Wahlen in Eching:Alle noch in Deckung

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Niemand weiß, wer der neue Chef im Echinger Rathaus werden will (Foto: Marco Einfeldt)

Am 3. Juli 2016 wird in Eching ein neuer Bürgermeister gewählt. Derzeit ist aber völlig unklar, wer dann antritt und der amtierende Rathauschef gibt die unergründliche Sphinx.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wann die Echinger ihren Bürgermeister für die nächsten sechs Jahre wählen, steht nun schon mal fest: Am 3. Juli 2016 findet die Wahl statt, die seit 1992 von der allgemeinen Kommunalwahl separiert läuft. Allerdings ist auch neun Monate vor dem Wahltermin noch völlig unklar, wer denn dann überhaupt zur Wahl stehen wird. Kein einziger Kandidat hat sich bisher auch nur ansatzweise erklärt.

Der Amtsinhaber gibt die unergründliche Sphinx im Rathaus. Nach bald 18 Amtsjahren hat Josef Riemensberger (CSU) noch nicht mal angedeutet, ob er zu einer vierten Wahlperiode antreten wird. Die parteipolitische Konkurrenz ist darauf angewiesen, aus seinem Verhalten zu lesen, ob Riemensberger eventuell amtsmüde sein könnte - aber das ist bei seiner bekannten Emotionsferne ein mühseliges Unterfangen. Es gebe "genügend zu tun", blockt Riemensberger Anfragen nach seinen Plänen ab, "wir müssen nicht ein dreiviertel Jahr Wahlkampf machen".

Für potenzielle Bewerber anderer Gruppierungen wäre dies freilich die Schlüsselfrage. Ein Kandidatentableau ohne Amtsinhaber ist völlig anders gelagert als die Herausforderung des "Titelverteidigers". Der große Herausforderer wird in Eching immer noch von der SPD erwartet, die von 1972 bis 1998 die Bürgermeister stellte und seither dreimal ihre Kandidaten in die Stichwahl gegen Riemensberger brachte: Carsten Seiffert 1998, Pablo Schindelmann 2004 und Anette Martin 2010.

Seit Martin erklärt hat, 2016 nicht erneut antreten zu wollen, ist das Personalangebot der Genossen dünn. Mit Ausnahme von Stefanie Malenke drängt sich aus Altersgründen kein amtierender Gemeinderat als zukunftsfähiger Kandidat auf - und die Günzenhausenerin kommt nach der Geburt ihres dritten Kindes in diesem Jahr nicht wirklich in Betracht. Die Doppelspitze im Ortsverband zeigt sich reserviert; Vorsitzender Seiffert hat eine Kandidatur ausgeschlossen, Vize Jürgen Schechler scheint aus beruflichen Gründen unabkömmlich.

Grüne, "Bürger für Eching" und "Echinger Mitte", die inhaltlich immer wieder Berührungspunkte untereinander und mit der SPD erkennen lassen, favorisieren offen oder intern die gemeinsame Nominierung eines möglichst breit getragenen Kandidaten. Bertram Böhm von der "Mitte" und der Grünen-Ortsvorsitzende Axel Reiß haben jeweils bereits öffentlich angekündigt, dass sie geeignete Kandidaten ungeachtet des Parteibuchs unterstützen würden und keinesfalls alle sieben Gruppierungen mit eigenen Köpfen aufwarten sollten. Die "Bürger", bei denen Irena Hirschmann nach ihrem Achtungserfolg 2010 als Kandidatin gesetzt galt, scheinen hinter verschlossenen Türen auch einer übergreifenden Kandidatur zugeneigt. Sondierungsgespräche laufen in unterschiedlichsten Konstellationen. Böhm und wahrscheinlich auch Hirschmann wären wohl auch jederzeit bereit, diesen überparteilichen Kandidaten zu geben, wobei beide mindestens der SPD nicht vermittelbar wären. Bei den Freien Wählern hat es wohl nach einigen Dissonanzen im Umfeld der Wahl Otmar Dallingers zum Zweiten Bürgermeister eine Klärung im Vorfeld gegeben. In einer internen Aussprache soll festgelegt worden sein, dass Dallinger der Kandidat der Gruppierung ist, wenn er sich zu einer Kandidatur entscheidet. Dies hatte er zuvor über Jahre stets klar anvisiert - erst in den vergangenen Wochen hatte er Bedenken wegen seiner beruflichen Entwicklung angemeldet. Seine Entscheidung steht noch aus. Im Gemeinderat ist derzeit Christoph Gürtner die präsenteste Figur der Gruppierung. Ob er für einen Plan B im Falle einer Absage Dallingers bereit stünde, lässt sich nicht abschätzen.

Sollte Riemensberger nicht antreten, bräuchte auch seine CSU einen Bewerber. Mit dem Dritten Bürgermeister Thomas Kellerbauer und Gemeinderätin Dagmar Zillgitt stünden hier zwei potenzielle Nachfolger parat, die beide mindestens in der Rubrik Öffentlichkeitspräsenz ein Anforderungsprofil an einen Kandidaten übererfüllen. Zillgitt hat allerdings schon signalisiert, eine Bewerbung nicht anzustreben. Kellerbauer, der seit seiner Wahl zum Dritten Bürgermeister in der Öffentlichkeit gefühlt präsenter ist als der Erste und Zweite zusammen, wäre folglich wohl die erste Option.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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