München:Aus dem Powerplay-Tiefschlaf erwacht

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Die Münchner Bullen haben sich mit allen Mitteln gegen den Druck der Berliner Eisbären gestemmt, wie hier Frederic St. Denis und Torhüter Danny aus den Birken, doch auch die Aufholjagd im letzten Drittel blieb erfolglos. (Foto: imago/Mario Stiehl)

Zweimal liegt der EHC mit 0:2 zurück, doch während die Münchner das Derby gegen Ingolstadt in eigener Halle zu einem 6:3-Erfolg drehen, kommen die beiden Überzahltore bei den Eisbären Berlin zu spät, die Gäste unterliegen 3:5

Von Christian Bernhard, München

Das erste Bully bedeutet derzeit nicht unbedingt, dass auch der EHC München seine Arbeit aufnimmt. Bei den Eisbären Berlin geriet die Mannschaft von Trainer Don Jackson am Sonntag im fünften Pflichtspiel in Serie mit 0:2 in Rückstand. Anders als beim 6:3-Erfolg am Freitag gegen den ERC Ingolstadt konnte der EHC die Partie in der Hauptstadt aber nicht mehr drehen und verlor am zwölften Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit 3:5 (0:1, 0:2, 3:2). Julian Talbot (7.), Spencer Machacek (25.), Bruno Gervais (38., Überzahl), Mike DuPont (55.) und Barry Tallackson (60. ins leere Tor) besiegelten die vierte Münchner Auswärtsniederlage dieser DEL-Saison, für Verteidiger Gervais war es sein drittes Tor des Wochenendes. Er ist mit nun fünf Treffern der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga.

Diesen Titel trug in den vergangenen Jahren mehrmals EHC-Verteidiger Richie Regehr. Der Ex-Eisbär traf wie schon am Freitag auch in Berlin (44., Überzahl) und setzte damit nach seinem schwachen Saisonstart nicht nur seinen Aufwärtstrend fort, sondern rüttelte damit auch den EHC wach. In der 49. Minute verkürzte Toni Söderholm ebenfalls im Powerplay auf 2:3, kurz vor Schluss Maximilian Kastner auf 3:4 (59.). Zu Punkten reichte es nicht mehr. Jackson hatte sich an seiner alten Wirkungsstätte, an der er fünf Titel als Cheftrainer geholt hatte, auf ein Spiel "mit großer Intensität und hoher Geschwindigkeit" eingestellt. Seine Anwesenheit sorgte dafür, dass es für die Eisbären kein Spiel wie jedes andere war. Partien gegen Jackson seien "immer etwas Besonderes", erklärte Berlins Trainer Uwe Krupp. Dessen Spieler hatten dem Überraschungsteam Augsburg am Freitag sieben Tore eingeschenkt und damit auch ihr viertes Heimspiel der Saison gewonnen. Auch deshalb rechnete Münchens Torhüter Danny aus den Birken, der den Seinen gegen Ingolstadt speziell im letzten Drittel mit mehreren Paraden die Führung gerettet hatte, mit einem "verdammt schweren Spiel", da zwei ähnliche Systeme aufeinander trafen. Sowohl der EHC als auch die Eisbären praktizieren ein sehr laufintensives Spiel, welches den Berlinern gegen Augsburg besonders gut gelang. "Berlin hat super schnelles Eishockey gespielt", lobte Augsburgs Steffen Tölzer. Auch von den Birkens Prognose lautete: "Wir werden Überzahltore brauchen." Zwei solche gelangen dem EHC auch, allerdings erst nach dem 0:3.

Anders als die Berliner war der ERC Ingolstadt am Freitag ein äußerst dankbarer Gegner für den EHC gewesen. Im Duell der Verunsicherten war Ingolstadt eine Stufe unsicherer gewesen: Anders war das Auftreten der Oberbayern, die sich nach zerfahrenem Beginn dank zweier Kontertore eine 2:0-Führung herausgespielt hatten, nicht zu erklären. Statt mit der Führung im Rücken selbstbewusst aufzutreten, leisteten sie sich Strafzeit um Strafzeit und erweckten so die bis zu diesem Zeitpunkt der Saison im Powerplay-Tiefschlaf steckenden Münchner. Dreimal schlug der EHC mit einem Mann mehr auf dem Eis zu, ein weiterer Treffer ging nur nicht als Powerplay-Tor in die Statistik ein, weil ERC-Kapitän Patrick Köppchen in jenem Moment die Strafbank verließ, als Dominik Kahun zum zweiten Mal erfolgreich war. "Unser Überzahlspiel war der Schlüssel zum Sieg", fand Kahun, der gegen das schwächste Unterzahl-Team der Liga mit drei Scorerpunkten erneut auffälligster Münchner war. Man habe unter der Woche vermehrt Überzahl trainiert, berichtete er: "Wir haben uns gesagt, das wir mehr schießen müssen und es hat geklappt." Was auch in Berlin klappte - allerdings zu spät.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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