Kulturempfang:Die Metaphern der Minister

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Die Minister Markus Söder und Ludwig Spaenle laden Kulturschaffende auf die Burg Trausnitz ein - und finden nicht immer klare Worte

Von Sabine Reithmaier, Landshut

Als Dank an die Kulturschaffenden war er gedacht, der erste bayerische Kulturempfang, zu dem die Minister Ludwig Spaenle und Markus Söder nach Landshut luden. Und hübsche Floskeln über die identitätsstiftende Funktion der Kunst, der es im Freistaat auch dank der ausführlich dargestellten Bemühungen der beiden Gastgeber gut zu gehen scheint, gab es reichlich in der Burg Trausnitz. Im Gedächtnis bleibt der Abend jedoch vor allem, weil sich Finanz- und Kunstminister hartnäckig mühten, Begriff wie Krise oder Flüchtling nicht zu verwenden, sondern in Metaphern sprachen. So redete Spaenle nur über Menschen, die ihre eigene Kultur mitbrächten. Und Söder interpretierte angesichts der alltäglich zu meisternden "Herausforderungen" den Empfang als "emotionale Pause" für den Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter.

Immerhin aktualisierte der Passauer Poet Karl Krieg, der mit Albert Sigl und Maria Magdalena Rabl Gedichte vortrug, sein Gedicht "Hoamad" um einen Vers, in dem ständig spitzer werdende Jägerzäune eine wichtige Rolle spielen. Und folgerte daraus: "Hoamad is, wenn man se auf ebbs valossn ka." Heimatgedichte - darauf wies Krieg Söder sanft hin - gibt es übrigens schon länger als das Heimatministerium. Der Chef dieser Behörde hatte eingangs euphorisch erläutert, wie aktuell der Begriff "Heimat" derzeit sei. Und das nicht nur, weil der BR seine "Dahoam is dahoam"-Serie "mit beachtlichen Laiendarstellern" drehe - im Saal hatte eh niemand den Auftritt des Ministers in Folge 1449 vergessen.

Kunstminister Spaenle analysierte die Rolle des Staates in Sachen Kultur grundsätzlicher. Dieser dürfe, was Kunst betrifft, weder urteilen noch geschmäcklerisch auf etwas deuten, sondern müsse alle Felder fördern und bewahren. "Der Humancharakter einer Gesellschaft drückt sich auch in ihrer Kunst aus." Die aber kam abgesehen von den Autoren, der Landshuter Hofkapelle und dem Klaudia Salokovic Quartett kaum zu Wort. Aber immerhin wurde - auch damit hatte Söder die Notwendigkeit eines Kulturempfangs außerhalb Münchens begründet - nicht darüber diskutiert, ob der künftige Konzertsaal in das eine oder das andere Stadtviertel kommt.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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