Sprachlabor:Allein - oder zu zweit

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

"Oder habe ich nur die Rechtschreibreform nicht begriffen?" So beginnen viele Briefe an das Sprachlabor. Wie auch dieser zum Ausdruck "alleingelassen".

WÄHLEN LESER den Satzanfang "Oder habe ich . . .", ist es vorher meist um die Rechtschreibreform gegangen. Auch bei Herrn G. war das so. "Oder habe ich", fragte er, "nur die Rechtschreibreform nicht begriffen?" Seine Zweifel rühren daher, dass die Reportage über Hardheim so angekündigt worden war: "Über einen Ort, der sich allein gelassen fühlt." Völlig richtig wendet er ein, dass Hardheim sich alleingelassen fühle. Schon im Duden von 1934 heißt es schön griffig, dass die Zusammenschreibung geboten sei, "wenn durch die Verbindung zweier Wörter ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinanderstellung nicht ausdrückt". An dieser Regel hat sich nichts geändert. Übrigens hieß es nur im Inhaltskasten "allein gelassen", bei der Reportage selbst stand die richtige Form "alleingelassen".

ZU HAYDNS KAISERHYMNE las man bei uns, sie sei "als österreichische Kaiserhymne" komponiert worden. Für unseren Wiener Leser R. ist das mehr als nur eine Lappalie. Er weist darauf hin, dass es 1797, als die Hymne entstand, noch keine österreichischen Kaiser gab. Damals war Franz II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Als Franz I. war er von 1804 an Kaiser von Österreich, dazu König von Jerusalem, Großwojwode der Wojwodschaft Serbien und noch einiges mehr. G'schamster Diener!

DA DER TOD zum Leben gehört, soll er auch, mit Verlaub, nicht totgeschwiegen werden. Das gilt nicht minder für seine heiter-makabren Nebenerscheinungen. In diesem Sinn findet Leser Prof. Dr. E. den folgenden, die Suizidbeihilfe in Oregon betreffenden Satz bemerkenswert: "Etwa 0,2 Prozent aller Verstorbenen erhielten Suizidhilfe - und zwar konstant über die vergangenen 18 Jahre." Trockener als Dr. E. kann man das nicht kommentieren. Er schreibt: "Trotz aller gebotenen Zurückhaltung bei diesem heiklen Thema möchte ich anmerken, dass ich es für humaner gehalten hätte, wenn wirksamere Methoden angewandt worden wären."

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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