Verschwundener Flüchtlingsjunge:Mann gesteht Tötung von Mohamed

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Ein Plakat mit dem Foto des vierjährigen Mohamed.

(Foto: John Macdougall/AFP)
  • Vor vier Wochen wurde der vierjährige Flüchtlingsjunge Mohamed von einem Mann vom Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) entführt.
  • Jetzt hat die Polizei einen 32-Jährigen festgenommen. Die Mutter des Festgenommenen hatte der Berliner Polizei den entscheidenden Hinweis gegeben.
  • Im Auto des Mannes wurde eine Kinderleiche gefunden. Es handelt sich wahrscheinlich um den vermissten Mohamed. Der mutmaßliche Täter ist geständig.
  • Die Polizei schließt zum jetzigen Zeitpunkt einen ausländerfeindlichen Hintergrund aus.

Vier Wochen nach der Entführung des Flüchtlingsjungen Mohamed in Berlin hat die Polizei einen Mann festgenommen und eine Kinderleiche gefunden.

Dabei handelt es sich wahrscheinlich um den vermissten Jungen, teilte die Polizei auf einer Pressekonferenz in Berlin mit. Die Obduktion dauere an, aber man könne bereits sagen, dass das Kind schon länger tot ist. Der mutmaßliche Entführer hat die Tat bei seiner Festnahme gestanden.

Tat eines Einzeltäters

Der Leiter der Sonderkomission "Mohamed", Winfrid Wenzel, geht von der Tat eines Einzeltäters aus. "Wir haben keine Hinweise auf Mitwisser", sagte der Ermittler. Der mutmaßliche Täter ist strafrechtlich "völlig unauffällig", Erkenntnisse zu einem pädosexuellen Hintergrund gibt es nicht. Ebenfalls habe die Polizei keine Hinweise auf einen rechtsextremen oder ausländerfeindlichen Hintergrund der Tat.

Die Kinderleiche lag im Auto des 32-jährigen Festgenommenen. Es soll sich um den Mann handeln, der auf den Bildern mehrerer Überwachungskameras in Moabit zu sehen war.

Dass der Mann mit dem Leichnam im Kofferraum am Straßenverkehr teilgenommen hat, hält Oberstaatsanwalt Michael von Hagen "für unwahrscheinlich".

Hinweise aus der Familie des mutmaßlichen Täters

Kameras hatten gefilmt, wie der vierjährige Mohamed am 1. Oktober an der Hand eines Mannes von dem Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) weggeführt wurde.

Das Lageso ist die zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge. Hinweise auf den mutmaßlichen Täter kamen nach Angaben der Polizei aus dessen Familie. Die Mutter des Mannes rief beim Infotelefon der Berliner Polizei an und gab den entscheidenden Hinweis. Als Polizisten sie in ihrem Wohnhaus in einem brandenburgischen Dorf vernahmen, kam der mutmaßliche Täter vorgefahren. Er wohnt bei seiner Mutter, ließ sich dort auch widerstandslos festnehmen. "Der mutmaßliche Täter verhielt sich ruhig, gefasst und kooperativ", so Kriminaloberrat Wenzel.

Der Verdächtige wurde am Donnerstag von Polizei und Staatsanwaltschaft vernommen und befindet sich derzeit in U-Haft.

So wurde nach Mohamed gesucht

Die Polizei hatte mit Videofilmen und Fotos nach dem Mann gefahndet und Anwohner befragt. 350 Hinweise gingen bis Donnerstagmorgen ein. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Belohnung von 10 000 Euro für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Weitere 10 000 Euro kamen von zwei Privatleuten.

Die Polizei hatte ihre Fahndung in den vergangenen Tagen noch einmal verstärkt. Sie veröffentlichte neue hochauflösende Bilder. Am Dienstag befragten Dutzende Polizisten bis zum späten Abend Bewohner und Passanten rund um das Lageso in Berlin-Moabit. "Wer den Mann kennt, der erkennt ihn auch auf den Bildern", sagte ein Sprecher zu zuletzt veröffentlichten Fotos.

Die Familie Mohameds ist eine Flüchtlingsfamilie aus Bosnien-Herzegowina, die seit mehr als einem Jahr in Deutschland wohnt.

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