Glonn:Soll noch nicht erfüllt

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Glonner Gemeinderat diskutiert Asylsituation

Von Anja Blum, Glonn

36 Flüchtlinge, hauptsächlich Familien und unbegleitete Minderjährige, leben derzeit in Glonn und Vieles in diesem Zusammenhang läuft sehr gut - dank eines sehr engagierten Helferkreises und einer großen Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Und doch ist die Gemeinde keine Insel der Seligen: "Wenn du das machst, dann kannst du hier wegziehen", habe sich ein Glonner anhören müssen, als er darüber nachdachte, Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen, berichtete Renate Glaser (SPD) im Glonner Gemeinderat. "Insofern müssen wir allen hilfsbereiten Bürgern den Rücken stärken - Unterstützung statt Hetze ist hier gefragt", so Glaser, die selbst im Helferkreis aktiv ist.

Bürgermeister Josef Oswald (CSU) hatte das Thema auf Initiative der Grünen auf die Tagesordnung gesetzt und gab einen kurzen Überblick über die Verteilungssituation - von Deutschland über die Bundesländer bis hin zu den Landkreisen und Gemeinden. Sein Fazit: Nach dem gültigen Verteilungsschlüssel habe Glonn sein Soll noch nicht erfüllt, nach den aktuellen Prognosen sei bis Jahresende mit einer Zuteilung von weiteren 40 Asylbewerbern zu rechnen.

Insofern wolle man weiter an die Einwohner appellieren, potenzielle Wohnungen oder Grundstücke für die Unterbringung zu melden, hieß es im Gemeinderat, und im Einzelfall helfen, den Weg für eine solche Nutzung zu ebnen. Über konkrete Vorschläge allerdings tauschte man sich in der öffentlichen Sitzung nicht aus. Bürgermeister Oswald berichtete lediglich, dass das Landratsamt derzeit mehrere Möglichkeiten prüfe. Und Jutta Gräf (SPD), Chefin des Helferkreises, erklärte, dass ein Angebot für ein Appartementhaus in Fertigbauweise auf ihrem Schreibtisch liege. "Das sollte man schon mal diskutieren." Mit Verweis auf die "weitreichenden Folgen" warnte der Bürgermeister allerdings vor großen Lösungen: "Wir müssen uns bewusst sein, dass es in vielen Fällen Familiennachzug gibt - und wir dann auch Platz für die Anerkannten brauchen."

Gräf erklärte, dass die Flüchtlinge zumeist auch in Glonn bleiben wollten. "Obwohl die Verkehrsanbindung so schlecht ist", sagte sie und lachte. Bislang sei es gelungen, diesen Wunsch zu erfüllen. "Unsere Stärke ist, dank vieler helfender Hände, eine gezielte Einzelbetreuung", ergänzte Glaser. Dass die "Stimmung gut" sei, sagte auch Oswald, viele der Jugendlichen seien schon gut integriert, sei es im Fitnessstudio des WSV oder beim Fußball. "Hoffen wir, dass es so bleibt." Laut Gräf ist der Helferkreis derzeit vor allem darum bemüht, Jobs für die Glonner Flüchtlinge zu finden. Wer welche Art Arbeit sucht, ist auf der Homepage der Gemeinde unter Bürgerinfos/Asylbewerber erläutert.

Das Gremium dankte den Mitgliedern des Helferkreises für ihr enormes Engagement und dem Bürgermeister für seinen wiederholten Aufruf zur Solidarität im Gemeindeblatt. "Es trägt zur Besonnenheit bei, wenn das Thema Chefsache ist", sagte Joachim Hellriegel (Grüne).

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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