil unter 50 Prozent sinken. Bis dahin muss die Postbank wieder allein operieren können.

Seeger steht also unter Zeitdruck. Mit schwierigen Vorhaben hat die Mutter eines Sohnes allerdings Erfahrung: Beim damals unter bösen Verzögerungen leidenden Lkw-Maut-Unternehmen Toll Collect übernahm Seeger Anfang 2004, mitten in der Krise, die Verantwortung für die IT. Bis zu ihrem Abschied Ende 2005 schaffte sie es, das System komplett auf die Straße zu bringen. Es folgten Stationen im Vorstand der Telekom-Tochter T-Systems, dem kollabierten Handelskonzern Arcandor und bei der Post-Tochter DHL. Fünf Jahre lang gab sie zudem nebenberuflich noch die Zeitschrift Wirtschaftsinformatik heraus. Der schmerzhafte Teil der Trennung dürfte der Postbank allerdings noch bevorstehen. Denn Seeger kann den Auszug managen, wie das Leben allerdings allein weitergeht, ist aber weiterhin offen. Die Postbank arbeitet zwar profitabel, erwirtschaftet aber nur eine schmale Eigenkapitalrendite von gut sieben Prozent vor Steuern. Das löst bei Investoren nicht gerade Begeisterung aus. Und Besserung ist angesichts des auf Privat- und kleinere Firmenkunden ausgerichteten Geschäfts kaum in Sicht.

Die Deutsche Bank würde einen Börsengang für die Postbank bevorzugen, und auch deren Chef Frank Strauß sieht darin "eine ausgezeichnete Perspektive", wie er zuletzt in einem Interview mit dem Magazin Bilanz sagte. Geplant ist der für die erste Hälfte 2016. Zugleich steht aber auch ein Komplettverkauf an einen Investor oder einen Konkurrenten nach wie vor im Raum, vorausgesetzt der Preis stimmt. Um den in die Höhe zu treiben, fehlt der Postbank bisher aber noch die richtige Geschichte. "Im Moment ist die Postbank bei Weitem nicht profitabel genug", sagt der Banken-Analyst Dieter Hein von Fairesearch.

Auf der einen Seite stehen also eine aufwendige und teure Trennung von der Deutschen Bank, auf der anderen ein margenschwaches Geschäft mit mauen Wachstumsaussichten. Als Ausweg könnte für Postbank-Chef Strauß damit Sparen bleiben. Anders als beispielsweise die Deutsche Bank oder die Hypo-Vereinsbank kann er dazu aber nicht einfach Standorte schließen. Hier ist er vertraglich an die Deutsche Post gebunden, für die er sämtliche Filialen betreibt. Blieben die zentralen Funktionen, die mit der Trennung sowieso neu organisiert werden. Strauß predigt deshalb Effizienz: "Die Wettbewerbsfähigkeit von Banken, gerade im Massengeschäft, hängt mehr und mehr von der Qualität ihrer IT-Systeme, von optimierten Prozessen sowie der Erhöhung der Selbstbedienungsquote ab", sagte er in dem Interview. Was das für den Stellenplan bedeutet, ließ er offen. Nach einem Ausbau hört es sich allerdings nicht an.

Zugleich will Strauß das Kreditgeschäft ausbauen. Ob das klappt ist aber unsicher, weil noch nicht klar ist, ob sich die Bank wirklich ganz von der Deutschen Bank trennt. Dann wäre die Frage, wie unabhängig die Postbank am Markt agieren kann, sagt Hein. Das sei aber entscheidend dafür, wie attraktiv die Aktie letztlich für Investoren ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: