Porsche-Prozess:Wiedeking: "Wir waren Visionäre, aber keine Spieler"

Porsche-Prozess: Wendelin Wiedeking, ehemaliger Porsche-Chef, bestreitet die Vorwürfe.

Wendelin Wiedeking, ehemaliger Porsche-Chef, bestreitet die Vorwürfe.

(Foto: AFP)
  • Am Vormittag hat der Prozess gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und seinen Finanzchef Holger Härter begonnen.
  • Wiedeking bestreitet den Vorwurf, er habe die Anleger nicht ausreichend über die geplante VW-Übernahme durch Porsche informiert.

Von Max Hägler, Stuttgart

Mit den Worten "Ich bin unschuldig" betrat Wendelin Wiedeking am Donnerstagvormittag den Sitzungssaal am Landgericht Stuttgart - und mit diesem Tenor hat er an dem ersten Prozesstag auch seine Verteidigungsrede geführt. Mehr als eine Stunde nahm der ehemalige Porsche-Vorstandschef Stellung zu den Vorwürfen, er und sein Finanzchef Holger Härter hätten die Börse manipuliert, als sie 2008 um die Mehrheit beim Volkswagen-Konzern kämpften: "Wir waren Visionäre, aber keine Spieler."

Viele Jahre hat die Schwerpunkteinheit Wirtschaft der Staatsanwaltschaft Stuttgart deswegen ermittelt. Mittlerweile ist sie zu dem Schluss gekommen, dass das damalige Chef-Duo bei Porsche bereits im März 2008 den Entschluss gefasst habe, nach einer Dreiviertelmehrheit bei Volkswagen zu greifen. Der Stuttgarter Konzern hatte dies bis zum Herbst 2008 vehement bestritten - um es dann doch zu tun. In Folge des Übernahmeversuches schoss der Kurs der VW-Aktie im Herbst 2008 auf über 1000 Euro. Zahlreiche Aktionäre, gerade Hedgefonds, hatten anders gewettet und verloren Hunderte Millionen Euro.

Weder "verdeckte Beschlusslage" noch "Übernahmedrehbuch"

Dies sei aber keine Irreführung gewesen, betonte Wiedeking. Die gesamte öffentliche Kommunikation habe zu jeder Zeit exakt den Stand der Willensbildung wiedergegeben. Es habe keine "verdeckte Beschlusslage" gegeben, kein "Übernahmedrehbuch": "Ein solch abenteuerliches Machwerk hat niemand beauftragt."

Es sei aufgrund vieler verschiedener Umstände bis Ende Oktober unklar gewesen, ob Porsche eine beherrschende VW-Mehrheit anstreben wolle und könne. Ein wesentlicher Grund sei das "undurchsichtige" Verhalten des Porsche-Familienaktionärs und VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch. Er, Wiedeking, habe ein zunehmend schwieriges Verhältnis zu ihm gehabt, das sei übersehen worden bei den Ermittlungen. Es sei absurd, wenn nun die Staatsanwaltschaft annehme, dass er sich trotz dieser Zwistigkeiten mit Piëch zu einem verdeckten Übernahmedrehbuch verschworen haben solle. "Die mir unterstellte Nähe zu Piëch schmerzt mich richtig." Er sei, endete Wiedeking schließlich, freizusprechen.

Am Nachmittag wird die Verhandlung mit einer Erklärung von Wiedekings Kompagnon forgesetzt. Dann spricht Ex-Porsche-Finanzchef Holger Härter. Bei einer Verurteilung drohen ihm und Wiedeking nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis zu fünf Jahre Haft. Härter war im Zusammenhang mit der Übernahmeschlacht bereits wegen Kreditbetrugs zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

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