Kochel am See:Herberge mit Bedingung

Die Gemende bietet dem Kreis ein Haus für junge Flüchtlinge an, wenn dafür die örtlichen Turnhallen frei bleiben

Von Klaus Schieder, Kochel am See

Die Gemeinde Kochel überlässt die Jugendherberge im Ort dem Amt für Jugend und Familie des Landkreises, das darin minderjährige unbegleitete Flüchtlinge unterbringen will. Dies hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend einstimmig beschlossen. Allerdings stellte er dafür eine Bedingung: Der Landkreis darf in Kochel keine Turnhalle mit Flüchtlingen belegen. "Das ist in einer relativ kleinen Gemeinde wie der unsrigen von zentraler Bedeutung", sagt Bürgermeister Thomas Holz (CSU).

Kochel hatte das Haus mit 30 Betten dem Bayerischen Jugendherbergswerk für eine höhere sechsstellige Summe abgekauft. Dort soll wieder eine Einrichtung für Jugendliche entstehen; in welcher Form, ist allerdings noch unklar. Nun soll das Gebäude aber erst einmal als Unterkunft für neun junge Flüchtlinge dienen. "Größer wird es nicht, das ist Standard", sagt Holz. Insgesamt muss das Kreisjugendamt heuer zusätzlich zu den 59 bestehenden noch 33 Plätze für Asylsuchende schaffen, die minderjährig sind und alleine nach Deutschland kamen. Das Jugendherbergswerk hatte das Haus an die Gemeinde verkauft, weil sich eine Sanierung ob der hohen Brandschutzauflagen für den Verband nicht mehr rentierte. Ob es für die Belegung mit jungen Flüchtlingen geeignet ist, muss erst ein Ortstermin mit Fachleuten zeigen. "Das muss man sich mal anschauen", sagt der Bürgermeister. Die Gemeinde will das Gebäude für drei bis fünf Jahre an den Landkreis vermieten.

Die Bedingung, dass der Landkreis die Turnhalle in Kochel nicht belegen dürfe, verteidigt Holz. Sie sei nicht bloß für den Schulsport, sondern auch für die vielen Vereine wichtig, die im Winter sonst keine Trainingsmöglichkeit und auch keine Option hätten, anderswohin auszuweichen. Außerdem verweist Holz darauf, dass Kochel die freiwillige Aufnahmequote des Landkreises mehr als erfüllt habe. "Wir müssen demnach 44 Asylsuchende aufnehmen, derzeit sind es 80, mit den unbegleiteten Minderjährigen dann 89." Deshalb sei die Forderung des Gemeinderats "nicht unverschämt", betont Holz

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