Zwei Bundesstraßen durch einen Ort, Kreuzungspunkt genau in der Mitte. Das gibt es nicht mehr so oft in Deutschland. In Taufkirchen ist es nach wie vor Realität. Von Osten nach Westen geht die B 388 durch die 10 000 Einwohner-Gemeinde, von Norden nach Süden zerschneidet die B 15 den Ort. 15 000 Fahrzeuge wälzen sich täglich durch Taufkirchen, zehn Prozent davon ist Schwerlastverkehr.
Bürger und Politiker einer Kommune, die eine Ortsumgehung fordern, müssen vor allem eines haben: Geduld. In Taufkirchen wurden die ersten Schritte für eine B 388-Umfahrung vor 18 Jahren gemacht. Vor elf Tagen meldete die Regierung von Oberbayern, dass sie einen Planfeststellungsbeschluss erlassen hat. Doch es ist nicht nur die schiere Zeit, die Geduld abverlangt. Es sind auch und vor allem die mühsamen, langen und oftmals zermürbenden Diskussionen in einer Kommune, die eine Umgehungsstraße stets zu einem langwierigen Projekt machen. Während die einen auf Entlastung vom Durchgangsverkehr pochen, sehen die anderen, die am Ortsrand ihre Häuser und Gärten haben, eine Umgehungsstraße mit ganz anderen Augen. Wo eine neue Straße entsteht, entstehen neue Betroffenheiten. Und wenn man sich dann - zumindest mehrheitlich - geeinigt hat, kommen nicht selten die Bedenken überörtlichen Behörden, oder eine Kosten-Nutzen-Rechnung ergibt, dass die Umgehung unwirtschaftlich sei. In Taufkirchen hat man das alles erlebt.
Beim Bundesverkehrswegeplan soll die Wirtschaftlichkeit eines Projekts die maßgebliche Rolle spielen. Die B 388-Umgehung wird in diesem Punkt kaum ganz vorne stehen. Doch es gibt einen Pluspunkt: Nach 18 Jahren des Diskutierens und Planens ist mit dem Planfeststellungsbeschluss Baurecht geschaffen. Das ist ein Pfund, das schwer wiegen sollte.