Grafing:Erfolgsstory

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Leszek Zadlo und das Blue Monday Quintet spielen den würdigen Ausklang des ersten Jazzfestivals. (Foto: Christian Endt)

Jazzfestival klingt in Turmstube aus

Von Claus Regnault, Grafing

Nicht ohne Wehmut erklang vergangenen Donnerstag auch der letzte Ton des fabelhaft geglückten internationalen Festivals "EBE-JAZZ 15", und er erklang, wie es sich gehört, in Grafing, wo dieses Festival von der heimischen Initiative ins Leben gerufen wurde. Das wirkliche Ende aber war ein fulminantes Saxofon-Duell zwischen dem großen Gast Leszek Zadlo und dem fast so großen "Laienprofi" Klaus Grünfelder aus Vaterstetten, begleitet am Schlagzeug von Harald Rüschenbaum, der als Bandleader das Festival mit dem bayerischen Landes-Jugend-Jazzorchester mitreißend eröffnet hatte.

Und was das "Nachher" angeht, so kann man sich auf die für 2017 geplante Fortsetzung des Jazzfestivals, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Fleißarbeit, gepaart mit Enthusiasmus, des Komiteekopfes Frank Haschler heute schon freuen.

Der Schlussabend in der Turmstube begann etwas nostalgisch. Das den Abend bestreitende Blue Monday Jazzquintett ist eine Institution des Munich Jazzclubs e.V., die für den Westen Münchens ähnlich verdienstvoll wie die Jazz-Initiative Grafing/Ebersberg für die hiesige Region den Jazz unter die Leute bringt. Dieses Quintett vermittelte, durchgehend grauhaarig, ein wenig die für sie maßgebliche Ära des Hard-Bop als Erinnerung. Geleitet von dem Tenorsaxofonisten Ralf Peter Fuchs mit überwiegend aggressivem Improvisationsstil, hatte es in Franz Freudenreich einen zunehmend beredten Gitarristen und in dem balkanstämmigen Misha Shizz einen von dem amerikanischen Jazzpianisten und Komponisten Alfred McCoy Tyner nicht unbeeinflussten Pianisten und eine solide Rhythmusbasis in Gerhart Uttentaler, Bass, und Günter Hauser, Drums.

Ihr Programm begann denn auch durchaus stimmig mit Monks "Straight no Chaser", gefolgt von MJQ's "Softly, as in a morning sunrise" und Wes Montgomery's "Road Song". Sie hatten als "Gastfreund Leszek Zadlo mitgebracht, den Multi-Saxofonisten aus Polen, der seit spätestens 1974 zur deutschen und europäischen Szene gehört. Er war der Star des Abends, dessen ungemein leidenschaftliche Improvisationen aus einem tief slawischen Emotionszentrum kommen. Er beherrscht technisch alle Holzblasinstrumente, insbesondere Flöte, Sopransaxofon, Alt-und Tenorsaxofon, wobei das Sopransaxofon das Herzensinstrument von Zadlo ist. Nach der Pause entwickelte sich der Abend zu der für die Jazz-Improvisation so wesentliche Offenheit der Jamsession. Und da gab auch er mit einem ausgedehnten Solo zu einem seiner Lieblingsstücke "Alone together" auf dem Sopransax ein überwältigendes Beispiel seiner sich quer durch die Skalen bis in höchste Höhen entwickelnden gefühlstiefen Improvisationssprache.

Ein bezwingender Abschluss für ein Festival, für welches den fabelhaften Initiatoren zu danken ist, denn sie haben aus dem regionalen Publikum das gemacht, was sie selbst sind: Enthusiasten des Jazz!

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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