Flüchtlingskrise:Lesbos: Kein Platz mehr für tote Flüchtlinge

Der Bürgermeister der griechischen Insel schlägt Alarm: Es gebe keinen Platz mehr für die Bestattung ertrunkener Menschen. Er fordert Fähren für Flüchtlinge.

Auf der griechischen Insel Lesbos gibt es nach Angaben von Bürgermeister Spyros Galinos keinen Platz mehr für die Bestattung von ertrunkenen Flüchtlingen. In der örtlichen Leichenhalle befänden sich mehr als 50 Leichname, für die er noch einen Begräbnisort suche, sagte Galinos dem Radiosender Vima FM. Er wolle Verfahren beschleunigen, damit ein Feld neben dem Hauptfriedhof für Beisetzungen genutzt werden könne.

Galinos, forderte, dass künftig Fähren Flüchtlinge direkt und sicher aus der Türkei nach Griechenland bringen. Solange die EU nicht den geeigneten Druck auf die Türkei ausübe, den Flüchtlingszustrom zu kontrollieren, bleibe keine andere Möglichkeit, als diese Menschen zur Registrierung mit Fähren auf seine Insel zu bringen, damit sie nicht im Meer ertränken. "Wir müssen dieses Verbrechen beenden", sagte Galinos der Athener Zeitung Kathimerini.

Hunderttausende Menschen haben in diesem Jahr die kurze, aber gefährliche Überfahrt von der Türkei zu griechischen Inseln übernommen. Allein am Sonntag wurden nach drei voneinander unabhängigen Unglücken die Leichen von 19 Menschen aus der Ägäis geborgen.

Allein auf Lesbos sollen Schätzungen örtlicher Medien zufolge allein am Sonntag fast 5000 Flüchtlinge angekommen sein. Am Montagmorgen erreichte ein Fischerboot mit etwa 200 Flüchtlingen die Küste der Insel Rhodos. Einwohner eilten zur Hilfe und bildeten eine Menschenkette, um Kleinkinder an Land zu bringen, berichteten örtliche Medien.

Im Oktober kamen 218 000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa

Im Oktober sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 218 000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Das sei die höchste Zahl, die jemals innerhalb eines Monats registriert worden sei, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Montag in Genf mit.

Mit 218 394 Menschen flohen im Oktober nur etwas weniger Menschen über das Mittelmeer als im gesamten Jahr 2014.

Ingesamt kamen damit im Jahr 2015 bis einschließlich Oktober 601 079 Flüchtlinge übers Mittelmeer nach Europa. Mit 64 Prozent stammten die meisten der geflüchteten Menschen aus Syrien. Am zweithäufigsten flüchteten Menschen aus Afghanistan (22 Prozent) und am dritthäufigsten aus dem Irak (7 Prozent).

62 Prozent der 2015 über das Mittelmeer geflohenen Flüchtlinge sind Männer, 14 Prozent Frauen und 23 Prozent Kinder.

Linktipp: Die Flüchtlingsströme über das Mittelmeer hat das UNHCR hier grafisch aufbereitet.

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