Ärzte widersprechen Tölzer Schuldirektor:Keine Gefahr

Flüchtlinge Asylbewerber

Eine Impfung ist immer gut, aber nicht wegen der Flüchtlinge, meint Amtsärztin Dr. Alexandra Schum vom Gesundheitsamt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Eltern sollten den Schutz ihrer Kinder wegen der Ankunft der Flüchtlinge überprüfen. Mediziner halten diese Aufforderung für unnötig

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Eine Impfung sei für Kinder immer gut, sagt Dr. Alexandra Schum, Amtsärztin vom Tölzer Gesundheitsamt. Insofern zeigt sie grundsätzlich ein gewisses Verständnis für Harald Vorleuter. In einem Schreiben an die Eltern hatte der Direktor des Tölzer Gymnasiums dazu aufgerufen, "vorsorglich" den Impfstatus der Kinder zu überprüfen, ehe die 150 Flüchtlinge in die Turnhalle der Schule einquartiert werden. Für die Amtsärztin hat das eine mit dem anderen allerdings nichts zu tun: "Dadurch, dass es keinen Kontakt gibt, ist überhaupt keine Gefahr da." Dem pflichtet Dr. Simon Erhardt, Anästhesist an der Wolfratshauser Kreisklinik, bei und fügt hinzu: "Gegen Tuberkulose kann man sowieso nicht impfen." Ein Sichtschutz trennt die Turnhalle in den nächsten sechs bis acht Wochen vom übrigen Schulgelände, Gymnasiasten und Flüchtlinge haben jeweils einen eigenen Eingang und essen auch nicht zusammen zu Mittag. Die 150 Asylsuchenden, die am Montag ihre Betten in der Sporthalle bezogen, werden im Landratsamt von Ärzten untersucht. "Die Hauptaufgabe wird sein, Fälle wie Tuberkulose herauszufinden", sagte Dr. Erhardt. Es werde geröntgt, zudem führe man Bluttests bei Kindern und Schwangeren durch, so Dr. Schum. Erkrankungen werde man "sehr früh feststellen." Bei der Ankunft der Flüchtlinge in München habe es bereits ein "Kurzscreening" gegeben: Sie wurden auf Verletzungen und Krankheiten hin angeschaut.

Ansteckungsgefahr besteht eher für die Schutzsuchenden als für die Schüler. In Syrien sei der Impfstatus noch mit dem in Deutschland vergleichbar gewesen, sagt die Amtsärztin. Das war vor dem Bürgerkrieg. In anderen Ländern, aus denen derzeit Flüchtlinge kommen, sei er "unzureichend." Der ein oder andere bringe Tbc, Krätze oder Läuserückfallfieber mit, wogegen kein Impfstoff existiert. Oder Hepatitis, die sich jedoch nur durch sehr engen Körperkontakt überträgt. Krankheiten wie Masern oder Tetanus, gegen die Kinder hierzulande geimpft werden, habe es bei Asylsuchenden "bisher gar nicht" gegeben, teilt Dr. Schum mit.

Anästhesist Dr. Eberhardt und BRK-Fachbereichsleiter Benno Schreiter stehen am Montag vor dem Landratsamt - für alle Fälle. Ein Flüchtling kommt mit einem eitrigen Zahn und muss gleich zum Zahnarzt. Einer anderer klagt über heftige Bauchschmerzen und wird ins Krankenhaus gebracht. Vermutlich sei bei ihm eine Blinddarm-Operation nötig, meint Dr. Eberhardt. Wieder andere sind erkältet. "Gleich die ersten zehn, die hier ankamen, hatten Husten, Schnupfen, Heiserkeit."

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