Landrat Bayerstorfer:Erst mal Aber sagen

Lesezeit: 1 min

Um Lösungen zu finden, braucht es Bereitschaft zu Kompromissen und Gesprächen auf beiden Seiten

Von Sebastian Fischer

Landrat Martin Bayerstorfer hat am Samstag vor laufenden Kameras auch die Frage gestellt, wie die Zufahrt in den Warteraum Asyl geregelt werden soll. Einfach mal so. Dabei ist diese Frage längst beantwortet: Die Busse kommen durch ein Tor von der Bundesstraße B 388. Das klappt ziemlich gut. Dass etwas gut funktioniert im Warteraum, sagt Bayerstorfer jedoch äußerst ungern. Wenn, dann folgt rasch ein Aber. Denn der Landrat ist vor allem die Stimme der Erdinger "Ja, aber"-Sager.

Natürlich ist nichts aus der Luft gegriffen, was Bayerstorfer fordert. Das Bamf hat seine geheimnistuerische Informationspolitik als Fehler eingestanden und korrigiert. Es hat auch zugestimmt, dass die Kosten für Krankentransporte nicht einfach dem Landkreis zugeschoben werden können, sondern dafür Lösungen gefunden werden müssen. Doch das dauert eben, wenn zunächst dringendere Probleme geregelt werden müssen - wie die winterfeste Unterbringung Hunderter vor dem Krieg flüchtender Menschen, die nun mal vor der Tür stehen.

Um Lösungen zu finden, braucht es die Bereitschaft zu Kompromissen und Gesprächen auf beiden Seiten. Bayerstorfer signalisiert jedoch das Gegenteil und verschärft die Sorgen der Bürger, indem er etwa von bis zu 40 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen spricht, für die der Landkreis wöchentlich zuständig sei. Laut Bamf waren es seit Montag keine fünf. Oder wenn er die Zahl 5000 im Zusammenhang mit Krankenhausaufenthalten der Flüchtlinge nennt. Einfach so. Als würden Tausende Menschen auf einmal das Klinikum stürmen. Dabei werden die meisten Flüchtlinge innerhalb weniger Stunden weiterverteilt.

Als Landrat vertritt Bayerstorfer alle Bürger im Landkreis. Nicht nur die, die sich wegen der vielen Flüchtlinge Sorgen machen, sondern auch die, die sich um die vielen Flüchtlinge sorgen. Als Innenminister de Maizière am Samstag den Erdinger Flüchtlingshelfern dankte, gab Bayerstorfer noch Interviews. Er wurde gefragt, ob er Ängste in der Bevölkerung spüre. Er sagte nichts über die vielen ehrenamtlichen Helfer und die augenscheinlich große Solidarität. Er sagte erst mal: "Selbstverständlich."

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: