Grillen:Dicke Luft

Herber Rückschlag für die Gegner lauter Grill-Nächte entlang der Isar: Die Stadt sieht keine Möglichkeit für Schadstoffmessungen, Lärmmessungen oder Untersuchungen der Auswirkungen auf die Natur

Von Birgit Lotze

Sendling - Die Gegner von Grills, offenen Feuern und Feierrunden an der Isar haben einen herben Rückschlag erlitten. Seitens der Stadt besteht die Bereitschaft, möglichst bald einen runden Tisch einzurichten, an dem unter anderem die Vertreter der Bezirksausschüsse (BA) entlang der Isar und die Untere Naturschutzbehörde sich über Maßnahmen gegen eine intensive Nutzung der Ufer austauschen können - doch viel mehr soll nicht geschehen. Keine Schadstoffmessungen, keine Lärmmessungen, keine Untersuchung der Auswirkungen der Isar- und Isarufer-Nutzung auf das als Flora-Fauna-Habitat (FFH) eingestufte Gebiet.

Das Grill-Thema war wegen des schönen Sommers in diesem Jahr ein Dauerbrenner in den Bezirksausschüssen - nicht nur in Sendling, sondern auch in Thalkirchen, in der Isarvorstadt, in Giesing. Die dicken Rauchwolken über dem Flaucher und den Kiesbänken waren weithin unübersehbar, in fast allen Sitzungen meldeten sich Bürger, die sich wegen der vielen Grillfeuer gesundheitlich geschädigt oder belästigt fühlten und ein Verbot, zumindest eine Regulierung, verlangten. Seit 2013 habe sich die Zahl der Griller vervielfacht, behaupteten sie. Die Sendlinger Grünen setzten daraufhin einen Antrag durch, der unter anderem Schadstoff- und Lärmmessungen fordert; andere Bezirksausschüsse schlossen sich an. Die Messergebnisse sollten eine Grundlage bilden, um die Belastung der Anwohner, der Patienten, des Klinikpersonals und der Tiere in Hellabrunn beurteilen zu können.

Das Referat für Gesundheit und Umwelt hält eine Luftschadstoffmessung jedoch für ziemlich unrealistisch. Die Auswahl der Probenahmestellen sei nur eingeschränkt mit den Vorgaben der Bundes-Immissionsschutzverordnung vereinbar. Rechtlich belastbare Ergebnisse seien, wenn überhaupt, nur mit mehrjährigen Messungen zu erzielen. Diese kosteten die Stadt eine Summe im höheren fünfstelligen Bereich, da Luftschadstoffmessungen vergeben werden müssten. Angesichts der "sehr begrenzten Auswirkungen" des Grillens - es beschränke sich auf extreme Sommer mit vielen Grilltagen und auf ein relativ kleines Gebiet - sei von Luftschadstoffmessungen abzuraten, so das Amt.

Lärmmessungen kann das Umweltreferat zwar selber durchführen. Doch die Erfassung nütze nichts, hieß es dort. Denn der Lärm durch Erholungssuchende an der Isar und am Flaucher zähle zum sogenannten verhaltensbezogenen Lärm, somit greife das Bundes-Immissionsgesetz nicht, sondern allenfalls das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten. Danach müsse in jedem Einzelfall ein Verfahren eingeleitet werden - "kaum praktikabel", urteilt das Umweltreferat.

Auch die Untere Naturschutzbehörde, die sich mit dem Antrag beschäftigt hat, der eine Überprüfung der Auswirkungen auf das FFH-Gebiet fordert, sieht Probleme. Es sei schwierig nachzuweisen, dass die Erholungsnutzung zu einer Verschlechterung des Zustandes der Arten und Lebensräume geführt habe. Untersuchungen auf Verträglichkeit seien im Schutzgebiet nur im Zusammenhang mit Projekten, rechtlichen Neuregelungen oder Baumaßnahmen vorgesehen. Die Nutzung des Gebietes durch die Bürger falle da nicht darunter.

Die Behörde weist darauf hin, dass im Jahr 2004, als die Europäische Kommission das Areal unter Schutz stellte, sowohl die Flaucheranlagen mit den Grillzonen, aber auch Spielplätze und Biergarten bereits so bestanden. Auch sei damals klar gewesen, dass das Landschaftsschutzgebiet stadtintern intensiv genutzt werde.

Eine weitere Einschätzung der Brandgefahr in der Nähe des Tierparks soll es ebenfalls nicht geben. Das Gebiet sei bereits im vergangenen Jahr mit Brandschützern abgegangen worden, hieß es im Baureferat. Inzwischen wurden Grillzonen eingerichtet und zweisprachige Schilder aufgestellt, die auf nicht zum Grillen geeignete Flächen hinweisen. Die Lagerfeuer würden von einer Überwachungsfirma konsequent gelöscht, die Grillrückstände von Reinigungskräften zeitnah beseitigt, damit sei der Brandgefahr ausreichend vorgebeugt, teilt das Baureferat mit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: