Landkreis Dachau:Neue Unterkünfte für Flüchtlinge

Anfang November beziehen Asylbewerber eine Traglufthalle in Karlsfeld und Wohncontainer auf dem MD-Parkplatz in Dachau. Landrat Löwl gibt sich trotz wachsender Zahlen zuversichtlich. Bis März sei man noch "im grünen Bereich"

Von Viktoria Großmann, Dachau

Das Landratsamt stellt sich erneut auf höhere Flüchtlingszahlen ein. Es sei nicht auszuschließen, dass in den kommenden Wochen auch Turnhallen belegt werden müssen, sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Landratsamt. Derzeit müssen jede Woche 42 Menschen im Landkreis untergebracht werden. Im November erhöht sich die Zahl auf 54, im Dezember auf 66 Menschen jede Woche. Neue Plätze werden in diesen Tagen in Dachau und Karlsfeld geschaffen. Vom 4. November an soll die Traglufthalle in Karlsfeld bezogen werden, sie soll Platz für bis zu 300 Menschen bieten. Am Montag, 2. November, werden die ersten Flüchtlinge in die Containerunterkünfte auf dem ehemaligen MD-Parkplatz an der Rosenstraße einziehen.

Was Löwl immer wieder als Herkulesaufgabe beschreibt, präsentiert er zugleich als eine Aufgabe, welche der Landkreis offenbar mit guter Vorbereitung, durchdachter Organisation und Weitsicht angeht. Geld spiele derzeit noch keine Rolle, sagte Löwl am Mittwoch, der Freistaat stelle die nötigen Mittel bereit. Im Vergleich zur Situation in anderen Landkreisen stünde man in Dachau noch gut da. Aber auch im Landkreis geht es nun an die Turnhallen. Die Turnhalle der Berufsschule Dachau wird vorerst nicht für den Schulbetrieb frei gegeben. Die Menschen, die jetzt dort leben, werden zwar nach Karlsfeld und in andere Unterkünfte umziehen, jedoch muss der Landkreis die Halle als Erstaufnahme-Notlager vorhalten. Die Kapazitäten in der Tennishalle Indersdorf reichen für solche Notfälle, für welche die Bezirksregierung regelmäßig die Unterstützung der oberbayerischen Landkreise anfordert, nicht mehr aus. Zudem stünden sämtliche kommunalen zwei- bis dreifach Turnhallen auf der Liste für eine mögliche Unterbringung von Asylbewerbern.

Landkreis Dachau: Mit einigen Wochen Verzögerung wird in Karlsfeld die Traglufthalle für 300 Menschen bezugsfertig gemacht. Die Sanitärcontainer waren nicht rechtzeitig geliefert worden.

Mit einigen Wochen Verzögerung wird in Karlsfeld die Traglufthalle für 300 Menschen bezugsfertig gemacht. Die Sanitärcontainer waren nicht rechtzeitig geliefert worden.

(Foto: Toni Heigl)

Während das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) seine Prognosen vorerst nicht korrigiert, rechnet das Landratsamt erneut mit einer größeren Anzahl an ankommenden Flüchtlingen. Laut Bamf-Prognose könnten im Landkreis bis Jahresende 1950 Flüchtlinge leben. Das Landratsamt rechnet vorsichtshalber mit 2400. Im kommenden Jahr müsse der Landkreis 1000 dezentrale Plätze schaffen, um auch die Menschen, die vorübergehend in Traglufthallen und Turnhallen leben, unterzubringen. Die Mitarbeiter des Landratsamtes suchen nach Grundstücken und Standorten im gesamten Landkreis. Dachau gehe dabei weit voran, sagte Löwl. Die Große Kreisstadt habe bereits etwa 20 Grundstücke vorgeschlagen, die bis zum Beginn der zweiten Novemberwoche geprüft sein sollen. Weil bei der Stadt großer Wert darauf gelegt wird, dass statt einer großen mehrere kleine Unterkünfte entstehen, könnten auf das Stadtgebiet ungefähr sechs Heime für zwischen 50 und 100 Menschen verteilt werden. Doch auch in Dachau soll Anfang 2016 eine Traglufthalle aufgestellt werden. Über das geeignete Grundstück wird noch diskutiert.

Auch Mitterndorf ist weiterhin im Gespräch. Für das Gelände der griechischen Schule sind zwar derzeit keine Pläne bekannt, eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge soll aber an der Ludwig-Dill-Straße nahe der Amper entstehen. Löwl spricht von einer "dauerhaften Einrichtung". Zudem sollen unbegleitete Minderjährige in Odelzhausen und Hebertshausen untergebracht werden. Die Herausforderung bei den Jugendlichen besteht allerdings weniger in der Unterbringung als in der Betreuung. Sozialpädagogen werden dringend gesucht, sind aber einfach nicht zu finden, wie Jugendamtsleiter Ulrich Wamprechtshammer immer wieder erklärt. Vom 1. November an werden allerdings auch die Jugendlichen in ganz Deutschland nach einer Quote verteilt werden. "Wir erhoffen uns davon einige Entspannung für den Landkreis", sagte Löwl.

Landkreis Dachau: Viermal fünfzig Menschen können in den Wohncontainern auf dem MD-Parkplatz leben. Am Freitag von 17 Uhr an dürfen sich die Dachauer darin umsehen.

Viermal fünfzig Menschen können in den Wohncontainern auf dem MD-Parkplatz leben. Am Freitag von 17 Uhr an dürfen sich die Dachauer darin umsehen.

(Foto: Toni Heigl)

Bis März 2016 sieht er den Landkreis nach der jetzigen Planung "im grünen Bereich". Insgesamt mache ihm die Entwicklung jedoch "Angst und Sorge". Es sei "frustrierend", dass keine langfristigen Lösungen in Sicht seien. Vor allem der Mangel an Solidarität zwischen den europäischen Ländern mache ihn ratlos. Die Lösungsansätze der Bundesregierung helfen "mit Glück erst im zweiten Halbjahr 2016", so glaubt Löwl. Der Freistaat schließlich könne das Problem nicht lösen. Frust auf allen Ebenen also. Hinzu kommt die Sorge um die Stimmung in der Bevölkerung: "Der Ton in der Gesellschaft ändert sich, und das macht mir persönlich Sorgen", sagte Löwl. "Wir brauchen einen geringeren Zugang an Flüchtlingen", meinte der Landrat.

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