Wolfratshausen:Notruf der Tafel

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Für die Ausgabe von Lebensmitteln in Wolfratshausen fehlen ausreichend große Räume. Peter Grooten will nun die Empfänger in zwei Gruppen aufteilen. Auf Hilfe der Stadt wartet die Einrichtung noch

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Die Tafel kann den Ansturm in Wolfratshausen kaum noch bewältigen. Die Einrichtung sucht dringend größere Räume in der Stadt. Schon jetzt holen jeden Mittwoch 70 bis 80 Menschen im Jugendhaus La Vida Lebensmittel ab, sagt der Chef der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel Peter Grooten. Dazu kommen immer mehr Asylbewerber, 13 aus Icking stellten vergangenen Mittwoch neue Anträge. Laut Grooten seien zudem 15 Asylbewerber aus Icking an demselben Tag leer ausgegangen, weil sie zu spät zur Ausgabe gekommen seien. Der Tafel-Chef rechnet mit weiteren Asylbewerbern aus der Gemeinde nördlich von Wolfratshausen. Doch damit werden die Räume im Wolfratshauser Jugendhaus zu klein.

Die Tafel wird künftig alle Berechtigten - bisher hat sie 149 Ausweise für 312 Menschen ausgegeben - in zwei Gruppen aufteilen. Menschen mit gerader beziehungsweise ungerader Ausweisnummer bekommen abwechselnd nur noch alle zwei Wochen Lebensmittel, erklärt Grooten. Größere Ausgaberäume hat die Tafel bisher in Wolfratshausen nicht gefunden. Gespräche mit Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), Räume in der ehemaligen Landwirtschaftsschule nutzen zu können, scheiterten. Laut Grooten kommt nur ein öffentliches Gebäude infrage. Ein privates Objekt nur einmal die Woche für vier Stunden anzumieten sei unpraktikabel.

Der Wolfratshauser Bürgermeister sagt, die Stadt sei nicht untätig geblieben. Doch müsse erst die Leiterin der Heilerziehungspflegeschule zustimmen. An diese Einrichtung hat die Stadt Räume in der Landwirtschaftsschaftschule vermietet. Heilinglechner bittet um Geduld. Denn der Betrieb sei gerade erst angelaufen. Sobald er Genaueres wisse, werde er Kontakt zur Tafel herstellen, verspricht er.

Derzeit sind rund 70 Asylbewerber, unter ihnen sechs Schwangere, in der Turnhalle am Ickinger Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium untergebracht. Sie kochen selbst. Zum Einkaufen fahren viele allerdings nach Wolfratshausen. In Icking gibt es keinen Supermarkt. Auch aus Nachbarorten wie Münsing, Egling oder Eurasburg rechnet Grooten mit weiteren Asylbewerbern, die zur Tafel nach Wolfratshausen kommen werden. Er hält die jetzige Lösung im Zwei-Wochen-Rhythmus für die beste Variante. Das Gedrängel im Jugendhaus würde damit geringer; es würde wieder Kapazitäten für neue Anträge geben, und die Ehrenamtlichen wären weniger stark belastet. Einziger Nachteil: Nur noch alle zwei Wochen könnten Lebensmittel abgeholt werden. Doch Grooten sagt, dass die Tafel diese "Kröte" schlucken müsse.

Der Tafel-Vorstand und die Ehrenamtlichen - derzeit sind es rund 80 - haben laut Grooten auch darüber diskutiert, keine neuen Personen mehr zur Tafel zuzulassen. Doch ein Aufnahmestopp komme nicht infrage. Darüber seien sich alle einig gewesen, sagt Grooten. Nur Flüchtlinge nicht mehr aufzunehmen sei ebenso keine Option. Der Tafel-Chef geht davon aus, dass sich die neuen Regeln der Lebensmittelausgabe in zwei bis vier Wochen eingespielt haben werden.

Peter Grooten von der Tafel für Wolfratshausen und Geretsried schlägt Alarm: Es fehlt an Platz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Allerdings gibt es auch in Ebenhausen, im nördlichem Nachbarort von Icking, einen Supermarkt. Zudem ist eine Tafel in der Gemeinde aktiv. Asylbewerber könnten also auch dort Lebensmittel bekommen.

Grooten betont ausdrücklich, dass die Tafel in Wolfratshausen genügend Lebensmittel zum Verteilen hat. Auch habe sie genügend Ehrenamtliche, um die Situation zu bewältigen. Jederzeit seien allerdings Helfer willkommen. Sie könnten sich bei der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel melden. Ebenso freuten sie sich über jede zweckgebundene Spende. Glücklicherweise unterstützten viele Menschen sie mit Geld. So könnten sie eine Kartoffel-Aktion organisieren und für die nächsten sechs Monate eine halbe Tonne Kartoffeln kaufen. Aus seiner Sicht könne die Tafel die Menschen beim Lebensmittelkauf nur entlasten, nicht voll versorgen.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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