Ausstellung:Gott - allein zu Haus

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Carsten Fock in der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst

Von Jürgen Moises, München

Ob sich Gott in einem Bankgebäude zu Hause fühlt? Gut, die DZ Bank ist schon länger ausgezogen und neben der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst befinden sich darin mit Thomas, Thomas Modern und Wittenbrink fast nur noch Galerien. Dennoch fühlt man sich auch als Galeriebesucher beim Passieren des Haupteingangs, der Rezeption und der etwas kühl wirkenden Räume zunächst ein bisschen fremd. Und man kann verstehen, dass Carsten Fock für "God is in the House" den Ausstellungsraum der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst verändert hat. Er hat die Wände mit Purpur bemalt, der Farbe der Könige und Priester, der liturgischen Farbe für Advent und Fastenzeit. Zudem ist ein größerer Teil des Raumes inklusive der meisten Fenster durch zwei L-förmige Wandstücke aus Holzfaserplatten verdeckt.

Rauminszenierungen wie diese sind typisch für den 1968 in Ostdeutschland geborenen Künstler, der in Kassel und Frankfurt studiert hat und in München und Berlin lebt. So sind die an die Wände und Wandstücke meist ohne Rahmen gepinnten, abstrakten Zeichnungen und Gemälde auch als Teil einer Gesamtinstallation zu sehen. Die meisten hat Fock extra für die Ausstellung geschaffen, bis auf die zwei großformatigen, monochrom-schwarzen Papierarbeiten. Diese fallen durch Größe, Farbe und Struktur heraus. Die anderen Bilder zeichnen sich durch lebhafte und expressive Pinselstriche aus, mit Rot, Gelb und Orange, Silber, Schwarz und Violett als zentralen Farbtönen. Bis auf ein Bild, das aus einem filigranen Geflecht aus Bleistiftstrichen besteht. Informel und abstrakter Expressionismus fallen einem als Referenzen für Focks Bilder ein, die ihn vor allem als versierten Zeichner ausweisen und vereinzelt zu gegenständlichen Lesarten verführen. Ein Kreuz auf einem Hügel? Golgota?

Eindeutig zuordnen lässt sich das aber nicht, genauso wenig wie das Stoffknäuel auf dem Fußboden, auf dem sich mit ein bisschen Fantasie der Name der Ausstellung entziffern lässt. Ein Fallschirm, eine Schutzhülle? Das in sich zusammen gesunkene große Ganze, das man auch in der Ausstellung etwas vermisst? Denn die Bilder wirken zwar einzeln für sich, aber es entsteht kein wirklicher Gesamtzusammenhang. Auch empfindet man die eingezogenen Wandstücke nur bedingt als versprochenen "neuen Erfahrungsraum", sondern weitgehend doch als ganz normale Stellwände. Der Reiz von "God is in the House" steckt also eher Detail. Was wiederum passt, denn laut Aby Warburg ist genau dort nicht nur der Teufel, sondern auch der liebe Gott zu finden.

Carsten Fock: God is in the House , Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, Theresienstr. 16 , bis 14. November, Di-Fr 12-19 Uhr

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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