Wirtschaftswachstum:Große Ziele

Das westlichste Bundesland Österreichs steht gut da. Die Probleme Arbeitslosigkeit und Straßenverkehr will es mit einer Bildungsoffensive und dem Ausbau von Bus und Bahn lösen.

Von Johanna Pfund

In wirtschaftlicher Hinsicht steht Vorarlberg gut da. Mit 1,4 Prozent verzeichnete das westlichste Bundesland Österreichs 2014 das größte Wirtschaftswachstum der Alpenrepublik. Getrübt wird diese Erfolgsbilanz von einer mit 5,8 Prozent relativ hohen Arbeitslosigkeit. Das Bildungssystem bedarf einer Reform und die angespannte Verkehrssituation beschäftigt Anwohner wie Durchreisende seit Jahren.

Der wirtschaftliche Erfolg ist weitgehend Familienbetrieben zu verdanken, die 90 Prozent der Arbeitsplätze bereitstellen und auch 90 Prozent der Umsätze erzielen. Die Betriebe schultern auch 80 Prozent der Forschungs- und Entwicklungskosten, deutlich mehr als österreichweit üblich. Weltmarktführer wie die Seilbahnbauer Doppelmayr oder Hersteller von Luxusmode wie Wolford haben ihren Sitz in der Region zwischen Rhein und Bodensee. Die Exportquote ist mit 60 Prozent hoch, der Großteil der Güter geht nach Deutschland. Dabei soll es aber nicht bleiben. "Wir wollen den Unternehmen helfen, sich in unbekanntes Terrain vorzuwagen", sagt Herbert Motter, Sprecher der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Etwa nach Südamerika, Afrika oder Asien.

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Vorarlberg hat viele Gesichter: Die Rheinebene, den Bodensee und die Gletscher der Silvretta.

(Foto: imago/Westend61)

Zunächst aber steht der Ausbau der Infrastruktur an. Die Verkehrswege in Vorarlberg sind überlastet. Entlastung erhofft sich das Land vom Ausbau des Containerterminals am Güterbahnhof Wolfurt, womit mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden soll. Eine Verbesserung sollen auch die Generalsanierung des Arlbergtunnels, die 2017 abgeschlossen wird, und die Neutrassierung der Arlbergstraße bringen. Für das Rheintal, in dem eine durchgängige Autobahnverbindung in die Schweiz fehlt, wird intensiv an einer Lösung gearbeitet. Im öffentlichen Verkehr stehen weitere Bahnhofsumbauten und der Ausbau der Strecke zwischen Bregenz und St. Margrethen (CH) an, zudem soll es mehr Angebote bei Bahn und Bus geben.

Wirtschaftswachstum und Bildung sollen die Arbeitslosenzahl senken

Handlungsbedarf sehen Wirtschaftskammer und Land zudem bei der Arbeitslosenzahl. Ein höheres Wirtschaftswachstum könnte Abhilfe schaffen, erklärt Wirtschaftskammer-Sprecher Motter, Sprecher der Wirtschaftskammer. Zudem brauche es weitere Qualifizierungsmaßnahmen für niedrig Qualifizierte. Dank der Gründerlandstrategie sollen bis 2020 um die 1800 neue Unternehmen entstehen, mit bis zu 3600 neuen Jobs.

Vorarlberg

Verantwortlich: Peter Fahrenholz

Redaktion: Johanna Pfund

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Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Bildung. Viele Unternehmen klagen über mangelnde Grundkenntnisse bei Lehrlingen, eine Reform des Bildungssystems halten Wirtschaft wie Politik für notwendig. Noch ist man sich nicht einig, ob Gesamtschulen oder ein differenziertes Bildungssystem die Lösung bieten. Daher will das Land mit dem Projekt "Schule der 10- bis 14-Jährigen in Vorarlberg" erkunden, wie die Schule mehr Chancengerechtigkeit und Leistungsorientierung bieten kann.

Daneben verfolgt Vorarlberg ein anderes Ziel: Energieautonomie. Bis 2050 soll ebenso viel Energie aus erneuerbaren Quellen bereitstehen wie verbraucht wird. Mit den Illwerken besitzt das Land einen großen Wasserkrafterzeuger. Zugleich haben die Vorarlberger eifrig Energie gespart: Von 2010 bis 2013 sank der Gesamtenergieverbrauch von 11 521 Gigawattstunden auf 10 834. Doch der Energieverbrauch im Verkehr steigt. Ein Grund für das Land, die Anstrengungen hier zu verstärken. Das bedeutet: mehr Radwege und Elektromobilität. Bis 2020 sollen 10 000 Elektroautos fahren.

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