Die Stadt ist bereit:Musterschüler Geretsried

Die Stadt ist bereit: Die Turnhalle an der Geretsrieder Mittelschule ist für Flüchtlinge vorbereitet.

Die Turnhalle an der Geretsrieder Mittelschule ist für Flüchtlinge vorbereitet.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Turnhalle der Mittelschule an der Adalbert-Stifter-Straße ist hergerichtet. Von Montag an sollen 150 Flüchtlinge für bis zu acht Wochen einziehen. Das Landratsamt ist voll des Lobes für die Stadt - denn die nächste Unterkunft ist schon in Arbeit

Von Felicitas Amler, Geretsried

Mit einem "großen Dankeschön an die Stadt" hat Landrat Josef Niedermaier (FW) am Freitag die neue Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in der Turnhalle der Mittelschule Geretsried besichtigt. Am Montag können dort die ersten Flüchtlinge einziehen. Spätestens nach acht Wochen soll die Turnhalle wieder frei sein. Sie bietet Platz für bis zu 150 Menschen, die von dort aus nach und nach in andere Unterkünfte in Oberbayern verlegt werden - wohin, das obliegt nicht dem Landratsamt. Die Notunterkunft dient zur Entlastung der Münchner Erstaufnahmeeinrichtungen. Für die Kosten kommt allein die Regierung von Oberbayern auf.

Bürgermeister Michael Müller (CSU), Schulleiterin Magdalena Singer und die örtlichen Sportvereine haben es möglich gemacht, dass nicht die ursprünglich vorgesehene Halle des Gymnasiums Geretsried, sondern die der Mittelschule Flüchtlinge aufnimmt. Müller berichtete, er habe die Betroffenen zusammengetrommelt und alle seien sehr kooperativ gewesen. Auch die Anwohner habe er informiert. Niedermaier sagte, das sei wie von selbst gelaufen: "Das ist nicht selbstverständlich."

Die Mittelschule eignet sich besser als das kreiseigene Schulzentrum

Die Mittelschulhalle sei aus verschiedenen technischen Gründen, auch wegen der leichter von der Schule abzugrenzenden Lage besser geeignet, erklärte der Landrat. Seinem Dank an die Stadt schloss sich Helga Happ an, die für Flüchtlingshilfe zuständige Abteilungsleiterin der Kreisbehörde: Geretsried sei "der Musterschüler" in Sachen Flüchtlinge, sagte sie: "In der Zusammenarbeit und im vorausschauenden Denken. Echt top!"

Die Turnhalle wurde, wie in solchen Fällen üblich, mit einem einfachen Teppichboden ausgelegt. Trennwände schaffen die optische Andeutung von Intimsphäre; Betten, Tische und Stühle werden aufgestellt, eine Essensausgabestelle eingerichtet. Die Versorgung mit Frühstück, Mittag- und Abendessen übernimmt ein Catering-Unternehmen. Den Sicherheitsdienst bezahlt hier - anders als bei den Unterkünften, die der Landkreis verwaltet - die Regierung.

Die Sozialbetreuung übernimmt das Landratsamt

Die Sozialbetreuung übernehmen Mitarbeiter des Landratsamts, unterstützt von Ehrenamtlichen. Allerdings werden die freiwilligen Flüchtlingshelfer gebeten, am Montag nicht direkt an der Turnhalle auf die Menschen zu warten. Zu dieser hat ohnedies niemand ohne weiteres Zutritt, auch dafür ist die Security zuständig. Das Landratsamt legt großen Wert darauf, dass auch die Presse nicht in die Turnhalle kommt, um die Situation der Flüchtlinge unmittelbar zu beobachten.

Die Flüchtlinge werden direkt nach ihrer Ankunft in München mit Bussen nach Bad Tölz gebracht. Dort werden sie registriert und medizinisch untersucht. Beim allerersten Mal - damals war der Tölzer Jodquellenhof noch Erstaufnahme - sei alles "etwas chaotisch" verlaufen, sagte der Landrat; inzwischen habe man Erfahrung und im Amt auch einen eigenen EDV-Platz für die Aufnahme eingerichtet. Den Asylsuchenden wird dann die Situation an Ort und Stelle erklärt und sie erhalten ein Erstversorgungspaket.

Bis Mai sollen Wohncontainer aufgestellt werden

Zur längerfristigen Unterbringung von Flüchtlingen in den Gemeinden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen sagt Niedermaier: "Es ist ein bisschen Dynamik in die Sache gekommen." Die meisten Kommunen trügen schon dazu bei, der Rest werde auch noch folgen. Die 21 Gemeinden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen hatten sich im Sommer auf eine Quote verständigt.

In Geretsried sollen etwa bis Mai kommenden Jahres auf einem Areal beim Schulzentrum Wohncontainer für 220 Flüchtlinge aufgestellt und bezugsfertig sein. René Beysel aus der Hauptverwaltung des Landratsamts sagte, Container seien durchaus noch zu bekommen. Dennoch prüft die Behörde auch Alternativen. Der Landrat erwähnte Unterkünfte in Holzbauweise, die relativ schnell auf- und abzubauen wären. Hier sei er im Gespräch mit Georg Hawran aus Geretsried, Obermeister der Zimmerer-Innung Miesbach/Bad Tölz-Wolfratshausen.

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