Schulen in Bayern:So sollen Flüchtlinge integriert werden

Flüchtlingskinder in der Schule

Richard, Schüler an der Grund- und Mittelschule in Margetshöchheim, erklärt dem syrischen Flüchtlingsmädchen Huda eine Aufgabe im Musikunterricht.

(Foto: dpa)
  • 100 Millionen Euro hat Kultusminister Spaenle für die Integration von Flüchtlingen an den bayerischen Schulen zur Verfügung.
  • Bis zum Schuljahr 2016/17 soll die Zahl der Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen sowie der Berufsintegrationsklassen an den Berufsschulen verdreifacht werden.
  • Dazu sollen 2000 Lehrer und Psychologen in den Schuldienst kommen.

Von Anna Günther

Die Herausforderungen, die auf die bayerischen Schulen zukommen, sind wegen der vielen Flüchtlinge groß. Etwa ein Zehntel aller einreisenden Asylbewerber wird in Bayern bleiben, 40 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Am Donnerstag stellte Kultusminister Ludwig Spaenle sein Konzept zur Integration der Flüchtlinge im Landtag vor. 100 Millionen Euro hat das Ministerium dafür zu Verfügung. Aber man müsse verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgehen, sagte Spaenle, die heimischen Kinder sollen auf nichts verzichten müssen.

Bis zum Schuljahr 2016/17 soll die Zahl der Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen sowie der Berufsintegrationsklassen an den Berufsschulen verdreifacht werden. Derzeit gibt es 500 Sprachlernklassen an Volksschulen und 440 für Jugendliche im Berufsschulalter. In allen staatlichen Erstaufnahmeeinrichtungen soll es Sprachkurse geben, wer digital Deutsch lernen will, soll neue Apps nutzen können.

2000 neue Stellen und ein flexibles Budget

Die Lehrer schultern derzeit die Hauptlast der Integration, wenn die Hilfe an den Schulen ankommt, profitiert aber gerade der pädagogische Nachwuchs: Mehr als 2000 Stellen sollen 2016 geschaffen werden. 1700 Jobs sind fix für Lehrer eingeplant. Außerdem gibt es ein flexibles Budget von zehn Millionen Euro, die die Stabsstelle im Ministerium für weitere 250 Lehrer ausgeben könnte - oder für Sprachdozenten, Dolmetscher oder Sozialpädagogen. "Das ist etwas, was es noch nie gab", sagte Spaenle. Insgesamt 1079 Beamtenstellen werden im Herbst 2016 besetzt, die Stellen selbst sind bis 2019 befristet. Für die jungen Lehrer ist es aber der Einstieg in eine Beamtenlaufbahn. Sie bleiben über 2019 hinaus, heißt es im Ministerium.

Die Grünen kritisieren die Einstellung im kommenden Herbst als viel zu spät. Spaenle entgegnete, er könne die Stellen aus rechtlichen Gründen gar nicht vorher besetzen, vorher gelte Vertrauensschutz. Das heißt: Lehrer auf der Warteliste suchen sich bis zum Herbst andere Jobs im Vertrauen darauf, dass nicht davor schon plötzlich Lehrer eingestellt werden und sie aus ihren Verträgen nicht rauskommen. Weil die Schulen so lange nicht warten können, werden von Januar an jeden Monat nach Bedarf Lehrer auf Honorarbasis angestellt.

Weil bei den Volksschulen quasi Volleinstellung herrscht, sollen auch Realschul- und Gymnasiallehrer umsatteln. Bisher gibt es 100 Umschulungsplätze, die Zahl wird sich deutlich erhöhen. "Das sind sehr gute Aussichten für alle", sagte Spaenle. Dass es gar nicht genügend Pädagogen geben könnte, sorge ihn nicht. Man müsse auf alle Lehrer zugehen. Damit diese besser vorbereitet sind, sollen sie sich an der Akademie in Dillingen und digital fortbilden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache.

Opposition lobt das Konzept

Das Ministerium reagiert auch auf die Warnungen von Psychologen und Lehrerverbänden: Die allerwenigsten Lehrer wissen, wie sie mit traumatisierten Kindern umgehen müssen. 2016 werden Schulpsychologen aus der mobilen Reserve zurückgeholt und in Übergangsklassen geschickt. Auch das Kriseninterventionsteam der Schulpsychologen wird aufgestockt.

Spaenle will zudem die Wirtschaft in die Pflicht nehmen: Mit dem Integrationspakt sollen in den kommenden drei Jahren 60 000 Praktika und Ausbildungsplätze für Flüchtlinge geschaffen werden. Von den ersten 1100 Absolventen der Berufsintegrationsklassen haben 700 Lehrstellen bekommen. "Wie weit der Planungshorizont dann der realen Entwicklung nachkommt, wissen wir nicht", sagte Spaenle.

Die Opposition lobte das Konzept - und dankte, dass auch ihre Ideen eingeflossen seien. Screeningstellen etwa, um früh Talente zu erkennen, oder Übergangsklassen an Realschulen und Gymnasien. "Da passiert schon eine ganze Menge, aber der Teufel steckt im Detail", sagte Margit Wild (SPD). Die Zahl der Klassen an den Berufsschulen müsse deutlich steigen. Wenn sich 60 Prozent der jungen Männer langweilten, stecke darin ein gewisses Gefahrenpotenzial. Den Grünen kamen die Maßnahmen viel zu spät, schon heuer hätten die Schulen mehr Hilfe gebraucht. Michael Piazolo (FW) regte an, dass alle Fraktionen zusammenarbeiten müssen, denn "auch die Opposition hat Ideen".

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