Ausgehen:Neuer Bar-Guide für München

Ausgehen: Alexander Wulkow (links) und Amadeus Danesitz kennen die Münchner Szene gut. Jetzt haben sie gemeinsam einen neuen Bar-Guide herausgebracht.

Alexander Wulkow (links) und Amadeus Danesitz kennen die Münchner Szene gut. Jetzt haben sie gemeinsam einen neuen Bar-Guide herausgebracht.

(Foto: Robert Haas)

Braucht es noch einen Gastroführer? Amadeus Danesitz und Alexander Wulkow haben tatsächlich einen informativen Überblick über 50 Münchner Lokale zusammengestellt.

Von Andreas Schubert

Wer neu nach München zieht und Orientierung sucht, für den gibt es schon einen ganzen Wust an spezialisierten München-Büchern und Heften. Die Themenpalette reicht vom Friedhofs- bis hin zum Ausgehführer, von Unterversorgung mit Ratgebern kann keine Rede sein. Dennoch hat der München-Verlag in seiner Reihe "Das Beste in München" (19,99 Euro) jetzt einen neuen Bar-Guide herausgegeben, in dem 50 ausgesuchte Münchner Lokale vorgestellt werden.

Nun man mag meinen, dass es einen weiteren Gastroführer nicht wirklich braucht. Aber die beiden Autoren Amadeus Danesitz und Alexander Wulkow haben es dennoch geschafft, einen informativen Überblick über die Bar-Szene der Stadt zusammenzustellen, der sich durch seine gute Gliederung und ein klares Layout auszeichnet.

Ein Rezept aus jeder Bar

Die einzelnen Kategorien befassen sich zum Beispiel mit Club-, Hotel-, Musik- oder Roof-Top-Bars. Deren Besonderheiten und Geschichte werden jeweils mit kurzen Texten beschrieben, illustriert mit Fotos, die das Wesentliche zeigen. Der Clou des Ganzen: Jedes Lokal stellt unter der Rubrik "Spezialität des Hauses" einen besonderen Drink vor, samt Rezept zum Nachmixen daheim. So erfährt man zum Beispiel auf Seite 49, dass man im Schumann's gerne einen "Camparino 100" mixt, mit Vermouth, Campari, Orange Bitters, Vanillelikör und - klar - Champagner.

Das Patolli, in dem der neue Gastroführer am Mittwochabend präsentiert wurde, stellt seine "Aurélie" vor, einen Drink aus Gin, Zitronensaft, Rhabarbergelee und Champagner. Das Pusser's präsentiert seinen "Painkiller", ein Drink mit Rum, Kokosmilch, Ananas- und Orangensaft. Und so weiter - die vorgestellten Mixturen sind alle sehr unterschiedlich.

Es hat sich viel getan in der Szene

Allein die Rezepte zeigen, dass die Barkultur in München inzwischen eine große Vielfalt an den Tag respektive an den Abend legt. "In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich eine Cocktailkultur entwickelt, mit Keepern, die eine Riesenkreativität zeigen und wahnsinnig tolle Cocktails mixen", sagt Amadeus Danesitz. Außer den Rezepten gebe es mittlerweile auch eine Vielzahl an hochwertigen Spirituosen, die früher schlicht nicht zu haben waren. Alexander Wulkow meint, er sei überrascht gewesen von der Loretta Bar, in der er zwar schon oft gewesen sei. Aber erst später habe er herausgefunden, dass dort eine, wie er sagt, "imposante Sammlung" an italienischen Amari im Regal stehe, insgesamt 63 verschiedene Kräuterliköre. Die hierzulande bekannten Sorten Ramazotti und Averna dagegen gibt es dort nicht.

Attitüde gehört zum Konzept vieler Bars, allein schon um sich von anderen abzuheben, und das ist gut so. Wer selbst die Münchner Bar-Szene schon etwas länger beobachtet, kann den Autoren nur beipflichten - und froh darüber sein, im Hier und Jetzt zu leben. Denn Danesitz und Wulkow erinnern in ihrem Buch daran, dass eine Barzsene wie heute noch in den Sechzigerjahren unvorstellbar war. Damals boten allenfalls Hotelbars eine gewisse Auswahl an Drinks an.

Keine Jumbo-Cocktails zum schnellen Zudröhnen

"Wer hätte damals je gedacht, dass eines Tages doppelt gefrostete Eiswürfel wichtig werden würden für einen Cocktail", sagt Danesitz. Er vergleicht gute Bartender mit Sterneköchen und die frühere Harry's New York Bar (heute Pusser's) mit dem Tantris. Letzteres habe herausragende Köche hervorgebracht, in Harry's New York Bar mixten in den Siebzigerjahren spätere Bar-Größen wie Charles Schumann ihre Drinks.

Der Bar-Guide soll die Münchner Nachtschwärmer dazu animieren, etwas Neues auszuprobieren und dazu auch mal in andere Stadtviertel zu fahren. Partyschuppen, in denen lieblos zusammengeschüttete Jumbo-Cocktails zum schnellen Zudröhnen ausgeschenkt werden, kommen aber nicht in dem Buch vor.

Vier Monate intensive Recherche

Danesitz und Wulkow betonen, dass das 128 Seiten umfassende Buch auch ein Rezeptbuch sein soll. Anfängern hilft dabei eine zweiseitige kleine Barkunde, die die wichtigsten Zutaten von Cocktails erklärt. Dazu stellen die Autoren Betriebe aus Bayern vor, zum Beispiel die Slyrs-Whisky-Destillerie am Schliersee.

Vier Monate haben Danesitz und Wulkow intensiv für ihr Buch recherchiert. Dabei mussten sie, wie sie sagen, doch einige Disziplin walten lassen, damit das Testen nicht in übermäßige Trinkerei ausartete. Ohne die langjährige Erfahrung als Gastrojournalisten hätten die ehemaligen Prinz-Redakteure wohl noch länger gebraucht.

Was die beiden gerne selbst trinken? Wulkow schwärmt etwa vom Tom Kha Maak im Auroom, der vom Rezept her an eine thailändische Hühnersuppe, die Tom Kha Gai, erinnert und auch so ähnlich schmeckt (nur ohne Huhn). Danesitz bezeichnet sich als "Fan der amerikanischen Cocktailkultur". Und als solcher zähle der Sour Apple zu seinen Favoriten, ein - wie der Name sagt - saurer, aber erfrischender Klassiker.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: