CSU-Minister:Markus Söder - ein Mann für alles und nichts

CSU-Minister: Bayerns Finanzminister Markus Söder bei einer Ausstellungseröffnung in Wolfratshausen.

Bayerns Finanzminister Markus Söder bei einer Ausstellungseröffnung in Wolfratshausen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Warum wird der bayerische Finanzminister in der "Tagesschau" zur Flüchtlingspolitik befragt? Warum kein Fischzuchtexperte?

Kommentar von Olaf Przybilla

Samstagabend, es läuft die vierte Minute der 20-Uhr-Tagesschau, das innenpolitische Topthema. Sigmar Gabriel, der SPD-Chef, hat gerade über die Idee der "Einreisezentren" für Flüchtlinge gesprochen. Jetzt antwortet in dem Beitrag Markus Söder, vor CSU-Banner. Man hört sich das an. Und fragt sich: Warum kommt da jetzt eigentlich Söder zu Wort? Und in welcher Funktion?

Drei Möglichkeiten gibt es. Die erste ist, dass Söder seine Sicht der Dinge darstellen darf, weil er der Finanzminister in Bayern ist. Das wäre merkwürdig. Den Praktikanten einer Heimatzeitung, der einen Beitrag über Immobilienpreise schreiben soll, würde man noch mal losschicken, wenn er zu der Frage den Landkreis-Referenten für Fischzucht befragt hätte. Und das auch dann, wenn der Fischzuchtreferent ein allseits bekannter Mann ist. Das ist zwar schön. Aber zuständig ist er nicht. Genauso wenig wie Söder für Flüchtlingspolitik.

Die zweite Möglichkeit ist, dass da der CSU-Bezirksvorsitzende von Nürnberg-Fürth-Schwabach zu Wort kommt. Das wäre absurd. Weder ist diese Region irgendwie besonders von der Flüchtlingskrise betroffen, noch ist dieser Regionalverband besonders wichtig. Ganz im Gegenteil, er ist einer der irrelevantesten in der CSU. Bei der letzten Kommunalwahl in Nürnberg orientierte sich Söders Partei an der 25-Prozent-Marke.

Die dritte Möglichkeit ist, dass Söder gewissermaßen als rechte Hand des CSU-Vorsitzenden befragt wird. Die Annahme wäre grotesk. Erst kürzlich hat Horst Seehofer über eine Söder-Idee in der Flüchtlingspolitik gesagt, da werde gerade viel "Unfug" in die Welt gesetzt.

Und so ist das alles offenbar nur so zu erklären, dass Markus Söder inzwischen in seiner Funktion als Markus Söder das Wort erteilt wird. Was auf nahezu alle Medien zutrifft, man aber mit rationalen Argumenten kaum noch erklären kann - und vor allem nicht im Flaggschiff des deutschen Nachrichtenjournalismus, in der 20-Uhr-Tagesschau der ARD.

Dass Söder sich berufen fühlt zu reden, ganz gleich über was, ist das eine. Dass er es geschafft hat, dass ihm dafür - auch und gerade in öffentlich-rechtlichen Medien - nahezu beliebig viel Platz eingeräumt wird, ist das andere. Zu denken geben darf es einem schon.

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